Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
garantieren …«
»Sehe ich aus, als würde mir ein bisschen Dreck etwas ausmachen?« Claudius blickte sich gehetzt um. »Komm schon, ich verspreche dir, wenn ich es schaffe, werde ich alles tun, um dich hier rauszuholen und diesen Krieg zu beenden. Ich werde Marcus Capistranus erledigen. Noch einmal lasse ich mich nicht abhalten.«
Logan nickte. »Also gut«, sagte er. »Mein Plan war folgender …«
37
D er Gang war lang, niedrig und kahl. Ein alter Wartungsstollen, der schon lange nicht mehr genutzt wurde. Wasser tropfte von der Decke und sammelte sich in Pfützen am Boden. Die Luft roch abgestanden und modrig. Bleiche Wurzeln rankten aus den Rissen im Beton und tasteten sich in den Raum hinein.
Marcus Capistranus wich dem ekligen Gestrüpp aus und setzte seinen Weg fort. Seine Schritte hallten von den Wänden wider. Er spürte, wie kalte Angst sein Herz ergriff. Jedes Mal, wenn er diesen Weg einschlug, fürchtete er, nicht wieder lebend zurückzukommen. Aber das war nun mal der Preis, den er zahlen musste. Nur wer etwas riskierte, genoss den Segen des Herrn.
Das Licht seiner Fackel schimmerte von den feuchten Wänden wider. Er war allein. Niemand von seiner Leibgarde wäre ihm freiwillig auf diesem Weg gefolgt. Die Angst der Menschen, ihre Seele zu verlieren, war groß. Aber selbst wenn sie ihm gefolgt wären, er hätte sie gar nicht dabeihaben wollen. Zumindest jetzt noch nicht. Dies war nicht nur ein Gang unter die Erde, es war ein Gang in die Tiefen seiner Seele. Hinab zu Urängsten und Alpträumen. Dort wollte er von niemandem gesehen werden. Furcht war etwas, das jeder mit sich allein ausmachen musste. Nur wer seine Angst überwand, fand wahrhaftigen Mut.
Er kniff sein Auge zusammen.
Am Ende des Gangs tauchte eine Stahltür auf. Grau, schmutzig, mit abblätterndem Lack. Ein rostiger Türknauf mit dazugehörigem Sicherheitsschloss vervollständigte den trostlosen Anblick. Capistranus erschauerte. Noch einmal fragte er sich, ob er das Richtige tat. Gab es nicht vielleicht doch einen anderen Weg, wie man der Armee der Frauen Herr werden konnte? Nein. Gäbe es ihn, hätte er ihn schon lange gefunden. Zeit genug war ja vorhanden gewesen. Seit er von der Invasion erfahren hatte, wusste er, dass er um diesen Schritt nicht herumkommen würde. Und er wusste, dass er den Weg allein würde antreten müssen. Bekleidet nur mit einem einfachen Büßergewand, seine Fackel in der einen, den Dornenstab in der anderen Hand, ging er bis zum Ende des Tunnels.
Dann lehnte er den Stab an die Wand und fingerte in seiner Tasche herum. Der Schlüssel war klein, messingfarben und mehrfach gezackt. Ein Schlüssel aus einer Zeit, in der solche Handwerkskunst noch gewöhnlich war. Er steckte ihn in das Schloss, bewunderte, wie sauber er nach all der Zeit immer noch hineinglitt, und drehte ihn herum. Kein Hakeln, kein Wackeln, kein Drücken. Das Schloss schnappte auf. Staub und Moder hatten sich in den Zwischenräumen niedergelassen, so dass er etwas kräftiger ziehen musste, um die Tür aufzukriegen.
Ein Schwall Übelkeit erregender Gerüche schlug ihm entgegen. Die Luft war warm und feucht und roch nach Fäulnis. Nicht die Art von Fäulnis, wie man sie als Produkt pflanzlicher Zersetzung erhält. Nein, hier roch es nach tierischer Verwesung. Leichengeruch.
Der Inquisitor schickte ein Stoßgebet gen Himmel, dann betrat er das dunkle Reich.
Der Schein der Fackel enthüllte eine metallene Plattform, von der aus eine Treppe nebst Geländer in die Tiefe führte. Die Stufen waren mit bleichem Moos oder Flechten überwuchert und an manchen Stellen gefährlich rutschig. Vorsichtig ging er ein paar Schritte hinab. Nur nicht stürzen. Er war ein alter Mann. Wenn er sich hier unten ein Bein brach, würde niemand kommen, um ihn zu retten.
Das Rauschen von Wasser war zu hören, dazwischen vereinzelt das Fiepen von Fledermäusen oder Ratten. Er wusste, dass er nicht allein war. Sie beobachteten ihn, seit er die Tür geöffnet hatte. Seine Anwesenheit war kein Geheimnis für sie. Trotzdem gebot es die Höflichkeit, dass er sich ihnen gegenüber bemerkbar machte.
Auf dem nächsten Treppenabsatz machte er halt und schlug mit dem Stab gegen das Geländer.
»Hört mich!«, rief er. »Ich bin es, Marcus Capistranus, der Herrscher der Oberwelt. Ich wünsche die Große Mutter zu sprechen.«
Seine Stimme bildete mannigfaltige Echos, als sie in den Höhlen und Katakomben unterhalb der schwarzen Kathedrale verhallte. Um seinen Worten
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