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Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Titel: Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Knochen und Gerippe dümpelten in dem vergifteten Teich und gaben Zeugnis davon, wie viele Menschen den Bleichen über die Jahre hinweg zum Opfer gefallen waren. Es mussten Hunderte, wenn nicht gar Tausende sein.
    Mit einem Zischen wurde der Inquisitor ermahnt, am Rand des Gewässers stehen zu bleiben. Eine der Kreaturen rannte über den Steg und verschwand im Inneren der Behausung; kurz darauf kam sie wieder hervor und stieß ein heiseres Krächzen aus. Marcus Capistranus nickte und begann, das eklige Gewässer zu überqueren. Er kannte die Prozedur: Niemand durfte ohne Anmeldung zur Matriarchin. In dieser Beziehung ähnelte das Verhalten der Bleichen dem der Menschen. Auch, dass der Hügel von Wächtern belauert wurde, wirkte erschreckend vertraut.
    Er trat an Land und näherte sich einer der Öffnungen. Hier war der Gestank besonders schlimm. Als ob der ganze Hügel aus verwesenden Leichenteilen aufgeschichtet war. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen, murmelte ein Stoßgebet an den Herrn und trat ein.
    Die Matriarchin war fett. Aufgebläht und unförmig, mit nichts weiter bekleidet als ein paar Fetzen schmutzigen Tuchs und einer Krone aus Knochen auf dem Kopf, hockte sie im Zentrum des Baues. In ihren Glubschaugen leuchtete Gier. Sie war hungrig, das konnte er sehen. Aber wann wäre die Große Mutter einmal nicht hungrig gewesen? Ihre Wangen waren aufgedunsen, ihre Lippen wulstig, und ihr Kinn ging ohne Hals in gerader Linie in die Brust über. An ihren zwei überdimensionierten Zitzen hingen Säuglinge, die nicht minder hässlich waren. Sie schliefen, ließen den Euter aber nicht einen Moment aus dem Mund. Capistranus schüttelte sich. Die Matriarchin war das böseste Geschöpf, das jemals auf Gottes schöner Erde gewandelt war. Und genau deshalb war sie so wichtig für ihn. Nur mit ihrer Hilfe konnte er seine Pläne in die Tat umsetzen. Sie würde nicht zaudern oder zögern, sie kannte kein Mitgefühl, und von Zweifeln würde sie sich nicht von ihrem Ziel abbringen lassen.
    Er kniete sich hin, wobei er das Gewicht auf seinen Stab verlagerte.
    »Ich grüße Euch, Große Mutter, Herrin der Unterwelt.«
    Das Wesen vor ihm gab nur schnaufende Laute von sich.
    »Ich habe Euch aufgesucht, weil ich mit Euch sprechen muss. Es geht um eine Angelegenheit von höchster Dringlichkeit. Wenn wir zusammenarbeiten, wäre das für uns beide von großem Vorteil. Für uns, weil wir uns unseren Erzfeind vom Halse schaffen könnten, für Euch, weil Euch das Futter im Übermaß sichern würde. Wenn Ihr Gefangene nehmt, wären Eure Vorratsstollen über Jahre gefüllt. Wärt Ihr bereit, euch meinen Vorschlag anzuhören?«
    Die Matriarchin schnappte ein paarmal nach Luft, dann drang ein Laut aus den Tiefen ihres gewaltigen Leibes. Ein tiefes, blubberndes Geräusch, das nur mit Mühe als gesprochenes Wort zu erkennen war.
    »REDE!«

Teil 3
    »Die Rache ist mein;
ich will vergelten, spricht
der Herr.«

38
    H immlischer Vater!« Benedikt sandte verstohlene Blicke nach allen Seiten, während er an der Seite Arkanas das feindliche Lager durchschritt. Er hatte das Gefühl, als würde er keine Luft mehr bekommen. Er hatte ja gewusst, dass Edana mit einem großen Aufgebot an Kriegerinnen und Waffen losziehen würde, aber dass es so viele waren, ließ ihn doch verzagen. Dies war keine hastig zusammengestellte Truppe, mit der man einen Wochenendfeldzug startete. Diese Armee kannte nur ein Ziel: die umfassende und vollständige Unterwerfung der Männer.
    Und er war mittendrin.
    Wie hatte er nur so vermessen sein können, zu hoffen, diese Lawine an Menschen und Material aufhalten zu können? Vermutlich würde er es nicht mal bis zur Heerführerin schaffen. Jeden Moment konnte er mit einer Klinge zwischen den Rippen auf der zerwühlten Erde liegen. Es grenzte ohnehin an ein Wunder, dass sie es so weit geschafft hatten. Vorbei an den Wachen und den Patrouillen, die das Lager weiträumig umkreisten. In seine kapuzenbewehrte Kutte gekleidet, den Rücken gebeugt, den Kopf gesenkt, schritt er an der Seite Arkanas durch das Lager.
    »Ich habe Angst«, flüsterte er gerade so laut, dass die Hohepriesterin ihn hören konnte. »Ich fürchte, es war eine ziemlich dumme Idee von mir mitzukommen.«
    »Halt den Mund und folge mir«, flüsterte Arkana zurück. »Und damit du es weißt, ich habe auch Angst.«
    »Hast du eine Ahnung, wo wir Edana finden können?«
    »Ich würde vermuten, im Zentrum des Lagers, dort, wo die Bäume am dichtesten

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