Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
suchen? Arkana, hast du das zu verantworten?«
»Ja, Arkana, sag uns, was das zu bedeuten hat.«
»Wie kannst du es wagen, einen Teufel zu uns zu bringen?«
Die Aufmerksamkeit schien sich von ihm weg auf die Hohepriesterin zu richten. Benedikt entschied sich, dass der Zeitpunkt gekommen war, die Augen zu öffnen.
Kaum hatte er es getan, bereute er es schon wieder. Der Anblick jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Eine riesige Traube von Frauen hatte sich um sie gebildet, und immer noch strömten weitere Schaulustige herbei. Die Stimmung war angespannt. Noch hatte ihn kein Schwert oder Stein getroffen, doch das konnte sich jeden Moment ändern.
Eine Kriegerin mit einer Lanze senkte ihre Waffe und richtete sie auf Arkana. »Was hat das zu bedeuten, Hohepriesterin? Wer ist dieser Mann? Was hat er in deiner Begleitung zu suchen?«
Arkana blickte in die Runde. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie noch kein einziges Wort gesagt. Ruhig stand sie da, abwartend, überlegen. Benedikt fragte sich, wie sie in dieser Situation so beherrscht sein konnte. Doch jetzt hob sie ihre Arme, und die Gespräche erstarben.
»Hört mich an, Schwestern«, rief sie. »Ich verstehe eure Erregung. Ihr seid neugierig und verwundert. Wenn der Moment gekommen ist, werde ich all eure Fragen beantworten. Doch im Moment gibt es etwas für mich zu tun, das wichtiger ist. Ich muss eure Anführerin sprechen. Eine schreckliche Gefahr kommt auf uns zu, und ich muss sie davor warnen. Lasst mich mit Edana sprechen, und ich werde dafür sorgen, dass alle gegen mich erhobenen Vorwürfe aus der Welt geschafft werden. Danach könnt ihr mir alle eure Fragen stellen.«
»Lügnerin«, schrie eine Frau von weiter hinten. »Du bist geflohen und hast dich mit dem Feind eingelassen. Jetzt hast du einen von ihnen hierher zu uns gebracht. Du bist eine Verräterin!«
Arkana suchte die Ruferin inmitten der Zuhörer. »Es ist wahr, was du sagst«, rief sie. »Ich bin geflohen, aber nur, um mein Leben zu schützen. Das und das Leben meines Mannes. Ich habe erkannt, dass die Männer nicht die Monster sind, als die manche von uns sie hinstellen. Wie gesagt: Wenn mein Gespräch mit Edana vorüber ist, werde ich jeder Einzelnen von euch Rede und Antwort stehen. Ich verspreche euch, dass ich nicht mehr fortlaufen, sondern mich eurem gerechten Urteil beugen werde. Und sollte es für mich den Tod bedeuten, so werde ich ihn akzeptieren. Aber bitte gebt mir die Chance, alles aufzuklären.«
»Und dieser Mann, den du da mitgebracht hast, was ist mit ihm? Warum ist er hier, was will er hier?«
»Egal wie das Urteil über dich ausfallen wird, er muss auf jeden Fall sterben.«
»Tod dem Teufel!«
»Ja, Tod dem Teufel!«
»Teufel, Teufel!«
Arkana erhob ihre Arme und versuchte, gegen die anschwellende Unruhe anzuschreien, doch der Ruf nach Bens Hinrichtung wurde immer lauter. Die Menge geriet in Bewegung und drängte unaufhaltsam nach vorne. Die Situation geriet außer Kontrolle.
Es war genau das eingetreten, was Benedikt am meisten befürchtet hatte. Er würde sterben, ohne auch nur ein Wort der Verteidigung vorgebracht zu haben. Ein Stein flog und traf ihn an der Schulter. Der Schmerz ließ ihn zusammenfahren. Er beugte sich nach vorne und entging so einem zweiten Stein, der messerscharf an seinem Ohr vorbeisauste. Er zweifelte keine Sekunde daran, dass die letzten Sekunden seines Lebens angebrochen waren.
In diesem Moment geschah etwas Seltsames. Inmitten der wogenden Menge aufgebrachter Frauen entstand eine Lücke. Nicht von allein und auch nicht aus Zufall. Jemand schob sich nach vorne – und dieser Jemand war klein. Klein und alt.
Die Frau war in Begleitung einer jüngeren Frau, die dafür sorgte, dass niemand ihr zu nahe kam, doch das war eigentlich nicht nötig. Als sie sahen, wer sich da näherte, wichen die erregten Frauen respektvoll zurück. Schließlich war ein etwa zwei Meter breiter Korridor entstanden, durch den sie ungehindert hindurchspazieren konnte. Als sie bei ihnen eintraf, warf sie der Hohepriesterin ein knappes Nicken zu. »Arkana.«
»Oberste Heilerin.«
Das war’s, mehr hatten die beiden sich nicht zu sagen, obwohl Benedikt das Gefühl hatte, dass sie einander gut kannten. Dann wandte sich die Frau ihm zu.
»Wie heißt du?«
Es war seltsam. Irgendetwas an ihr kam ihm vage vertraut vor. War es die Stimme oder die Art, wie sie ihren Kopf beim Sprechen neigte? Er holte seine Brille aus der Tasche und begann, sie umständlich zu putzen. Als
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