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Das verbotene Glück der anderen

Das verbotene Glück der anderen

Titel: Das verbotene Glück der anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manu Joseph
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vor, wie er ihr eine Anweisung erteilt und wie sie ihm sanftmütig gehorcht. Dazu wird es vielleicht nie kommen, aber der Gedanke gefällt ihm trotzdem.
    «Ich komm später wieder», sagt Mariamma.
    «Worum geht es denn?», fragt Mythilis Mutter.
    «Ich wollte fragen, ob Mythili Thoma dreimal pro Woche eine Nachhilfestunde geben könnte. Die braucht er nämlich recht dringend.»
    Sie blickt Mythili in die Augen, und das Mädchen lächelt verhalten, als sei sie eine Fremde. Das ist unfair, denn immerhin gab es Zeiten, da sie seiner Mutter wie ein Schatten folgte und sagte, sie habe sie lieber als ihre eigene Mutter.
    «Aber sie hat sehr viel zu tun», sagt Mythilis Mutter.
    «Sie wissen ja, dass bald Prüfungen sind.» Dann wendet sie sich an ihre Tochter und sagt: «Du hast jede Menge zu tun.»
    «Ja, ich habe jede Menge zu tun», sagt Mythili.
    Daraufhin tritt Mythilis Mutter aus der Wohnung und machtdie Tür hinter sich zu. «Ich muss Ihnen was sagen, Maria», erklärt sie. Dass Mariamma nicht Maria heißt, hat Mythilis Mutter nie akzeptiert. «Das Geld, das ich Ihnen vor zwei Monaten geliehen habe, es waren ja nur zweihundert Rupien, aber es wäre trotzdem nett, wenn Sie mir die bald zurückgeben könnten. Ich bin momentan etwas knapp bei Kasse.»
    Ein Gefühl der Scham durchzuckt Mariamma. Ohne dass sie es merkt, verschwinden ihre Lippen in ihrem Mund. Wie eine Schwachsinnige lächelt sie belämmert den Fußboden an. «In den nächsten Tagen hätt ich es Ihnen sowieso zurückgegeben – das wollt ich nur sagen», erklärt sie und geht zurück in ihre Wohnung.
    Dort wandert sie durch die leeren Zimmer, wirft einen Ball aus zusammengeknülltem Zeitungspapier in die Luft, fängt ihn mit einer Hand wieder auf und raunt vor sich hin, was aus ihr geworden sei. «Die Mädchen, die die dümmsten Gänse im Dorf waren, als Mariamma noch wer war, die sind jetzt alle stolze Frauen, und Mariamma muss betteln gehen.» Ab und zu erhebt sie die Stimme, und Thomas findet es übertrieben, dass sie sich dabei auch noch auf seine Großmutter besinnt, die nichts mit den soeben erlebten Demütigungen zu tun hat. «Ich habe Besseres zu tun, als Tee zu kochen, Annamol.»
    Sie flüstert eine Frage, die ihr ein Lehrer einst über den Goldbarren stellte und die sie so glänzend beantwortete, dass die ganze Klasse verblüfft war. Sie geht weiter in der Wohnung auf und ab, wirft den Papierball hoch und macht sich murmelnd Komplimente.
    Thoma stellt sich vor, wie er eines Tages in ferner Zukunft in einem schwarzen Wagen vorfährt, der so breit ist, dass man ihn außerhalb von Wohnblock A würde parken müssen. Alle Hausbewohner würden sich auf den Balkonen versammeln, um den Wagen zu sehen. Dann würde er aussteigen, mit dunkler Sonnenbrille,einem engen weißen Hemd, weißen Hosen und spitzen weißen Schuhen, die im Sonnenlicht funkeln. Und dann würde Mariamma aus dem Wagen schlüpfen, in einem Sari aus Gold. Er würde zu Mythilis Mutter hinaufblicken und ihr Unmengen von Geldscheinen zuwerfen, die fast alle irgendwie auf ihrem Balkon im dritten Stock landen würden. Und sie würde beschämt ihren Bauch betrachten. Danach würde er aus irgendeinem Grund in Zeitlupe rennen, mit fliegendem Haar.
    Thoma geht hinter seiner Mutter her, die jetzt etwas schneller durch die Zimmer läuft. Sie fängt an, um sich zu schlagen, macht die Finger steif und deutet auf Dinge. Der Zeitungsball fällt ihr aus der Hand. Er hebt ihn auf und gibt ihn ihr zurück. Ohne Thoma anzusehen, nimmt sie den Ball entgegen und marschiert zu einer anderen gelben Wand. Er hält sich dicht hinter ihr.
    «Erzähl mir eine Geschichte aus deinem Dorf», sagt er.
    «Später», sagt sie lieblos, als hätte sie nur eine weitere innere Stimme gehört, die etwas von ihr will.
    Er fragt sich, wie Unni es fertigbrachte, sie aus ihrem Genörgel zu reißen. Er wusste genau, wie er mit ihr umgehen musste, er hatte
Geschick
. Aber Thoma ist nicht so patent. Er beschattet sie nur und fragt sich, wie er sie am besten zum Lachen bringen kann. Sie wird allmählich lauter, die alten Klagen fallen ihr wieder ein, ihre Wut gilt nicht mehr den Demütigungen, die sie am Vormittag erlebt hat.
    Mit drohendem Finger geht sie in die Küche. Sie zieht die Lippen ein, stellt den Kopf schief, ihr Kiefer wird steif von all den wütenden Worten, die ihr im Mund stecken bleiben, und sie zeigt auf die Zimmerdecke. Thoma steht bei ihr, äfft ihre mürrische Miene nach und zeigt auf die Zimmerdecke. Einen

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