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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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sich leise verhielt.
    Edward erwiderte den Druck deutlich fester als nötig. Ja, jetzt halte ich den Mund, verriet der schmerzhafte Druck. Aber später habe ich eine ganze Menge zu sagen.
    Drakonas lächelte in die Dunkelheit hinein. Dann schob er sich näher an die Felswand, weg vom Licht.
    Mit angehaltenem Atem lauschten beide Männer.
    Die beiden in der nächsten Höhle bedienten sich der Sprache, die in diesem Teil des Kontinents am meisten verbreitet war, auch wenn die Männerstimme den Dialekt und Klang des Südens hatte. Die andere Anwesende, »Ihre Gnaden«, sprach mit lispelnder Stimme, die an ein Tier erinnerte, dessen lange, schmale Zunge zwischen scharfen Zähnen hervorstößt.
    »Bist du sicher, dass er den Pass nimmt?«
    »Ganz sicher. Wie sonst sollte er es versuchen?«
    »Ich weiß es nicht. Aber wenn es einen anderen Weg gibt, wird er ihn finden. Man darf ihn nicht unterschätzen, wie du inzwischen wissen dürftest.«
    »Deine Kriegerinnen bewachen die Grenze.«
    »Ja, weil sie die Mönche bemerkt haben. Noch so ein Beispiel für deine Unfähigkeit.«
    »Sie haben sich absichtlich gezeigt. Du hast es selbst vorgeschlagen.«
    »Ich habe vorgeschlagen, die Soldaten auftauchen zu lassen, damit Angst vor einer Invasion aufkommt. Stattdessen haben meine Kriegerinnen die Mönche entdeckt. Diese Frauen sind nicht dumm. Sie stellen Fragen. Ich musste die Männer als harmlose Reisende darstellen.«
    »Außerdem ist da ja noch der Zauber«, fuhr Grald mürrisch fort. »Der hat ihn schon einmal am Eindringen gehindert.«
    »Und du glaubst, dieser Fehlschlag würde ihn abschrecken. Das ist kein Mensch, Grald, sondern ein Drache. Ich fürchte, du vergisst das hin und wieder.«
    »Er ist in menschlicher Gestalt«, gab Grald zurück. »Das macht ihn angreifbar.«
    »Nicht so angreifbar, dass er dir nicht den Auftrag vermasseln konnte.«
    »Wir hatten keine Zeit. Wir mussten uns beeilen.«
    »Genau wie ich. Diese alte Frau ist so schwach und gebrechlich, dass sie mir nicht mehr von Nutzen ist. Die Drachenmeisterin wird heute Nacht sterben. Sobald du die anderen auf den Weg gebracht hast, holst du den Leichnam ab. Schmeiß ihn zu den anderen.«
    Edwards Finger gruben sich in Drakonas' Arm.
    Ich habe es auch gehört, verdammt. Mit einem Ruck befreite sich Drakonas. Was zum Teufel machen wir jetzt?
    Grald zeigte sich wenig erfreut. »Ich bin dagegen. Die Frau könnte noch viele Wochen weiterleben, vielleicht sogar Monate. Wir brauchen mehr Zeit, um die neue …«
    Ein gewaltiger Körper verlagerte schwerfällig sein Gewicht. Scharfe Klauen zerkratzten den Felsboden, und Schuppen schabten an den Wänden entlang.
    »Das ist allein meine Entscheidung«, ertönte die lispelnde Stimme. »Du hast, was du wolltest. Kümmere du dich um deine Angelegenheiten, und überlasse mir die meinen.«
    »Also gut. Ich denke, du weißt, was du tust. Wir bleiben in Verbindung.«
    Der Schatten verneigte sich tief und setzte sich in Bewegung.
    Drakonas drückte sich flach gegen die Wand. Neben ihm tastete Edward nach seinem Schwert. Beschwichtigend legte Drakonas ihm eine Hand auf den Arm.
    Einen kurzen Moment schob sich Gralds Schatten vor das Licht. Dann betrat er die Höhle, in der Edward und Drakonas sich versteckten.
    Drakonas machte große Augen und spürte, wie auch Edward verwundert aufmerkte.
    Grald war ein wahrer Riese. Er maß mindestens sieben Fuß, hatte breite Schultern, starke Arme, eine Brust wie ein Eichenfass und dicke, muskelstrotzende Beine. In dem Harnisch, der seinen Oberkörper schützte, hätte Drakonas ein Bad nehmen können. Auf dem Rücken trug Grald einen riesigen Hammer, an der Hüfte baumelte ein Breitschwert.
    Ohne sie zu bemerken, stapfte der Hüne fluchend und mit schweren Schritten an ihnen vorbei, denn er war blind vor Wut. Darum sah er weder nach rechts noch nach links. Edward und Drakonas gaben keinen Laut von sich, bis seine lauten Schritte in der Ferne verklangen.
    Auch der Drache zog ab. Drakonas registrierte jedes Geräusch genau, denn er konnte alles einordnen: das Schaben einer Flügelspitze an der Wand, das Schleifen der Klauen auf dem Boden, das schlurfende Geräusch des langen, sehnigen Schwanzes, der über das Gestein gezogen wurde.
    Das Bild, das diese Geräusche in ihm hervorriefen, war so deutlich, dass er sich nicht vorstellen konnte, wie Edward die Wahrheit entgehen könnte. Drakonas würde die unangenehme Tatsache erklären müssen, dass sie in einem Königreich, das angeblich frei von

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