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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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und zu dem Kurzschwert an ihrer Taille griff.
    Bellona wirkte nicht wie eine Frau und benahm sich auch nicht so. Ihre Kleidung und ihr Gang ließen sie wie einen glatt rasierten Mann Mitte Dreißig erscheinen. Die schwarzen Haare waren sehr kurz geschnitten, ihr Blick war kühn und herausfordernd. Die harte Arbeit hatte ihre Arme gestählt, und das Schwert führte sie mit geübter Leichtigkeit. Nur wirklich sture oder sehr betrunkene Männer ließen es auf einen Kampf ankommen, den sie dann allerdings oft damit bezahlten, dass sie sich mit angeschlagenem Kopf oder gebrochenem Kiefer auf dem Boden wiederfanden.
    Bellona freundete sich hier mit niemandem an. Sie wollte keine Freunde, machte sich jedoch auch keine Feinde. Die meisten Leute waren froh, diesen sauertöpfischen, halb verrückten Pelzhändler sich selbst zu überlassen.
    Das kleine Zelt aus Bärenhaut bauten sie und Nem ganz am Rand des Lagers auf, so weit wie möglich entfernt von allen anderen, gerade noch innerhalb des vorgegebenen Areals. Das Zelt war mehr zum Schutz der Pelze gedacht als für sie selbst.
    Nachdem sie den Karren abgeladen hatten, zog Nem ihn in den nahen Wald, um ihn dort hinter einem Baum abzustellen. Bellona arrangierte die Pelze noch im Inneren des Zelts, ehe sich die beiden zur Ruhe begaben. Nem schlief im Zelt auf dem Boden, damit er die Pelze nicht beschädigte. Bellona schlief davor und bewachte auf diese Weise den Eingang. Ihre Hand lag ständig am Schwertknauf. Beide waren von dem langen Weg so müde, dass sie rasch einschliefen und von den fröhlichen Umtrieben ringsherum kaum noch etwas mitbekamen.
    Am Tag darauf wurde der Markt eröffnet, und die Geschäfte nahmen ihren Lauf.
    »Wenn es genehm ist, werter Herr«, begann Nem, während er respektvoll an seiner Stirnlocke zupfte, »mein Meister ist mit seinen Pelzen eingetroffen. Er meint, dass Ihr dieses Jahr gute Pelze benötigt. Wenn dies so ist, fragt er an, ob Ihr so freundlich sein möchtet, mit ihm ins Geschäft zu kommen.«
    Der Kaufmann, der viel zu tun hatte, würdigte den Jungen kaum eines Blickes. »Am üblichen Ort, nehme ich an?«
    »Ja, werter Herr«, bestätigte Nem.
    »Ich werde kommen«, versprach der Kaufmann, um sich dann wieder seiner Kundschaft zuzuwenden.
    Nem kam die Aufgabe zu, alle Kaufleute aufzusuchen, mit denen sie schon einmal gehandelt hatten. Er sollte ihnen mitteilen, dass »Meister Bell, der Pelzhändler« gekommen war. Außerdem sollte er nach neuen Kunden Ausschau halten, weshalb er alle, die Pelze feilboten, genau beobachtete. Bellona hatte ihm beigebracht, wie er einen Händler anhand der Güte der von ihm angebotenen Pelze beurteilen konnte, aber auch anhand der Kundschaft, die er anzog. So zog Nem über den Markt und registrierte zwei neue Händler, die als Kunden in Frage kamen.
    Diese Aufgabe brachte den Jungen natürlich unter die Leute. Auf dem Markt fiel Nem weniger auf als auf der Straße. Zwischen den Ständen herrschte großes Gedränge, und alle hatten viel zu tun – man kaufte und verkaufte, spielte und trank. So wurde er trotz seines ungewöhnlichen Gangs kaum bemerkt. Hin und wieder blieb zwar mal jemand stehen oder machte einen Scherz auf seine Kosten, aber die meisten Leute waren zu sehr damit beschäftigt, sich zu amüsieren, als auf ein verkrüppeltes Kind zu achten.
    Solange Nem nicht vom Markt weglief und mittags zum Essen auftauchte, um Bellona Bericht zu erstatten, konnte er tun, was ihm beliebte. Am ersten Morgen war er bereits zweimal über den ganzen Markt gelaufen, hatte mit allen alten Kunden gesprochen und die neuen begutachtet. Damit war seine Arbeit getan und noch viel Zeit übrig, die ihm allein gehörte.
    Er wanderte ziellos umher und sog die vielen Eindrücke in sich auf. Fasziniert blieb er stehen und sah einem Mann in Narrenkleidern zu, die schon bessere Tage gesehen hatten, welcher geschickt auf einem zwischen zwei Bäumen gespannten Seil tanzte. Vor dem Kasperletheater lachte er schallend über die Scherze der Handpuppen. Die Jongleure bewunderte er, doch an den Barden zog er einfach vorbei. Was andere an denen fanden, war ihm unklar, denn er empfand ihr Gejaule und Gekreische als sehr unangenehm.
    Die Süßwarenstände, um die sich die anderen Kinder drängten, interessierten ihn ebenso wenig. Gebrannte Mandeln oder Küchlein, aus denen der Honig triefte, reizten ihn nicht. Doch dann stieg ihm Bratenduft in die Nase und lockte ihn an ein Feuer, über dem Männer ein ganzes Schwein am Spieß rösteten.

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