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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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an dem Tag verraten, als Melisande starb. Weil sie ein Recht hätte, es zu wissen.
    In jenen schlimmen Tagen hatte Bellona oft gehofft, Drakonas würde auftauchen und ihr die Bürde des Drachensohns abnehmen. Mittlerweile jedoch hatten sich ihre Gefühle geändert. Sie wollte alles in ihrer Macht Stehende tun, um ihn von Melisandes Kind fern zu halten.
    Also verkaufte sie die restlichen Pelze weit unter Preis an einen bass erstaunten Pelzhändler. Als der sagte, er könne momentan nicht alles mitnehmen, sondern müsse erst einen Wagen besorgen, schenkte sie ihm den Wagen einfach dazu. Hauptsache, sie war ihn los.
    Eilig half sie dem Mann, die Pelze aufzuladen, und wartete ungeduldig, bis er die ausgehandelte Summe endlich sorgfältig zweimal durchgezählt hatte. Dann brach sie das Zelt ab und hatte alles gepackt, noch ehe er den halben Abhang bewältigt hatte. Mit dem zusammengerollten Zelt über der Schulter eilte sie in den Wald, um Nem heimzubringen.
    Es war bereits Nachmittag, als Bellona den Wald erreichte. Die Glocken der Abtei riefen zum Vespergebet, was Bellona allerdings wenig sagte. Man hatte sie gelehrt, die Drachenmeisterin zu verehren, jene Frau, die Bellona und ihr Volk vor den Drachen schützte. Nachdem dieser Glaube sich als Betrug erwiesen hatte, hatte Bellona sich nie einem neuen zugewandt. Für sie bedeutete das Geläut daher nur, dass die zehnte Stunde anbrach. Ihr blieben also noch zwei bis drei Stunden Tageslicht.
    Am Waldrand stieß Bellona auf Nems Stiefel, der an einem Baumstamm lag. Drakonas hatte erzählt, er hätte den Jungen in den Wald getragen, um dort die Wunde zu untersuchen. Offenbar hatte er in dieser Hinsicht die Wahrheit gesagt. Bellona sah, in welche Richtung der Junge geflohen war. Er hatte eine deutliche Schneise durch das Unterholz geschlagen. Wahrscheinlich war er vor Panik außer sich gewesen.
    »Armer kleiner Kerl«, murmelte sie. Diese Bemerkung überraschte sie selbst, denn normalerweise empfand sie keinerlei Mitleid, für niemanden. Den Stiefel nahm sie mit.
    Während sie der Spur durch Farn und Büsche folgte, bewegte sie sich so leise, als wäre sie einem Tier auf der Spur. Instinktiv rief sie auch nicht seinen Namen. Er hatte sich wie ein wildes Tier verkrochen und würde womöglich noch weiter fortlaufen.
    Schließlich fand sie ihn. Er hatte sich auf einem Laubhaufen zusammengerollt. So blass und still lag er da, dass ihr vor Schreck der Atem stockte. Sie musste sich erst fassen, ehe sie ihn untersuchen konnte.
    Als sie seine Stirn berührte, stellte sie fest, dass sein Fleisch warm war. Auch der Puls ging regelmäßig. Er war nicht tot, sondern nur völlig erschöpft eingeschlafen.
    Bellona rüttelte ihn wach.
    »Aufwachen, Nem!«
    Er schlief so fest, dass er sie nicht bemerkte. Da schlug sie ihm kurz auf die Wange.
    Der plötzliche Schmerz ließ ihn hochschrecken. Verwirrt sah das Kind sich um.
    Seine Augen nahmen Bellona wahr, suchten dann jedoch nach jemand anderem. Als Nem niemanden entdeckte, starrte er Bellona furchtsam an.
    »Ich weiß, was los war«, teilte sie ihm mit. Er brauchte es nicht zu erzählen. »Tut es noch weh? Wo der Hund dich gebissen hat?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Bellona warf ihm den Stiefel zu. »Zieh das an.«
    Mit verschränkten Armen und strenger Miene stand sie neben ihm. Die Nervosität machte sie reizbar. Ein Knacken ließ sie zusammenfahren.
    »Mach schon«, drängte sie, als Nem den Stiefel umständlich an seinen Drachenfuß zog.
    »Ich geh nicht wieder zurück«, begehrte Nem störrisch auf. Er meinte den Markt.
    »Nein«, sagte Bellona. »Ich auch nicht. Wir gehen nach Hause.«
    Überrascht blickte er auf. »Und die Pelze?«
    »Ich habe sie verkauft. Hat nicht viel eingebracht, aber es wird schon reichen. Verdammt noch mal, du sollst dich doch beeilen!«
    Sie packte ihn am Arm und zerrte ihn hoch. Dann wollte sie ihn hinter sich herziehen, doch zu ihrem Erstaunen riss er sich los und wich zurück.
    »Warum bin ich so?«, schrie er. Der Schrei kam aus seinem tiefsten Inneren, als würde etwas in ihm aufreißen. Sein Gesicht war weiß, die Augen lodernd blau. Er sah aus, als würde er von innen verbluten. »Wer hat mich so gemacht?«
    »Das würdest du nicht verstehen«, gab Bellona brüsk zurück. Sie verstand es ja selber nicht. Wie sollte sie es ihm erklären? »Ich erzähle es dir, wenn du älter bist.«
    Er rannte an ihr vorbei. Hinkend brach er durch das Gebüsch.
    Doch die Muskeln seines verletzten Beines waren steif und

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