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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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sich gerade mit einem Fleischküchlein in der einen und einem Bierkrug in der anderen Hand stärkte. Beim Anblick des Besuchers legte er das Essen beiseite und erhob sich, um Drakonas zu begrüßen.
    »Einen schönen Tag, mein Herr. Ein Tag mit Gottes Segen. Was sucht Ihr in unserer Abtei, Meister?«, begann er mit breitem Lächeln, ohne den Soßenfleck an seinem Kinn zu bemerken.
    »Ich hätte eine Frage, werter Herr Pförtner«, gab Drakonas zurück. »Beim Stierkampf wurde heute ein kleiner Junge verletzt, sein Bein wurde aufgerissen. Ein tapferer, kleiner Bursche, der die Verletzung wie ein Soldat ertrug. Er hat mich sehr beeindruckt, darum dachte ich, ich erkundige mich mal nach ihm. Wie geht es ihm? Heilt das Bein wieder?«
    »Nun, das ist eine seltsame Frage, Meister«, antwortete der Pförtner. »Denn Ihr seid schon der Zweite, der heute nach diesem Jungen fragt. Und noch merkwürdiger ist, dass so ein Knabe hier gar nicht aufgetaucht ist.«
    »Seid Ihr sicher?« Drakonas schützte Überraschung vor. »Vielleicht hattet Ihr Pause und habt ihn nicht gesehen?«
    »Nein, ich war den lieben langen Tag hier vorne. Ich habe jeden gesehen, der kam und ging. Da war kein Junge dabei, geschweige denn ein verletzter.«
    »Nun, dann war es wohl doch nicht so schlimm«, meinte Drakonas, um beiläufig hinzuzufügen: »Und wer hat sich noch nach ihm erkundigt?«
    »Eine Schwester. Sie schien ganz verstört zu sein, dass er nicht hier ist. Sie hat darauf bestanden und wollte sich mit meinem Nein nicht zufrieden geben, darum hat sie sich mit eigenen Augen davon überzeugt. Als sie ging, war sie in heller Aufregung, und als ich ihr noch einen schönen Tag wünschte, warf sie mir einen Blick zu, als sollte ich gleich in der Hölle schmoren.«
    »Bestimmt hat sie sich um das Kind gesorgt«, sagte Drakonas. »Kanntet Ihr sie denn?«
    »Oh, nein«, erwiderte der Pförtner. »Aber das wäre auch unwahrscheinlich. Wir sind hier doch ein sehr abgelegener Ort und bekommen normalerweise kaum Besuch.«
    »Das ist wohl wahr. Nun, dann will ich Euch nicht länger aufhalten. Diese Pastete solltet Ihr nicht warten lassen. Setzt Euer Mahl fort, guter Mann«, schloss Drakonas. Er tastete in seiner Börse. »Und danke für die Auskunft. Nehmt dies für die Armen, ja?«
    Der Pförtner nahm die Münzen mit einem Segenswunsch an und widmete sich wieder seinem Essen.
    Nachdem Drakonas sich auf diese Weise davon überzeugt hatte, dass seine Befürchtungen gerechtfertigt waren, kehrte er zu Bellonas Lagerplatz zurück. Mit etwas Glück würde er dort den Jungen vorfinden, denn es wurde allmählich Abend, und der Kleine würde Hunger haben. Drakonas wusste recht gut, dass man ihn kühl empfangen würde. Doch er wollte die beiden vor der Nonne warnen, und wenn er sie verzaubern musste, damit sie ihn anhörten.
    Als er zu Bellonas Zeltplatz kam, fand er den Jungen nicht.
    Auch kein Zelt.
    Und keine Bellona.
    Kein Zelt, keine Pelze, kein Kind, kein Wagen. Der Zeltplatz war leer. Erst dachte er, er hätte sich vielleicht verirrt und sei am falschen Platz, doch damit täuschte er nicht einmal sich selbst. Die Spuren der Wagenräder waren ebenso deutlich zu erkennen wie das gelbe, platt gedrückte Gras dort, wo das Zelt gestanden hatte.
    »Sie hat mich reingelegt«, knurrte er halb zornig, halb bewundernd. Zornig war er auf sich selbst, die Bewunderung galt Bellona. »Sie hat mich gründlich reingelegt. Ich dachte, sie schert sich keinen Pfifferling um den Jungen, dabei war sie halb verrückt vor Sorge. So sehr, dass sie gepackt hat und abgezogen ist.«
    Und das Kind? Vielleicht war es längst hier gewesen, hatte sich im Zelt versteckt. Oder Bellona war es im Wald suchen gegangen, weil sie es zu finden wusste, auch wenn niemand anders das vermochte.
    »Wenigstens hoffe ich, dass niemand anders das vermochte«, sagte sich Drakonas schweren Herzens.
    Er suchte das Land ab – das helle Grün der umliegenden Hügel, das dunklere Grün des Waldes, das Marktgelände mit den bunten Ständen und Zelten. Die Straße war voller Menschen, es herrschte ein Kommen und Gehen.
    Wenn er nur Drachengestalt annehmen könnte! Seine Flügel ausbreiten, sich mit den starken Hinterläufen abstoßen und sich in die Luft erheben. Wenn er sich nur hinaufschwingen dürfte, hoch zwischen die Wolken. Dann könnte er über Berge, Felder und Straßen schweben und mit seinen scharfen Augen Ausschau halten, bis er sie gefunden hätte.
    Wie sie aus der Sicherheit mitten in die Gefahr

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