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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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mit dem Geld zurückkam. Außerdem sagte sie ihm ständig, dass er nun ein Mann sei, kein kleiner Junge mehr.
    Wie zufällig streifte Evelinas Hand die seine. Er spürte einen Schauer durch seinen Körper jagen. Erschrocken über diese ungebührlichen Gefühle rückte er etwas von ihr ab, um sie nicht mit seiner groben Berührung zu besudeln.
    Zu seiner Überraschung kam Evelina ihm nach. »So ganz allein nachts auf der Straße, da kann man schon Angst bekommen. Ich bin froh, dass du bei mir bist.«
    Ihre zarten Finger schoben sich zwischen seine.
    Bellona brütete vor sich hin und machte sich Gedanken, was sie tun sollten, wenn Nem das gestohlene Geld nicht wieder auftrieb. Sie brauchten Salz, um Fleisch für den Winter einzulegen, wenn irgendwann das Wild knapp wurde. Sie brauchten Mehl und Kartoffeln, um die kargen Mahlzeiten zu strecken und Zwiebeln gegen den Skorbut. Außerdem benötigten sie neue Äxte und Messer, um schadhaftes Werkzeug zu ersetzen.
    »Wenn es ein langer, harter Winter wird, können wir nur verhungern oder an einer Krankheit sterben«, sagte sie sich.
    Erneut ging sie durch, was sie Nem bei seiner Rückkehr an den Kopf werfen wollte. Er musste begreifen, wie gefährlich dumm sein Handeln gewesen war, ob er das Geld nun mitbrachte oder nicht. Weil sie so auf seine Rückkehr eingestellt war, kam ihr keinen Augenblick in den Sinn, was sie tun sollte, wenn er an diesem Abend nicht zurückkäme so wie in der Nacht zuvor.
    Da hatten sie sich nicht verpasst. Es war einfach ein anstrengender Tag gewesen. Da auch Bellona nur das einsame Leben im Wald gewohnt war, fiel es ihr schwer, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Wenn sie den ganzen Tag mit den Kunden verhandelt hatte, war sie ausgelaugt. So hatte sie sich gestern Abend nur noch in ihre Decke gewickelt und war sofort eingeschlafen. Erst am frühen Morgen hatte sie Nem wieder gesehen. Schwankend wie ein Trunkenbold und grün und blau getreten war er in Begleitung der Nachtwache aufgetaucht.
    Als an diesem Abend die Nacht anbrach, in der Zeltstadt die Feuer angezündet wurden und der Bratenduft die Luft durchzog, kehrten die bösen Vorahnungen des Morgens doppelt so heftig zurück. Ob es Mutterinstinkt war oder der Instinkt der Soldatin – sie wusste, dass ihm etwas zugestoßen war.
    »Wie konnte ich ihn nur allein abziehen lassen? Ich habe mich von meinem Zorn hinreißen lassen. Genau wie bei seiner Mutter.« Bellona seufzte unglücklich. »Es tut mir Leid, Melisande. Wach du über deinen Sohn, bis ich ihn finde.«
    Sie schnallte das Schwert um, schob ein Messer in den Stiefelschaft, schlüpfte aus dem Zelt und hielt auf die Stadt zu. Dort gab es eine Kneipe mit dem Namen Ratte und Papagei.
    Nem und Evelina hatten die Straße für sich allein. Der Schrein, wo sie Ramone treffen sollten, wurde nur selten aufgesucht, da er einem eher unbekannten Heiligen geweiht war. Er lag ein ganzes Stück abseits von der Straße im Dickicht und war ziemlich in Vergessenheit geraten. Auf dem überwucherten, kaum erkennbaren Pfad kamen die beiden nur sehr mühsam voran. Der Schrein sah alt aus. Vielleicht hatte schon der fromme Rhun hier gebetet.
    Als sie näher kamen, blieb Evelinas langer Rock an einem Dornbusch hängen. Nem bückte sich, um ihn zu lösen, und erhaschte dabei einen Blick auf ihr bloßes Bein. Seine Brust wurde eng, und die Kehle schnürte sich zusammen. Er erhob sich und blickte Evelina in die Augen. Sie erwiderte den Blick. Ihr Atem ging schneller.
    Mädchenhaft verwirrt senkte Evelina den Kopf.
    »Hinter dem Schrein gibt es eine Lichtung.« Sie deutete nach vorn. »Da hören die Dornen auf. Dort können wir uns setzen, etwas essen und auf Vater warten.«
    »Woher kennt ihr diesen Ort?«, fragte Nem neugierig.
    Das fragte sich Evelina auch.
    Der Dornbusch lieferte die Antwort.
    »Brombeeren«, antwortete sie. »Eine alte Frau in der Stadt erzählte mir, dass es hier so viele gibt. Ich war im Sommer hier, um sie zu pflücken.«
    Da Nem selbst Brombeeren gepflückt hatte, hätte er ihr diese Geschichte bereitwillig abgenommen, doch er hörte gar nicht richtig zu. Er nahm nur den Klang ihrer Stimme wahr, zu dem sein Herz den Takt klopfte. Währenddessen trampelte er das lange, grüne Gras auf der Lichtung herunter, die halb im Mondlicht, halb im Schatten der umstehenden Bäume lag.
    Evelina setzte sich auf das niedergetretene Gras und arrangierte sorgfältig ihre Röcke. Nem blieb lieber stehen.
    Der Sohn des Drachen hatte keine Ahnung

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