Das verbotene Land 2 - Drachensohn
von höflichem Benehmen. Er war zum ersten Mal in Gesellschaft einer jungen Frau. Da sie keine Bücher besaßen, konnte er weder lesen noch schreiben, und Bellona war Bildung nicht so wichtig. In den langen, dunklen Winternächten hatte sie ihm Geschichten erzählt, die sich vor langer Zeit zugetragen hatten. Von einer Stadt, die wegen der Liebe einer schönen Frau zerstört worden war, von einem König, den der Odem rachsüchtiger Götter auf dem Heimweg vom Kurs abgebracht hatte, und von der treuen Frau, die auf ihn gewartet hatte, Geschichten von Liebe und Verlust, von Ehre und Verrat. Heute Nacht sollte für Nem ein Märchen wahr werden, das dem Mondlicht und einem seidenen Schleier über goldenen Locken entsprang.
»Was meinst du, dauert es noch lange? Bis dein Vater kommt?«, fragte Nem unvermittelt.
»Wieso?«, neckte ihn Evelina. »Hast du es so eilig, mich loszuwerden?«
Nem wurde rot. Mit Scherzen konnte er schlecht umgehen. Bellona war ein ernster Mensch. Darum dachte er, Evelina würde es ernst meinen, und wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Seinetwegen konnte ihr Vater gern die ganze Nacht ausbleiben, doch darum ging es schließlich nicht.
Da Evelina ihn in Verlegenheit gebracht hatte, war sie immerhin so nett, ihn aus seiner Pein zu erlösen.
»Entschuldige bitte«, lenkte sie ein. »Das war gemein. Du machst dir natürlich Sorgen wegen des Geldes. Das kann ich dir nicht verdenken.«
Sie löste den Schleier und schüttelte ihre Haare, so dass sie im Mondlicht glänzten.
»Ich fürchte, es dauert noch eine Weile.« Sie schaute zu Nem empor. »Setz dich doch einfach zu mir.«
Leicht wie ein Tier ließ Nem sich neben ihr nieder. Evelina hörte ein Rascheln in den Büschen, dann ein Knacken und ein gedämpftes »Schsch.«
Sie erstarrte. Zweifellos hatte Nem das auch vernommen. Gleich würde er reagieren.
Doch Nem hörte nicht viel. In seinen Ohren – und anderen Körperteilen – pochte das Blut. Daher blieb er mit gesenktem Kopf sitzen und zupfte Grashalme aus. Die Geräusche wiederholten sich nicht. Evelina atmete auf.
Die beiden teilten das Essen und den Wein, den sie hin und her reichten. Der Wein schmeckte Nem besser als das gestrige Bier. Wein war süßer und wärmte das Blut. Zudem verlieh er Evelinas dunklen Augen einen strahlenden Glanz. Unter dem Einfluss des Weines erschien es ihm nur natürlich, dass sie ihm das Gesicht entgegenhob, ihren weichen Körper an ihn schmiegte und ihn auf den Mund küsste. Ihre Lippen schmeckten nach Wein, der so noch süßer erschien.
Evelina hatte den geschäftlichen Teil der Abmachung keineswegs vergessen, doch sie fand, sie hätte nun auch mal ein wenig Spaß verdient. Darum überstürzte sie nichts. Nem erregte sie ebenso wie das Wissen, dass ihr Vater und Federfuß in den Büschen saßen und zuschauten. Als ihr klar wurde, dass Nems Denkvermögen vom Wein und von seiner Leidenschaft völlig vernebelt war, legte sie die Rolle der scheuen Jungfrau ab und überließ sich ihrer Sinnlichkeit.
Er war ein aufregender Liebhaber, unerfahren, instinktiv, von animalischer Direktheit, doch zugleich so zärtlich, dass sie in gleicher Weise reagierte. Ihr Körper bog sich ihm entgegen, ergab sich seiner Berührung und seufzte mit ihm. Sie ging so in der Situation auf, dass sie das Geld beinahe vergaß.
Aber nur beinahe.
Bald spürte Evelina den Moment der Wahrheit nahen. Sie schürzte die Röcke, enthüllte ihre nackten Beine und spreizte sie.
»Nimm mich!«, flüsterte sie ihm drängend ins Ohr und zog ihn zu sich herab.
Sie spürte, wie er an seiner Hosenklappe herumfummelte, um sie aufzuknöpfen. Verdammt! Er wollte tatsächlich die Hosen anlassen!
»Oh, Liebster«, gurrte Evelina und ließ ihre Hände über seinen bloßen Rücken fahren. »Lass mich deine Haut spüren.«
Nem tat, als hätte er nichts gehört. Er hatte sich schon gefragt, wie er vorgehen sollte. Doch er hatte mit angesehen, wie die Männer an den Schänken zu ihrem Vergnügen kamen, ohne die Hosen herunterzulassen. Er wusste, dass es möglich war. Unter leidenschaftlichen Küssen drückte er sie mit seinem Körper zu Boden. Er wollte sie haben. Nichts konnte ihn mehr aufhalten.
Evelina begriff, dass die Situation ihr entglitten war. Mit aller Kraft stemmte sie die Arme gegen seine Brust und schubste ihn wenigstens teilweise von sich herunter. Das verschaffte ihr Luft, sich unter ihm herauszuwinden. Sie griff nach seinen Hosen, um sie mit einem Ruck herunterzuziehen.
Im
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