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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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unseren Sohn zu holen. Ich weiß es. Das kannst du nicht zulassen.«
    Ihr Gesicht war gerötet, die flehenden Augen blank. In den Händen hielt sie ihr Messbuch, als würde sie sich an Gott klammern.
    »Rede mit ihr, Ned«, drängte Ermintrude. »Sag ihr, dass sie ihn nicht bekommt. Sag es ihr.«
    »Niemand nimmt ihn uns weg, Frau.« Edward nahm sie in den Arm und spürte ihr Zittern. »Niemand nimmt Markus mit. Das verspreche ich dir. Ich werde sie empfangen, Gunderson. Bringt sie in dieses Zimmer. Und schickt die Diener weg.«
    Nach einer Verneigung verschwand der Seneschall. Er bewegte sich nur noch langsam, denn besonders bei feuchtem Wetter machten seine Knie ihm zu schaffen. Deshalb brauchte er nun eine Weile. Weder Edward noch Ermintrude sagten ein Wort. Sie entzog sich seinem Arm und stellte sich ans Feuer. Das Gebetbuch, das sie einmal in stummer Frömmigkeit an die Lippen führte, hielt sie weiter fest.
    Edward war mit den Erinnerungen beschäftigt, die plötzlich auf ihn einstürmten, ihn aus dem Sattel fegten und mit ihren Speeren auf ihn einstachen, bis er blutete. Er wollte einen Schluck Wein zu sich nehmen, hatte jedoch Angst, ihn nicht schlucken zu können. Darum stellte er den Becher wieder ab.
    Die Tür ging auf. Hinter Gunderson trat die Frau ins Zimmer. Er schloss die Tür und lehnte sich dagegen. Draußen regnete es noch immer. Die Gargylen schluckten das Wasser und spien es auf den Hof. Die Frau war so durchnässt, dass ihr Lederwams einen unangenehm strengen Geruch abgab.
    »Sie sagt, ihr Name sei Bellona«, stellte Gunderson sie vor.
    Bellona stand hoch aufgerichtet da, mit erhobenem Kinn und straffen Schultern. Sie war Soldatin gewesen, hatte Soldatinnen angeführt und eine Hohepriesterin geliebt. Von einem König ließ sie sich nicht einschüchtern.
    »Er weiß, wer ich bin«, wehrte Bellona ab.
    »Allerdings«, bestätigte Edward. Er achtete darauf, dass seine Stimme ungerührt klang. »Als ich Euch das letzte Mal sah, zielte Euer Pfeil auf Melisande. Ihr wolltet sie töten.«
    Der Versuch, die Oberhand zu gewinnen, misslang. Die Frau nahm den Vorwurf mit der Andeutung eines Nickens hin. Ihre Augen wanderten zu Ermintrude, dann wieder zum König zurück.
    »Melisande ist in meinen Armen gestorben«, berichtete Bellona. »Kurz nach der Geburt Eures Sohnes. Hat er Euch davon erzählt?«
    »Gunderson? Nein …«, begann Edward.
    »Nicht der.« In ihrer Stimme lag Verachtung. »Der kam zu spät. Er konnte nur noch das Kind mitnehmen. Ich meine den anderen, der Euch gedient hat. Drakonas.«
    Edward schüttelte den Kopf. »Drakonas hat mir nichts erzählt.«
    »Habt Ihr je gefragt?« Bellona verzog den Mund.
    »Nein, das habe ich nicht«, erwiderte Edward. Würdevoll fügte er hinzu: »Melisandes Bedingung war, dass ich nie versuche, etwas herauszufinden. Ich musste es ihr schwören, sonst hätte sie mir nicht gestattet, das Kind an mich zu nehmen. Ich habe mein Versprechen gehalten.«
    Seine Stimme wurde hart. »Was wollt Ihr, Bellona? Warum seid Ihr gekommen? Wollt Ihr Geld?«
    Seine Worte waren wie eine Ohrfeige. Ihr Gesicht glühte vor Wut. Spontan fuhr ihre Hand an die leere Scheide, und obwohl die Wachen ihr das Schwert abgenommen hatten, loderte ein so wildes, bleiches Licht in ihr, dass Gunderson selbst zur Waffe griff. Auf einen Blick von Edward hin schob er sie zurück in die Scheide, löste jedoch nicht seinen Griff.
    »Ich will tatsächlich etwas.« Bellona hatte Mühe, ihre Stimme zu beherrschen. »Aber kein Geld. Ich will mit Melisandes Sohn sprechen.«
    »Kommt nicht in Frage«, wehrte Edward brüsk ab.
    »Er hat ein Recht darauf, seine Mutter zu kennen!«, rief Bellona mit geballten Fäusten.
    »Er kennt seine Mutter«, gab Edward zurück. Er streckte Ermintrude die Hand hin. Die Königin trat langsam neben ihn, ohne seine Hand zu ergreifen. Noch immer umklammerte sie ihr Messbuch. Sie ließ Bellona nicht aus den Augen. »Über seine Geburt braucht er nichts zu erfahren. Es würde ihm nichts helfen, könnte aber großen Schaden anrichten. Ihr solltet lieber gehen, Bellona.«
    Er nickte Gunderson zu, der Bellona eine Hand auf den Arm legte.
    Sie schüttelte ihn ab. »Ich gehe erst, wenn ich mit ihm gesprochen habe.«
    »Dann muss ich Euch leider in den Kerker werfen«, erwiderte Edward.
    Bellona verschränkte die Arme vor der Brust. »Dann bleibt Euch wohl keine andere Wahl.«
    Mit ungeduldiger Handbewegung forderte Edward seinen Seneschall auf: »Ins Gefängnis mit ihr, Gunderson.

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