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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Wenn sie es so haben will.«
    »Edward, vielleicht …«, setzte Ermintrude an.
    Er fuhr sie mit einem Gesicht an, das sie nie zuvor an ihm gesehen hatte. »Nein, Ermintrude. Dieses Mal lasse ich mich nicht überreden. Diese Frau wandert in den Kerker, und da kann sie verfaulen.«
    Wütend verließ er den Raum. Gunderson legte Bellona erneut die Hand auf den Arm. Dieses Mal wehrte sie ihn nicht ab. Ihr Blick ruhte auf Ermintrude. Zwei vollkommen unterschiedliche Frauen – die eine weich und füllig, gehalten von stählernen Bändern, die in ein Korsett eingenäht und von Samt und Seide, Perlen und Spitze umrauscht waren. Die andere sehnig und stark, nur Haut und Knochen und Leder. Keine würde je begreifen, was das Leben der anderen ausmachte. Doch in diesem Augenblick geschah etwas zwischen ihnen.
    Es blieb unausgesprochen, einfach, schlicht. Nicht jeder hatte Sinn dafür, doch wer es bemerkte, erkannte es: Das Wissen um das, was richtig ist.
    Gunderson schleppte Bellona unsanft davon. Sie wehrte sich nicht, doch während sie ihm folgte, wandte sie den Kopf und sah weiterhin Ermintrude an, bis sie den Raum verließ. Noch nachdem sie fort war, nahm die Königin nur Bellonas Augen wahr.
    Sie stand vor dem Feuer und drückte ihr Messbuch. Es war kein Gebet. Sie wusste, was sie zu tun hatte, so wie Gott es wusste. Es hatte keinen Sinn, Gott nachzulaufen, ihn am Ärmel zu zupfen. Er hatte so viele andere Sorgen. Sie hätte ihn anflehen können, Edward Schmerz zu ersparen, aber dafür war es zu spät. Der Schmerz hatte längst eingesetzt. Jahrelang hatte die Wunde geschwärt. Diesmal sollte sie heilen – oder Edward würde sie für immer hassen.
    Dass auch Hass dabei herauskommen könnte, bereitete ihr Kummer, denn sie liebte ihn von Herzen. Aber sie konnte nur recht oder unrecht handeln, und wenn sie sich vom Richtigen abwandte, hatte sie weder Liebe noch Vertrauen verdient, ob er das je verstehen würde oder nicht.
    Bedächtig drehte Ermintrude ihren schweren Leib, damit sie nicht von ihrem Korsett gezwickt wurde, jedenfalls nicht so stark. Mit dem Buch vor dem Leib holte sie tief Luft und ging los.

21
    Bellona lief in der engen Zelle auf und ab, drei Schritte in jede Richtung. Ihre Füße stießen das Stroh auf dem Boden auseinander. Die Zelle, die tief unter der Erde lag, war so kalt und dunkel wie ihr sechzehn Jahre währender Kummer. In der Tür war ein Gitter für den Wärter, das dieser öffnen konnte, um sich zu vergewissern, ob die Gefangene sich nicht aufgehängt hatte. Dann ging es wieder zu und schloss alles Licht aus. Der Kerker war voller Ratten, doch damit unterschied er sich wenig vom Palast. Ungeziefer gehörte zum Leben. Bellona achtete nicht auf die Ratten, sondern trat nur fort, was ihr in den Weg geriet.
    Sie lief herum, weil sie etwas tun musste. Zu Hause hätte sie jetzt Kleider geflickt, Pfeilspitzen angefertigt oder Messer gewetzt. Da nun ihre Hände nichts zu tun hatten, mussten ihre Füße sich bewegen. Sie zweifelte nicht daran, dass der Prinz kommen würde. Die Frage war nur, wann – hoffentlich bald. Vor zwei Wochen hatte sie Nem verloren, und es würde wohl noch mehr Zeit verstreichen, ehe sie mit der Suche nach ihm beginnen konnte. Doch jeder verstreichende Moment war ihr schmerzhaft bewusst.
    Irgendwo in den steinernen Gängen waren kaum hörbare, gedämpfte Stimmen zu vernehmen.
    Bellona blieb stehen und lauschte angespannt.
    Dann öffnete sich das Gitter. Grelles Licht blendete die Frau. Sie hob die Hand, um die Augen abzuschirmen. Es wurde wieder dunkel. Der breite Körper des Wärters hatte sich vor das Licht geschoben. Nach kurzer Stille klirrte der Schlüssel im Schloss. Die schwere Tür schwang nach innen auf. Auf dem Boden vor Bellona zeichnete sich der Schatten eines Mannes ab. Sein Gesicht konnte sie nicht erkennen, doch sie spürte sein Staunen.
    »Ich bin Markus, Prinz von Idlyswylde. Meine Mutter sagte, ich solle mit Euch sprechen.«
    Er blieb in der Tür stehen. Sein Schatten reichte bis zu den Spitzen ihrer Stiefel. Melisandes Sohn.
    »Allein«, betonte sie.
    Der junge Mann zögerte. Dann drehte er sich zu dem Wärter um. »Geh. Warte am Ende des Gangs. Ich rufe dich, wenn es nötig ist. Du hast die schriftliche Anweisung der Königin. Und ihr Gold in der Tasche«, fügte er trocken hinzu.
    Das war das entscheidende Argument. Der Wärter steckte die Fackel in eine Halterung an der Zellenwand, zündete für sich eine zweite Fackel an, ging hinaus und schloss hinter sich

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