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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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ab. Sie hörten, wie seine Schritte sich entfernten. Laut hallten sie durch die Stille, die zwischen ihnen stand. Das Fackellicht flackerte. Die Zelle wogte vor Schatten. Jede Faser des jungen Mannes erinnerte Bellona an Melisande. Ihr Herz tat so weh, dass sie kein Wort herausbrachte.
    »Warum wolltet Ihr mit mir reden?«, fragte Markus schließlich.
    »Um einen Fehler wieder gutzumachen«, antwortete Bellona leise.
    Er starrte sie an. »Welchen Fehler?«
    »Den deines Vaters – und meinen. Wir haben sie beide im Stich gelassen.«
    »Im Stich gelassen? Wen?« Er reagierte verständnislos.
    »Deine Mutter.«
    Welche Mutter sie meinte, musste nicht ausgesprochen werden. Er wusste es auch so und zuckte zusammen.
    Bellona schluckte und fuhr fort: »Ich habe einen Schwur geleistet, doch ich habe versagt. Ich hatte zu viel Angst. Angst, ihn zu verlieren.«
    Traurig kehrte sie die Hände nach oben. »Aber ich habe ihn trotzdem verloren. Vielleicht weil ich nicht das getan habe, was ich versprochen hatte. Und jetzt ist deine Mutter von mir und von deinem Vater enttäuscht. Aus demselben Grund. Auch er hat Angst.«
    Sie sah ihm in die Augen, die ihr direkt ins Herz drangen. »Ich muss es wieder gutmachen.«
    Schweigend versuchte Markus zu begreifen. Sie erwartete Widerspruch und Fragen. Doch er sagte nur: »Du redest von meiner Mutter, als wäre sie am Leben. Aber das ist sie nicht, oder?«
    Bellona schüttelte den Kopf. Er nickte bedrückt.
    »Ich dachte es mir. Trotzdem hatte ich immer noch gehofft …«
    Er sprach den Satz nicht zu Ende. Offen begegnete er ihrem Blick. »Du willst, dass ich mit dir irgendwo hingehe. Um das zu tun, was du nicht vermagst.«
    »Genauso wenig wie dein Vater«, fuhr Bellona verärgert auf. Auch Edward trug seinen Teil der Schuld. »Dein Vater ist ebenso beteiligt.«
    »Nun gut«, willigte Markus ein. Er nahm die Fackel aus der Halterung. »Gehen wir.«
    Sein plötzlicher Entschluss überrumpelte Bellona, obwohl sie damit hätte rechnen können. Melisande war genauso gewesen. Auch sie hatte schnelle Entscheidungen getroffen und ohne Zögern gehandelt, so dass sie oft impulsiv, waghalsig oder übermäßig spontan gewirkt hatte. In Wahrheit jedoch war ihr die Fähigkeit zu Eigen gewesen, eine Situation rasch in sich aufzunehmen, sie zu durchdenken, eine Entscheidung zu fällen und sie sofort in die Tat umzusetzen. Ihr Sohn schien diesen Charakterzug geerbt zu haben.
    Bellona sah, dass er schon nach dem Wärter rufen wollte. Sie hielt ihn am Arm fest.
    »Warte! Ich fürchte, weder die Anordnung der Königin noch ihr Gold können mich aus dieser Zelle befreien.«
    »Das stimmt«, räumte Markus ein. Nachdenklich sah er sie an. Plötzlich lächelte er, und das war das ansteckende, strahlende Lächeln seines Vaters. »Aber das ist kein Problem.«
    Er überlegte noch, während er die Zelle betrachtete. »Meine Mutter sagte, dein Name sei Bellona.« Sanft fügte er hinzu. »Meine andere Mutter. Diejenige, die mir riet, dir zu vertrauen.« Er deutete in eine Ecke. »Setz dich dorthin. Auf das Strohlager an der Wand.«
    »Was hast du vor?«
    Markus hob die Hand. »Ich habe auch keine Fragen gestellt«, erinnerte er sie.
    Achselzuckend setzte Bellona sich auf das Stroh.
    Markus musterte sie intensiv, als ob er sich jede Einzelheit genau einprägen wollte. Dann hob er die Hand und strich damit sanft durch die Luft zwischen ihnen beiden. Die Luft vor Bellona begann zu schimmern, als würde Wärme vom Boden aufsteigen.
    Markus winkte sie zu sich. »Du kannst jetzt aufstehen. Komm zu mir herüber.«
    Befremdet tat Bellona, was er verlangte.
    »Sieh«, forderte er sie auf.
    Die stehende Bellona starrte eine sitzende Bellona an.
    Entgeistert wich sie zurück, prallte gegen den Prinzen und hätte ihn beinahe umgeworfen. Er hielt sie fest, womit er sie beide stützte. Die sitzende Bellona rührte sich nicht.
    »Tut mir Leid, wenn ich dich erschreckt habe«, meinte er.
    »Stimmt doch gar nicht«, fuhr Bellona ihn an. »Es macht dir doch Spaß, Leute mit deiner Magie zu überraschen.«
    »Oh, du wusstest schon davon?« Markus klang enttäuscht.
    »Ich habe so etwas bereits gesehen«, erklärte sie kühl. »Ich kenne einen Mann namens Drakonas, der so etwas vermag.«
    Diesmal reagierte Markus überrascht.
    »Wir haben uns noch einiges zu erzählen«, stellte er fest.
    Bellona warf einen Blick auf die Illusion. Sie hatte lange kein Spiegelbild von sich gesehen und war erstaunt, wie alt sie geworden war. Sie hatte

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