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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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sich sehr verändert, war nicht mehr die Anführerin der Kriegerinnen von Seth, die sich stolz im blanken Metall ihres Schildes betrachtet hatte. Seit Melisandes Tod war ihr Aussehen ihr gleichgültig gewesen. Doch ihr Körper war gealtert. Die Zeit hatte die körperlichen Wunden heilen lassen, doch ihre Seele hatte sie in einem Graben vergessen.
    »Ich fürchte, ich kann dich nur da sitzen lassen«, entschuldigte sich Markus, der einen Grund für ihr langes Schweigen suchte. »Wenn ich hier bleiben würde, könnte ich dich auch aufstehen oder dich hinlegen lassen. Aber wenn ich erst einmal weg bin, habe ich keinen Einfluss mehr auf das Bild. Es rührt sich nicht mehr.«
    »Das merkt der Wärter doch.«
    »Oh, irgendwann schon.« Markus grinste. »Wenn Burt zum dritten oder vierten Mal durch das Gitter blinzelt und feststellt, dass du dich nicht gerührt hast, schöpft er vielleicht Verdacht und geht in die Zelle. Er brüllt los, alles rennt herbei, und meine Eltern wissen, was ich getan habe. Bis dahin sind wir längst auf und davon.«
    Gedankenverloren kratzte er sich am Kinn. »Dich aus der Zelle und aus dem Palast zu mogeln, wird da schon schwieriger.«
    Bellona wandte den Blick von ihrem Bild ab. Es verstörte sie. Lieber konzentrierte sie sich auf Markus, in dem sie etwas von Nem zu finden hoffte.
    Das war schwierig, denn der Prinz war kein Monster.
    Markus war ein hübscher, gut genährter und gebildeter Jüngling mit ordentlichen Manieren und einer gepflegten Ausdrucksweise. Alles an ihm war ohne Tadel. Seine ganze Welt war gut. Bellona fühlte einen Stich der Eifersucht für Nem.
    Wenn sie mehr von Markus' Vergangenheit gewusst hätte, wäre die Bitterkeit vielleicht weniger groß gewesen. Doch sie wusste weder von dem Turmzimmer noch von den quälenden Träumen. Alles, was sie sah, war seine Schönheit, deretwegen er alles besaß, was er sich je erträumt hatte.
    Doch diese Schönheit stammt von Melisande. Wie kann ich ihn da hassen?, fragte sie sich. Warum würde ich ihm am liebsten dieses perfekte Gesicht zerkratzen, damit es ein paar Narben trägt? Denn das möchte ich. Obwohl ich es nicht verstehe.
    »Ich habe eine Idee.« Markus riss sie aus ihren Gedankengängen. »Aber du musst genau das tun, was ich sage. Einverstanden?«
    »Möglich«, knurrte sie. Jeden Wunsch würde sie ihm gewiss nicht erfüllen.
    Wieder strich Markus mit der Hand durch die Luft. Er ging um sie herum und formte die Luft, als wäre sie Ton. Als er fertig war, musterte er sie mit kritischem Blick.
    »Gut. Aber nicht perfekt, also Vorsicht. Trotzdem, es geht. Ich kann dich nicht sehen, obwohl ich weiß, dass du da bist.«
    »Was soll das heißen – du kannst mich nicht sehen?«
    »Ich habe dich mittels Magie mit der Dunkelheit verschmelzen lassen«, erklärte Markus stolz.
    Bellona warf einen Blick auf ihr Ebenbild.
    Du bist weniger schlau, als du glaubst, sagte sie stumm zu dem jungen Mann. Dazu braucht man keine Magie.
    »Und halte dich vom Licht fern«, warnte er sie. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, löschte er seine Fackel im Unrateimer. »Bleib im Schatten. Nicht weil man dich sehen könnte, wenn du ins Licht trittst. Das kann keiner. Aber die Leute würden irgendetwas sehen wollen und könnten es plötzlich nicht erkennen. Dann werden sie unruhig. Verstehst du?«
    »Nein.« Bellona wollte endlich verschwinden. »Aber ich bleibe aus dem Licht, ich halte den Mund, ich bewege mich leise, und ich laufe nirgendwo gegen. Rufst du jetzt den Wärter?«
    Markus begann zu rufen.
    Der Wärter schloss die Tür auf. »Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, Hoheit. Was ist mit Eurer Fackel?«
    »Ist mir runtergefallen«, antwortete Markus.
    »Ihr hättet mich rufen müssen, Hoheit!«, meinte der Mann vorwurfsvoll. »Wer weiß, was diese Wilde Euch in der Finsternis noch angetan hätte!«
    »Ich habe doch gerufen, Burt«, lachte Markus. »Und schon bist du da. Kein Grund zur Panik – wie du siehst, ist alles in Ordnung.«
    Er deutete auf die sitzende Bellona.
    Burt trat beiseite. Er stand mit dem Rücken zur Tür, so dass der Prinz sich gerade so eben an seinem runden Bauch vorbeidrücken konnte. Markus verschwand in den Gang. Burt warf einen letzten kurzen Blick auf die Gefangene. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass diese nicht fliehen wollte, zog er die Tür zu. Bellona hätte nun loslaufen können, doch dann wäre sie gegen den Wärter geprallt. Auch ohne Markus' gut gemeinte Erklärungen war ihr klar, dass sie sich das

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