Das verbotene Land 3 - Drachenbruder
Neuigkeiten.«
Edward starrte ihn erstaunt an, denn jetzt erkannte er ihn. »Drakonas!«
»Es fliegen Drachen herbei, die sich dem Kampf anschließen wollen, Majestät«, teilte Drakonas ihm mit. »Nicht nur einer. Viele.«
»Viele?«, wiederholte Edward erschüttert. »Wie sollen wir uns gegen sie wehren?«
»Ihr habt die Wahrheit gesprochen, als Ihr sagtet, es wäre ein Wunder geschehen, Majestät.«
Drakonas streckte eine Hand aus, worauf eine Frau vortrat. Sie bewegte sich mit würdevoller Anmut. Bei ihrem Nahen teilte sich die Menge.
»Das ist Anna, die Hohepriesterin von Seth«, stellte Drakonas die Fremde vor.
»Majestät«, sagte die Hohepriesterin und verneigte sich leicht.
»Meine Schwestern und ich können Euch vor den Drachen beschützen. Deshalb sind wir gekommen.«
Noch ehe der König etwas erwidern konnte, erhoben sich überall im Schloss laute Stimmen. Der Feind hatte sich neu formiert und ging zum Angriff über.
»Geht auf eure Posten zurück!«, befahl Edward.
Die Männer nahmen ihre Plätze wieder ein. Die Kriegerinnen mischten sich unter die Soldaten, die ihnen zwar befremdete Blicke zuwarfen, aber zu viel zu tun hatten, um etwas dazu zu sagen.
Markus hörte das Kommando, aber er rührte sich nicht vom Fleck. Nicht einmal die Nachricht von den Drachen oder vom Angriff der Feinde erreichte ihn wirklich. Bezaubert starrte er die Hohepriesterin an.
»Sie ist wunderschön«, flüsterte er in sich hinein, wie er meinte.
»Ja, das ist sie«, bestätigte Nem.
Markus blickte von seinem Bruder zur Hohepriesterin und wurde rot. »Verzeihung, Bruder. Ich wollte nicht …«
Nem lächelte. Es war ein steifes Lächeln, weil er wenig Übung darin hatte, und er war nicht so recht sicher, wie er es verwenden sollte.
»Du kannst Anna bewundern, so viel du willst«, sagte Nem. »Wir sind Freunde, weiter nichts. Ich habe jetzt meine eigene Familie, um die ich mich kümmern muss. Zwanzig Brüder und Schwestern. Das erklär' ich dir später«, fügte er mit wärmerem Lächeln hinzu, als er Markus' Staunen bemerkte. »Vorerst sollten wir uns auf die Begegnung mit den Drachen vorbereiten.«
»Diplomatie ist hier nicht notwendig, Majestät«, sagte Anna gerade als Antwort auf die vorsichtigen Fragen des Königs. »Wir kennen die Wahrheit über den Drachen und wissen, wie unser Volk getäuscht wurde. Wir wissen bereits, dass die Drachenmeisterin, die wir so verehrt haben, in Wirklichkeit selbst ein Drache war.«
Ihr Blick wanderte zu Nem. »Und wir wissen von den Kindern, die bei Nacht geraubt und nach Drachenburg gebracht wurden. Wir haben die Drachenkinder kennen gelernt, sie aufgenommen und ihnen Asyl gewährt. Jetzt sind wir in Euer Reich gekommen, damit die Drachen nicht auch Euch versklaven, so wie sie es bei uns taten.«
»Eure Hilfe ist mehr als willkommen, Hohepriesterin«, beteuerte Edward. Er war froh, dass viele seiner Offiziere in Hörweite standen und aufmerksam lauschten. »Bitte sagt mir, was Ihr braucht.«
Auf den Türmen und Mauern wurden Stimmen laut. Der Angriff hatte begonnen. Feuerkugeln, die an geschmolzene Lavabälle erinnerten, flogen in den Hof. Die Flammen breiteten sich rasch aus und fraßen alles, was sie berührten, ob kaltes Eisen oder Menschenfleisch.
»Löscht das Feuer!«, dröhnte Gunderson.
»Nehmt kein Wasser!«, rief die Kommandantin der Kriegerinnen. »Wasser facht die Flammen weiter an. Erstickt sie mit nassem Stroh oder Decken.«
»Meine Schwestern und ich brauchen einen ruhigen Ort, wo wir den heiligen Kreis bilden können«, erwiderte Anna. Sie musste die Stimme erheben, weil der Lärm immer mehr anschwoll. »Wir kämpfen nicht mit Schwertern, Majestät. Wir kämpfen mit unserer Magie.«
»Markus, bring die Hohepriesterin und ihre Begleiterinnen in den Palast«, wies Edward den Prinzen an, und dieses eine Mal widersetzte sein Sohn sich ihm nicht.
Flink trat Markus vor.
»Hohepriesterin.« Er verneigte sich. »Ich stehe Euch zur Verfügung.«
Er hielt ihr den gesunden Arm hin, um sie zu geleiten. Anna legte ihre Hand auf seine, und Markus nahm eine andere Form der Magie wahr, eine ganz gewöhnliche, die mit Drachen nichts zu tun hatte.
Markus führte die Frauen von Seth in die Privatkapelle des Königs, die gut geschützt etwas abseits lag und Stille bot. Er fragte sich, ob Gott sich wohl an dieser Invasion heidnischer Praktiken störte. Angesichts dessen, was Drakonas über das Wunder gesagt hatte, konnte Markus nur darauf hoffen, dass der Herr wenig
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