Das verbotene Land 3 - Drachenbruder
auf das Schwert der Anführerin aus Seth. Sofort loderte eine weiße Flamme heraus.
Die Kommandantin schlug damit nach einem Drachenkrieger. Die verzauberte Klinge glitt durch seine Rüstung und schien den Mann zu spalten. Die Frau verschwendete keine Zeit damit, sich nach ihm umzusehen, sondern hielt sofort auf den nächsten Feind zu.
Der Anführer der Drachenarmee erkannte, dass seine kleine Abteilung gleich vom Hauptheer abgeschnitten sein würde. Man hatte ihn dazu ausgebildet, normale Menschen zu bekämpfen, nicht die Kriegerinnen aus Seth. Die verfügten zwar nicht selbst über Drachenmagie, aber sie wussten, wie man diese benutzte und vereitelte.
»Rückzug!«, befahl er, worauf seine Männer den geordneten Rückzug antraten.
Einige jüngere Ritter hätten gern die Verfolgung aufgenommen, aber der König befahl ihnen mit scharfen Worten, in die sicheren Mauern des Schlosses zurückzukehren. Die Streitwagen rollten durch das Tor. Ihre Pferde waren schweißnass, und der Schaum tropfte ihnen aus dem Maul. Dahinter kamen die Ritter und die Kriegerinnen herangeprescht. Anschließend schlug man die Tore zu.
Markus stand zur Begrüßung bereit. Verzweifelt suchte er herum, achtete aber kaum auf die Kriegerinnen und die Frauen in den Wagen. Endlich fand er den einen, den er sehen wollte.
Nem untersuchte einen Metallpfeil, der sich zwischen die Schuppen auf seinem Bein gebohrt hatte. Mit einer Grimasse umfasste er den Pfeil, zog ihn heraus und warf ihn weg.
»Nem«, begann Markus mit warmer Stimme. »Wie schön, dich zu sehen!«
Der Drachensohn hob den Kopf.
Markus streckte ihm die Hand hin.
Nem richtete sich auf. Er musterte Markus, ohne die Miene zu verziehen, machte aber keine Anstalten, seine Hand zu ergreifen.
Markus lief rot an. Er ließ die Hand sinken und wollte sich abwenden.
Da machte Nem einen Schritt nach vorn. Seine Klauenfüße schrammten über den Boden.
»Bruder«, stieß er schroff aus und umarmte Markus – mit sanftem Griff, um dessen verletzten Arm zu schonen.
43
Es war ein kurzer Freudentaumel, kostbare Momente voll triumphierender Begeisterung, ehe die Ritter und Soldaten von Idlyswylde einen zweiten Blick auf die stolzen Kämpferinnen aus Seth und ihre heidnischen Priesterinnen warfen. Da fragten sie sich, ob sie den Wolf in den Schafspferch gelassen hatten. Die Männer im Hof scharten sich um die Frauen und bedachten sie mit skeptischen Blicken und leisem Gemurmel. Ungefähr zur gleichen Zeit bemerkte jemand Nem – ein Wesen mit einem Menschenleib und Tierbeinen.
Der Ruf »Teufelsbrut«, Stahlklirren und herandrängende Männer setzten der Begrüßung der Brüder ein Ende. Markus setzte zu Erklärungen an, konnte sich aber kein Gehör verschaffen. Einen Mann schlug er mit der Faust zu Boden, während Nem einen anderen mit bloßen Händen hochhob und auf seine Kameraden warf, die wie die Kegel umfielen.
Der Aufruhr ließ die Kriegerinnen zu den Waffen greifen. Sie eilten Nem zur Hilfe. Die Männer des Königs wollten ihnen den Weg versperren, und es sah so aus, als könne der Feind sich in Ruhe niedersetzen, weil die Menschen im Schloss bereits alles selbst erledigten.
Da erscholl ein wütender Schrei. Die Hufe von König Edwards Pferd klapperten über das Pflaster, als dieser mitten in das Getümmel ritt. Seine Ritter begleiteten ihn und schlugen mit der flachen Klinge nach rechts und links in die Menge.
Der König erhob die Stimme.
»Seid ihr verrückt geworden?«, brüllte Edward. Er brauchte sein Schwert nicht zu ziehen. Die Wucht seines Zorns und die Wut in seinem Gesicht ließen die Soldaten zurückweichen und die Waffen senken. »Als ich das letzte Mal hinsah, war der Feind vor der Mauer!«
Doch die Soldaten murrten. Einer meldete sich mutig zu Wort und zeigte auf Nem. »Und was ist dann das da?«
»Ein Wunder«, antwortete Edward. »Ein Wunder, in der Stunde der Not von Gott gesandt. Jetzt kehrt auf eure Posten zurück! Oder, bei Gott, ich schlage jeden einzelnen von euch in Eisen und klage euch wegen Hochverrat an!«
Die Soldaten sahen ihren König und – aus dem Augenwinkel – seine Ritter, die sie umstellt hatten. Aber die Männer waren aufgebracht und machten keine Anstalten, sich zu trollen. Das Gesicht des Königs verfinsterte sich. Schon trieben seine Ritter die Pferde voran, als ein Mann sich einen Weg durch die Menge bahnte und auf den König zulief.
Die Speerspitze eines Ritters hielt ihn auf. Eilig rief der Mann: »Majestät, ich bringe wichtige
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