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Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Titel: Das verbotene Land 3 - Drachenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Neubramfels, Weinmauer oder zahllosen anderen Menschenländern. Wer keine Drachenmagie besaß, wurde zu einem Handwerker in die Lehre gegeben oder arbeitete auf den Feldern mit. Die Kinder melkten die Ziegen, hüteten die Schafe und fütterten die Hühner. Wenn sie Drachenmagie in sich trugen, lebten sie hingegen bei den Mönchen und Nonnen.
    Dennoch blieben Kinder auf der ganzen Welt stets Kinder. Darum hoffte Drakonas, andere zu finden, die sich hinausgeschlichen hatten, während ihr Meister zum Essen ging, oder die ihre Hühner sich selbst überließen, um ein bisschen Spaß zu haben. Drakonas wusste, wo solche Lausbuben normalerweise steckten. Schon bald fand er ein Grüppchen, das sich in einer Gasse herumdrückte und mit ihren Messern auf einen Pfosten warfen.
    »Darf ich auch mal?«, fragte Drakonas. Er gesellte sich zu ihnen.
    »Keine Mädchen«, wehrte einer der Jungen ab.
    »Du hast bloß Angst, dass ich dich schlage!«, höhnte Drakonas.
    Ein paar der Umstehenden grinsten breit. Der erste Junge warf dem Mädchen einen wütenden Blick zu.
    »Ach ja? Na, dann zeig mal, was du kannst.« Er drückte ihr das Messer in die Hand.
    Drakonas spielte schon seit Jahrhunderten Messerwerfen. Er hätte seinen Rivalen leicht schlagen können, aber das hätte die Kinder irritiert, von denen er akzeptiert werden wollte. Also zeigte Draka, dass sie werfen konnte. Das Ergebnis war ein Gleichstand, worauf man sie zur erfahrenen Messerwerferin erklärte und in die Bande aufnahm.
    Zusammen mit ihren neuen Freunden spielte Draka, bis es ihnen zu langweilig wurde und sie sich nach anderen Unterhaltungsmöglichkeiten umsahen. Es waren sechs Jungen zwischen neun und vierzehn. Der eine war Lehrling bei einem heruntergekommenen Schuster, der gern dem Bier zusprach und um diese Tageszeit meist schlief und den Jungen sich selbst überließ. Zwei hätten auf dem Feld arbeiten sollen, wozu sie keine Lust gehabt hatten. Einer sollte für seine Herrin, eine Kräuterfrau, etwas besorgen, und ein anderer lag eigentlich krank im Bett.
    Der sechste rückte nicht recht mit der Sprache heraus. Durch Nicken und Augenzwinkern, Flüstern und Rippenstöße deuteten die anderen jedoch an, dass er ein »Ausbrecher« war – eines der Kinder mit Drachenmagie im Blut. Daher behielt Drakonas diesen Burschen, der ständig in sich hineinmurmelte und, als er an der Reihe war, plötzlich nach Draka stach, genau im Auge. Nachdem die anderen Knaben dem Ausbrecher erklärt hatten, dass ein Angriff auf Kameraden nicht den Spielregeln entsprach, ritzte er sich selbst den Unterarm auf. Seine Freunde ließen sich durch dieses bizarre Verhalten nicht im Geringsten stören, sondern nahmen ihm einfach das Messer weg und rieten ihm, sich am Brunnen zu waschen, sonst würden ihn die Gesegneten erwischen.
    Anschließend kamen verschiedene Vorschläge, wie man sich die Zeit vertreiben könnte. Die einen wollten auf dem Markt Äpfei klauen, die anderen die Frauen am Fluss beim Wäschewaschen ärgern, wieder andere die Verwüstung durch die Explosion am Vortag begutachten, wo sie insgeheim eine Leiche zu finden hofften.
    Die Mehrheit war schließlich für letztere Idee, als Drakonas einwarf: »Pah! Da sind keine Toten mehr. Mein Vater hat gesagt, sie hätten alle gefunden.«
    Die Jungen machten lange Gesichter, und derjenige mit der Drachenmagie schlug vor Wut mit der Faust gegen die Mauer, womit er sich blutige Knöchel einhandelte.
    »Ich weiß!«, sprudelte Draka plötzlich los, rückte aber von dem Jungen ab, der sie komisch ansah. »Wir sehen uns den Palast an.«
    Daraufhin herrschte Totenstille. Die Jungen starrten sie nur an, manche ehrfürchtig, andere nervös.
    »Wieso? Was ist los mit euch?«, fragte Draka.
    »Das dürfen wir nicht«, antwortete einer.
    »Wir dürfen auch nicht von der Arbeit weglaufen und tun es trotzdem«, hielt Draka dagegen.
    »Das ist etwas anderes«, meinte ein anderer Junge.
    »Wenn der Drache uns erwischt, frisst er uns«, flüsterte der Jüngste.
    Die anderen knufften spielerisch nach ihm und zausten ihm die Haare, aber keiner machte Anstalten aufzubrechen. Der Junge mit der Drachenmagie führte keine Selbstgespräche mehr, sondern starrte Draka prüfend an.
    »Ich glaube, ihr habt Schiss«, meinte Drakonas hochmütig. »Na, wer begleitet mich zum Palast?«
    Unsicher sahen die Jungen einander an.
    »Angsthasen.« Drakonas pokerte hoch.
    »Ich komme mit«, schlug der Junge mit der Drachenmagie ein. Sein mageres, blutverschmiertes Gesicht

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