Das verbotene Land 3 - Drachenbruder
habe. Bitte vergebt mir. Ich weiß, dass Ihr furchtbar unter Druck wart, als Ihr mir all diese wunderbaren Dinge sagtet, als wir an diesem schrecklichen Ort um unser Leben rannten. Ihr habt das alles nicht so gemeint. Wie könntet Ihr mich auch lieben? Ich bin doch ein Niemand. Keine Prinzessin oder Grafentochter …«
»Evelina«, setzte Markus an. Er fühlte sich abscheulich. »So ist es nicht.«
»Bitte, trinkt Euren Wein, Hoheit«, fuhr sie fort und hielt ihm den Becher hin. Tränen glitzerten auf ihren Wimpern. »Die Tochter des Dorfvorstehers hat ihn gemacht. Es wäre eine Beleidigung, ihn zu verschmähen. Ich habe ihr versprochen, dass ich ihr erzähle, wie er Euch mundet. Ihr dürft gern lügen. Schließlich seid Ihr ein Prinz und könnt mit den Menschen umspringen, wie Ihr wollt.«
»Evelina«, versuchte er es ein drittes Mal.
Sie drückte ihm den Becher in die Hand. Dann lief sie in eine Ecke und begann herzzerreißend zu schluchzen.
Markus trank einen Schluck. Er war völlig durcheinander. Eben war er noch in knöcheltiefem Wasser gewatet, doch jetzt stand es ihm bis zum Hals und hörte nicht auf zu steigen. Evelina hatte genau das ausgesprochen, was er hatte sagen wollen – dass in Drachenburg alles anders gewesen war, dass er so stark unter Druck gestanden hatte und das alles. Anfangs war ihm das alles so vernünftig und logisch vorgekommen. Jetzt, wo sie es sagte, kam er sich vor wie ein Wurm. Er wusste nicht, was er tun sollte. Was immer er jetzt sagte, würde es noch schlimmer machen. Aber er konnte sie auch schlecht weinend in der Ecke sitzen lassen.
Markus trank mehr Wein. Er schmeckte merkwürdig, ganz anders als der Wein, den der Prinz gewohnt war. Außerdem war er erheblich kräftiger. Die Wärme breitete sich von der Kehle aus in den Bauch und die Glieder aus, süß, angenehm und entspannend. Nach einem weiteren Schluck stellte er den halb leeren Becher auf den Tisch und ging zu Evelina.
Jetzt schlug das Wasser nicht mehr über ihm zusammen. Er trieb auf der Oberfläche. Er würde sich bei ihr entschuldigen. Schließlich war sie tapfer gewesen und hatte ihm treu zur Seite gestanden.
»Evelina«, begann er zum vierten Mal. Sie drehte sich um und sah mit tränennassen, blauen Augen zu ihm hoch. Auf diesen Augen trieb er sanft wie eine Feder dahin.
»Jedes meiner Worte war wahr!«, stieß er aus. »Ich liebe dich! Ich bete dich an!«
Die Wärme des Weins drohte ihn zu ersticken. Er kämpfte dagegen an, doch der einzige Ausweg war, sich in das fließende Blau ihrer Augen zu stürzen. Sie war in seinen Armen, ihr weiches Fleisch unter seinen Händen, ihre Süße auf seiner Zunge. Schon riss er sich und ihr die Kleider herunter. Sie lagen auf der Matratze, keuchend, sich windend, sein Verlangen war so heiß und voll Schmerz, und sie war bereit, ergab sich …
Dann musste er sich am Bein kratzen. Er kehrte zurück zu Evelina, doch nun begann sein Arm heftig zu jucken. Er kratzte sich, aber plötzlich juckte es ihn am ganzen Körper. Er versuchte, nicht darauf zu achten, aber es war unerträglich. Er musste sein Tun unterbrechen, um sich zu kratzen. Evelina stöhnte, liebkoste ihn, fuhr mit den Händen über seinen Körper, und er versuchte es erneut, doch der Juckreiz war eine schreckliche Ablenkung.
Sie schlug die Augen auf und sah ihn an. Plötzlich zuckte sie zurück.
»Du … du hast überall Flecken«, keuchte sie erschrocken auf.
Er kratzte sich an Kopf und Hals, warf einen Blick auf seinen nackten Körper und sah, dass sie die Wahrheit sagte. Er war über und über mit roten Flecken bedeckt, etwa münzgroß, doch sie wurden größer und breiteten sich rasch aus. Sie brannten wie Feuer und juckten verteufelt. Markus konnte nichts weiter tun als kratzen. Er hätte schwören können, dass sie sogar in seinem Mund waren.
»Das ist doch nicht die Pest, oder?«, jammerte Evelina. Sie zog eine Decke über sich und kroch aus dem Bett.
Markus stöhnte. »Nein, wohl eher der Wein. Manchmal passiert so etwas, wenn ich bestimmte Kräuter oder Gewürze zu mir nehme, aber von Wein hatte ich das noch nie.«
»Gewürze«, murmelte Evelina. »Du meine Güte. Verdammt noch mal, du dummer Kerl! Wieso kannst du nicht einfach normal sein?«
Plötzlich verwandelte sich Evelina seltsamerweise in einen Drachen, dessen Augen Markus anstarrten. Der Drache wirkte nervös, fast ängstlich.
»Ich weiß nicht, wie ich mit dir reden soll.« Seine Farben waren dünn und angespannt. »Ich … das ist so
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