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Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)

Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)

Titel: Das verbotene Reich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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braucht weder Namen noch Adresse anzugeben und kann seine ganzen Anschuldigungen loswerden. Sagen Sie mir, muss man mit irgendwelchen Folgen rechnen, wenn man jemanden zu Unrecht anschwärzt?«
    Ni würde nicht in diese Falle tappen. »Auf dem Weg vom Vordereingang hierher ist mir ein Keramikpferd aus der Han-Dynastie aufgefallen. Eine Bronzeglocke aus der Zhou-Periode. Und eine Statuette aus der Tan-Dynastie. Lauter Originale, die Sie gestohlen haben.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Eine ganze Reihe von Museen und Sammlungen standen unter Ihrer Obhut; für Sie war es leicht, sich anzueignen, was immer Sie begehrten.«
    Pau stand auf. »Darf ich Ihnen etwas zeigen, Herr Minister?«
    Warum nicht? Er wollte mehr vom Haus sehen.
    Er folgte dem älteren Mann auf den Hof hinaus. Dieser weckte in ihm Erinnerungen an das traditionelle Heim seiner Familie in Sichuan, einer Provinz mit jadegrünen Hügeln und gepflegten Feldern. Seit siebenhundert Jahren lebten die Nis dort, von Bambusgehölzen umgeben, die fruchtbare Reisfelder einfassten. Auch dieses Haus hatte einen Wohnhof besessen. Eines war allerdings anders gewesen. Der Boden hatte nicht aus Pflastersteinen, sondern aus gestampfter Erde bestanden.
    »Wohnen Sie allein hier?«, fragte Ni.
    Um ein derart großes Haus musste man sich ständig kümmern, und alles wirkte tadellos gepflegt. Dennoch hatte er niemanden gesehen oder gehört.
    »Ist das wieder der Ermittler in Ihnen? Müssen Sie ständig Fragen stellen?«
    »Es kommt mir wie eine recht schlichte Erkundigung vor.«
    Pau lächelte. »Mein Leben ist eines der selbst auferlegten Einsamkeit.«
    Das war genau genommen gar keine Antwort, aber Ni hatte auch keine erwartet.
    Sie gingen zwischen in Töpfen wachsenden Büschen und Zwergeiben hindurch und näherten sich auf der gegenüberliegenden Seite des Hofs einer hohen, schwarzen Tür, auf der eine rote Scheibe prangte. Dahinter lag ein großer Saal, gestützt von massiven Pfeilern, über die sich eine Decke aus grünem Gitterwerk spannte. An einer Wand standen Bücherregale, an einer anderen hingen mit chinesischen Schriftzeichen bedeckte Schriftrollen. Sanftes Licht drang durch Papierfenster. Er bemerkte schöne Schnitzereien, Seidentücher an den Wänden und Schauvitrinen, in denen Objekte wie in einem Museum ausgestellt waren.
    »Meine Sammlung«, sagte Pau.
    Ni starrte auf den Hort.
    »Es stimmt, Herr Minister. Sie haben beim Betreten meines Hauses wertvolle Kunstgegenstände gesehen. Sie sind kostbar. Aber das hier ist der wahre Schatz.« Pau winkte, und sie gingen tiefer in den Raum hinein. »Hier zum Beispiel. Eine glasierte Keramikfigurine. Han-Dynastie. 210 vor Christus.«
    Er betrachtete die Skulptur, die aus einem kalkfarbenen Material hergestellt war. Sie stellte einen Mann dar, der die Kurbel eines Geräts bediente, das wie eine Drehmühle aussah.
    »Das hier zeigt etwas recht Bemerkenswertes«, erklärte Pau. »Das Getreide wurde oben in einen offenen Behälter gegeben, und die Mühle worfelte den Inhalt und sonderte die Spreu von den Körnern. Diese Art Maschine wurde in Europa erst beinahe zweitausend Jahre später bekannt, als niederländische Seefahrer sie aus China einführten.«
    Auf einem weiteren Sockel stand eine Reiterfigurine; neben ihr lag ein Steigbügel. Pau bemerkte Nis Interesse.
    »Das ist ein Objekt aus der Tang-Dynastie. Sechstes bis siebtes Jahrhundert nach Christus. Beachten Sie, dass die Füße des Kriegers auf dem Pferd in Steigbügeln stehen. China hatte die Steigbügel schon Jahrhunderte vorher erfunden, aber erst im Mittelalter schafften diese den Weg nach Europa. Ohne den chinesischen Steigbügel wären die mittelalterlichen Ritter, die mit Lanze und Schild bewaffnet zu Pferd saßen, gar nicht denkbar gewesen.«
    Ni blickte sich zwischen den Artefakten um. Hier lagen mindestens hundert Objekte, wenn nicht mehr.
    »Ich habe diese Stücke in Dörfern gesammelt«, erzählte Pau, »und in Gräbern gefunden. Viele stammen aus Kaisergräbern, die in den 1970ern entdeckt wurden. Und Sie haben recht, ich habe auch Objekte aus Museen und Privatsammlungen ausgewählt.«
    Pau zeigte auf eine Wasseruhr und sagte, sie stamme aus dem Jahr 113 v. Chr. Eine Sonnenuhr, Kanonenrohre, Porzellan, astronomische Radierungen, jedes Objekt zeigte Chinas Erfindungsreichtum. Ein sonderbares Artefakt fiel Ni ins Auge – ein kleiner Löffel, der auf einer glatten Bronzeplatte im Gleichgewicht ruhte. In die Platte waren Zeichen eingraviert.
    »Der

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