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Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)

Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)

Titel: Das verbotene Reich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Kompass«, sagte Pau. »Er wurde vor zweitausendfünfhundert Jahren von den Chinesen erfunden. Der Löffel besteht aus Magneteisenstein und dreht sich immer nach Süden. Als die Menschen im Westen noch auf Subsistenzniveau lebten, lernten die Chinesen schon, mit diesem Gerät zu navigieren.«
    »Das alles gehört der Volksrepublik«, sagte Ni.
    »Im Gegenteil. Ich habe dies hier vor der Volksrepublik gerettet.«
    Ni wurde des Spiels überdrüssig. »Sagen Sie, was Sie damit meinen, alter Mann.«
    »Während unserer glorreichen Kulturrevolution habe ich einmal beobachtet, wie eine zweitausend Jahre alte Mumie, die in Changsha in perfektem Zustand entdeckt worden war, von Soldaten zum Verrotten in die Sonne geworfen wurde. Bauern bewarfen sie mit Steinen. So sah das Schicksal von Millionen unserer historischen Objekte aus. Stellen Sie sich nur vor, welche wissenschaftlichen und historischen Informationen durch solche Dummheiten verloren gegangen sind.«
    Er hütete sich, Paus Gerede zu viel Beachtung zu schenken. Wie er seinen Mitarbeitern beigebracht hatte, ließ ein guter Ermittler sich niemals von einem Befragten aus dem Konzept bringen.
    Sein Gastgeber zeigte auf einen Abakus aus Holz und Messing. »Dieses Instrument ist tausendfünfhundert Jahre alt und wurde in einer Bank oder einer Schreibstube als Rechenhilfsmittel verwendet. Im Westen benutzte man derartige Geräte erst Jahrhunderte später. Das Dezimalsystem, die Null, die negativen Zahlen, Bruchrechnen, der Wert von Pi: All diese Konzepte – und alles in diesem Raum hier – wurden zuerst von den Chinesen entwickelt.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Ni.
    »Das ist unsere Geschichte. Unglückseligerweise haben aber unsere glorreichen Kaiser und Maos Volksrevolution die Geschichte nach ihren Bedürfnissen umgeschrieben. Wir Chinesen haben kaum eine Vorstellung davon, woher wir gekommen sind oder was wir geleistet haben.«
    »Sie aber wissen es?«
    »Schauen Sie dort hinüber, Herr Minister.«
    Er sah etwas, das wie eine Druckplatte aussah, mit Schriftzeichen, die dazu bereitstanden, auf Papier vervielfältigt zu werden.
    »Bewegliche Schriftzeichen wurden in China im Jahr 1045 nach Christus erfunden, lange bevor Gutenberg diese Großtat in Deutschland wiederholte. Auch Papier haben wir vor dem Westen entwickelt. Der Seismograf, der Fallschirm, das Steuerruder, Mast und Segel, all das kam zuerst aus China.« Pau umfasste den Raum mit einer weitausholenden Geste. »Dies hier ist unser Erbe.«
    Ni klammerte sich an die Wahrheit. »Trotzdem sind Sie immer noch ein Dieb.«
    Pau schüttelte den Kopf. »Herr Minister, nicht meine Diebstähle haben Sie hierhergeführt. Ich war ehrlich mit Ihnen. Sagen Sie mir also, warum sind Sie gekommen?«
    Unvermittelte Themenwechsel gehörten ebenfalls zu Paus bekannten Eigenschaften. Er war es gewohnt, ein Gespräch zu lenken, indem er die Richtung bestimmte, in die es sich entwickelte. Da Ni das Geplänkel satt hatte, blickte er sich in der Hoffnung um, das gesuchte Artefakt zu entdecken. Die Maße kannte er ja und wusste, dass der gesuchte Gegenstand einen Tiger mit einem Drachenkopf und Phönixflügeln darstellte. Die Drachenlampe war aus Bronze gefertigt und in einem Grab aus dem dritten Jahrhundert vor Christus gefunden worden.
    »Wo ist die Drachenlampe?«
    Ein sonderbarer Ausdruck trat in Paus runzliges Gesicht. »Genau dasselbe hat auch sie mich gefragt.«
    Das war nicht die Antwort, die Ni erwartet hatte. »Sie?«
    »Eine Frau. Spanisch mit einem Schuss marokkanischem Blut, glaube ich. Eine richtige Schönheit. Aber ungeduldig, genau wie Sie.«
    »Wer war das?«
    »Cassiopeia Vitt.«
    »Und was haben Sie ihr gesagt?«
    »Ich habe ihr die Lampe gezeigt.« Pau zeigte auf einen Tisch im hinteren Bereich des Saals. »Dort hat sie gestanden. Ein kostbares Stück. Ich habe sie in einem Grab aus der Zeit des Ersten Kaisers gefunden. Sie wurde … 1978 entdeckt, glaube ich. Ich habe die Lampe und alle anderen Objekte mitgenommen, als ich China 1987 verließ.«
    »Wo befindet sich die Lampe jetzt?«
    »Miss Vitt wollte sie kaufen. Sie hat mir ein beeindruckend hohes Angebot gemacht, und ich war in Versuchung, habe aber abgelehnt.«
    Er wartete noch immer auf eine Antwort.
    »Sie hat eine Pistole gezogen und die Lampe geraubt. Mir blieb keine Wahl. Ich bin nur ein alter Mann und lebe hier ganz allein.«
    Das bezweifelte er. »Ein reicher alter Mann.«
    Pau lächelte. »Das Leben hat es gut mit mir gemeint. Mit Ihnen auch,

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