Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
Dreiviertelstunde geschlossen.«
»Wir müssen in diesen Eingang hinein«, sagte Pau.
Malone betrachtete die Anlage erneut. Zwei weitere Rampen führten zum Boden der Grube hinunter. Beide waren mit Ketten versperrt, über die man mühelos hinwegspringen konnte. Mindestens vier Überwachungskameras waren zu sehen, doch wahrscheinlich gab es mehr. Die Kameras, die man sah, sandten die Botschaft, dass überwacht wurde, und die anderen, die man nicht sah, lieferten die besten Blickwinkel. Er zählte sechs uniformierte Wächter, die auf dem Steg patrouillierten, dazu kamen noch Gott weiß wie viele Wachleute in Zivil, die überall sein mochten. Die Menschenmenge verhielt sich ruhig und geordnet.
»Wir brauchen eine Ablenkung«, flüsterte Malone.
Cassiopeia nickte. »Dasselbe habe ich auch gerade gedacht.«
»Seien Sie vorsichtig«, sagte Pau. »Das Sicherheitspersonal wird auf jede überstürzte Aktion sofort reagieren.«
»Und wenn wir erwischt werden?«, fragte Viktor Tomas.
»Dann sperrt man uns ein, und wir werden sehen, ob Sie nun tatsächlich Freund oder Feind sind.«
Der Gedanke an einen eingesperrten Viktor gefiel Malone, aber eine Haft in China klang insgesamt wie eine schlechte Idee, umso mehr, als sie sich illegal im Land aufhielten und mindestens zwei von ihnen bewaffnet waren.
»Ich kümmere mich um die Ablenkung«, sagte Viktor.
»So was hatte ich mir schon gedacht«, meinte Malone.
»Ich habe das Gefühl, dass Sie mich ohnehin nicht dabeihaben wollen.«
Nein, dachte Malone, das stimmte.
»Ich erwarte Sie draußen, wenn Sie Ihre Angelegenheiten hier drinnen erledigt haben. Ich werde hier einen gewissen Aufruhr veranstalten, aber doch nicht so, dass ich verhaftet werde.«
Tomas verlor sich in der Menge und schob sich langsam zur anderen Seite des Stegs durch.
»Wir müssen die Rampen meiden«, sagte Malone. »Das wäre zu offensichtlich. Benutzen wir lieber die Leiter.« Er nickte zu einer Stelle, wo eine kurze Kette den Zugang zu den Sprossen einer Metallleiter verwehrte. »Wir müssen schnell hinuntersteigen und in dem Loch im Boden verschwinden, bevor die Kameras sich neu ausrichten.«
Pau und Cassiopeia nickten zustimmend.
Malone trug die beiden Taschenlampen in einem Beutel, den er über die Schulter geworfen hatte. Er war unverkennbar armeegrün, und ein roter Stern prangte darauf. Seine Pistole blieb unter dem nassen Hemd verborgen.
Geschrei erhob sich in der Halle.
Malone sah Viktor, der einen Arm in die Luft warf und etwas auf Chinesisch brüllte. Anscheinend fühlte er sich von etwas beleidigt, was einer der Besucher entweder gesagt oder getan hatte.
Viktor schubste einen Mann.
Noch mehr Gebrüll.
Die Aufmerksamkeit der Menge richtete sich auf die Störung, und auch die Wachleute reagierten sofort. Alle sechs uniformierten Wächter eilten zu der rasch eskalierenden Situation.
Malone wartete, bis die Kameras ebenfalls in die Richtung des Aufruhrs schwenkten. Dann flüsterte er: »Los.«
Cassiopeia sprang über die kurze Kette und kletterte die Leiter hinunter. Pau Wen folgte ihr.
Keiner schien ihnen die geringste Beachtung zu schenken, trotzdem war Malone sehr wachsam. Als Pau unten ankam, ließ Malone sich hinter ihm die Leiter hinuntergleiten. Sie drängten sich dicht an die Erdwand und wichen unterwegs den halb instandgesetzten Terrakotta-Figuren aus.
Cassiopeia betrat den Eingang.
Bevor Pau nach drinnen verschwand, ergriff er eine der Schaufeln. Offensichtlich wurde Werkzeug benötigt, und so schnappte Malone sich ebenfalls eine Schaufel und trat in die Dunkelheit.
Tang beobachtete Viktor Tomas auf dem einen Monitor und Pau Wen und seine Begleiter auf dem anderen. Bevor er den Befehl erteilt hatte, die Bibliothekskammer abbrennen zu lassen, hatte er sie gründlich untersucht und festgestellt, dass sie, abgesehen von den Manuskripten, nichts von Interesse enthielt. Pau wusste, dass die Manuskripte weg waren, verbrannt – das hatten sie am Telefon diskutiert –, und doch war das Erste, was er nach seiner Einreise nach China unternahm, dass er sich direkt dorthin begab.
Warum?
»Lassen Sie das Gebäude räumen«, befahl Tang. »Stellen Sie an jedem Eingang einen Wächter auf und postieren Sie mehrere Männer auf den Stegen. Halten Sie diese Kamera hier auf den Eingang zur Kammer gerichtet. Lassen Sie jeden, der dort herauskommt, sofort festnehmen. Sollte derjenige Probleme machen, erschießen Sie ihn.«
Er packte seine Pistole fester.
»Ich gehe jetzt dorthin. Ich
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