Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
unheimlich«, sagte Malone. »Ich fange tatsächlich an zu denken wie Sie.«
Pau grinste. »Mir scheint nicht, dass das etwas Schlechtes ist.«
Tang schritt über einen roten Teppich, der eine kurze Treppe hinauf- und in das Backstein-Glas-Gebäude hineinführte, das Grube 3 umschloss. Man hatte ihn informiert, dass die Halle geräumt worden war und inzwischen an allen Ausgängen Wächter standen. Er brachte zwei Männer mit, beide Brüder der Ba , die er rechtzeitig in der Nähe des Museums postiert hatte.
»Keiner verlässt das Gebäude«, blaffte er, als er an drei Museumswächtern am Haupttor vorbeikam.
Viktor Tomas erwartete ihn drinnen.
»Sie haben Ihre Sache gut gemacht«, sagte Tang zu ihm.
»Abgeliefert, wie versprochen.«
Die Grube lag vor ihm. Er trat ans Geländer des Stegs, zeigte nach unten und wandte sich dann an die beiden Brüder: »Stellt euch unmittelbar vor dieser Öffnung auf.«
Er sah ihnen zu, wie sie rasch eine Leiter hinunterstiegen, ihre Waffen zogen und sich zu beiden Seiten des Eingangs zu Qin Shis kaiserlicher Bibliothek an die Wand drückten.
Er reichte Viktor seine Waffe. »Bringen Sie die Sache zu Ende. Jetzt sofort.«
Viktor ergriff die Pistole, stieg ebenfalls die Leiter hinunter und trat zu den beiden angriffsbereiten Männern.
»Pau Wen«, rief Tang. »Das Gebäude ist abgeriegelt.«
Keine Antwort.
»Sie sind festgenommen.« Seine Stimme echote durch die Halle, halb vom auf das Metalldach niederprasselnden Regen übertönt.
Noch immer keine Antwort.
Tang gab Viktor ein Zeichen, nach innen vorzudringen.
Die beiden Brüder bewegten sich vorsichtig, spähten prüfend um die Ecke in den Eingang und stürzten sich dann ins Dunkel, von Viktor gefolgt.
Tang wartete auf das leise Knallen schallgedämpfter Schüsse, hörte aber nichts.
Viktor tauchte wieder auf. »Sie sollten herunterkommen.«
Der spöttische Tonfall des Mannes gefiel ihm nicht.
Er stieg die Leiter hinunter und betrat die Kammer. Genau wie er es erwartet hatte, lag der verbrannte Geruch von Asche in der dumpfen Luft. Kein einziges Seidentuch oder Bambustäfelchen war zurückgeblieben, nur die drei Steintische. Der Raum selbst hatte sich in den letzten zwei Tagen nicht verändert, abgesehen von zwei Stellen.
Im Boden waren an den zwei gegenüberliegenden Seiten des Raums Pflastersteine entfernt worden, und dort klaffte eine Öffnung von je einem Quadratmeter.
Er schaute hinein.
Die Löcher führten etwa zwei Meter tief in die Erde hinunter.
Aber welches hatten seine Gegner genommen?
55
Malone war klar, dass ihre List, beide Öffnungen freizulegen, die Verfolger nur kurzfristig aufhalten würde. Aber jede Sekunde, die sie gewannen, zählte.
Ein anderes Problem machte ihm unmittelbarer zu schaffen.
Er mochte keine engen, unterirdischen Räumlichkeiten, auch wenn er öfter in sie hineinzugeraten schien, als ihm lieb war. Er wusste allerdings, dass Cassiopeia nicht unter derselben Abneigung litt, und so ging sie durch die stockdunkle Finsternis voran. Der Strahl ihrer Taschenlampe reichte nur ein paar Schritte weit.
Sie bewegten sich geräuschlos vorwärts und hatten sich inzwischen hundert Meter von ihrem Einstieg entfernt. Eine scharfe Biegung führte erst nach links und dann nach rechts. Der Boden, der leicht nach oben wies, war mit Backsteinen gepflastert, ähnlich wie Grube 3. Die Wände und die Decke waren aus Stein gemauert.
»Dieser Gang gehörte zum Drainagesystem, das das Grab vor Grundwasser schützte«, flüsterte Pau. »Die Biegungen sollen überschüssiges Wasser verlangsamen und die Steigung ein Eindringen des Wassers verhindern. Hinter diesen Wänden befindet sich als weiterer Schutz gegossene Bronze. Man war damals recht erfindungsreich.«
»Und wohin führt das hier?«, fragte Malone.
»Direkt zum Grab und dem von den Bauleuten benutzten Geheimeingang.«
Malone rief sich die Entfernung vom Museum zum Grabhügel in Erinnerung – auf eine halbe Meile hatte er sie von der Luft aus geschätzt. Aber das war im Gegensatz zum Tunnel Vogelfluglinie gewesen.
Seine Beklemmung nahm zu.
Cassiopeia blieb stehen und blickte sich nach ihm um. Mit einem Blick fragte sie ihn, ob mit ihm alles in Ordnung sei. Er winkte ihr weiterzugehen.
Sie kamen an Abzweigungen vorbei, dunklen Öffnungen links und rechts. Bisher waren es acht. Ihm fielen Schriftzeichen auf, die neben den Eingängen eingeritzt waren, weitere chinesische Ziffern. Pau erklärte, durch die Tunnel flösse das Wasser ab. So viel
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