Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
vernichten.«
»Und was war das für ein Inhalt?«
»Gedanken, die Mao widersprachen.«
»Sie sind gut darin, Fragen auszuweichen.«
Pau lächelte. »Ich hatte die Absicht, zurückzukehren und den Fundort näher zu untersuchen, aber die Umstände änderten sich, und es ließ sich nicht mehr einrichten. Wichtig ist allerdings, was ich außerdem noch in der Bibliothek gefunden habe.«
Malone wartete.
»Einen Zugang zu Qin Shis Grab.«
Tang beobachtete, wie Lev Sokolov über das nachdachte, was er ihm gerade gesagt hatte. Der Russe war noch immer an den Stuhl gefesselt, aber der Eimer war entfernt worden. Die Nager hatten ihre Krallen tief in seine Haut gegraben, und Blut sickerte aus übel aussehenden Wunden.
»Werden Sie tun, was ich Ihnen sage?«, fragte er Sokolov.
Der Mund des Wissenschaftlers war noch immer mit dem Klebeband verschlossen, und so konnte er nur nicken.
Tang zeigte auf Sokolovs Brust. »Sie brauchen Antibiotika, und zwar schnell. Es lässt sich gar nicht sagen, wie vielen Krankheiten Sie ausgesetzt worden sind. Ich rate Ihnen, mich nicht zu enttäuschen.«
Ein heftiges Kopfnicken signalisierte, dass das nicht der Fall sein würde.
Tangs Satellitentelefon vibrierte in seiner Tasche. Er würde sich jetzt nur von etwas wirklich Wichtigem unterbrechen lassen, daher schaute er aufs Display.
Viktor Tomas.
Tang eilte in den Korridor vor der Wohnungstür und nahm das Gespräch an.
»Ich muss Ihnen etwas berichten«, sagte Tomas.
Tang hörte sich an, was derzeit in Belgien vor sich ging, und sagte: »Sie haben mit Cotton Malone recht gehabt. Ich hätte auf Sie hören sollen.«
»Er ist unkontrollierbar.«
»Sie mögen ihn nicht besonders, oder?«
»Er macht immer Ärger.«
»Befinden sich Malone und Vitt jetzt bei Pau?«
»So ist es.«
Das gehörte nicht zu seinem Plan. »Ich muss wissen, was bei diesem Treffen herauskommt. Können Sie das in Erfahrung bringen?«
»Ich warte gerade auf die entsprechenden Informationen.«
Malone sah, dass Cassiopeia mit ihrer Geduld am Ende war. Er begriff, dass ihre Sorge Sokolovs Sohn galt und dass sie gegenwärtig Karl Tang nichts zu bieten hatten. Daher versuchte er es weiter und fragte Pau: »Was haben Sie im Grab des Kaisers gefunden?«
»Ich kann Ihnen sagen, dass die Berichte über die Plünderung falsch sind. Die Stätte war jungfräulich. Unberührt.«
»Und Sie haben niemandem davon berichtet?«, fragte Malone. »Noch nicht einmal Ihrem guten Kumpel Mao?«
»Denken Sie daran, welche Zeit das war, Mr. Malone. Solche Dinge waren damals nicht wichtig. Maos Kulturrevolution hatte zahllose Schätze der chinesischen Geschichte für immer zerstört. Die Banden haben Pianisten die Hände gebrochen, Bücher und Gemälde verbrannt, Chirurgen gezwungen, die Toiletten zu putzen, und Lehrern Narrenkappen aufgesetzt. Mao wollte Chaos, um dann selbst den Weg zu größerer Ordnung zu weisen. Es war eine Zeit, in der wir unser Erbe willig zerstörten. Die Entdeckung der Terrakotta-Armee hat schließlich geholfen, dieses törichte Denken zu verändern, aber bis dahin waren es noch ein paar Jahre. Zum Zeitpunkt meiner Entdeckung habe ich es vorgezogen, das, was ich gesehen hatte, für mich zu behalten.
»Aber das ist jetzt vorbei«, fügte Cassiopeia hinzu.
»Ich muss nach China zurückkehren …«
»Unbemerkt«, sagte Malone.
Pau nickte. »Sie können mir eine Möglichkeit bieten. Ich bin auf Sie angewiesen. Aber es gibt auch etwas, was Sie brauchen. In Qins Grab stehen Hunderte ölgefüllte Lampen. Ich habe sogar eine angezündet.«
Ihr Gastgeber führte sie zu der Seidenlandkarte zurück, die auf der anderen Seite des Raums hing, und zeigte auf ihr Zentrum. »Das hier ist Xianyang, Qins Hauptstadt. Das Grab des Ersten Kaisers wurde ganz in der Nähe angelegt. Wenn Sie mich nach Xi’an bringen, kann ich Ihnen die Ölprobe verschaffen, die Sie brauchen.«
Malone betrachtete die Karte genauer. Er wünschte sich, er hätte die Schriftzeichen am Rand und die Beschriftung des Kartenbilds lesen können. »Sind das alte Bezeichnungen?«
Pau nickte.
»Wenn wir Sie dorthin bringen, können Sie dann in Qins Grab zurückkehren?«, fragte Cassiopeia.
»Vor einigen Tagen ist man in der Nachbarschaft von Grube drei erneut auf die Bibliothek gestoßen, die ich entdeckt hatte.«
»Dann wurde der Weg ins Grab also gefunden«, wollte Malone wissen.
»Meine Informationen lauten, dass die Leute, die die Kammer gefunden haben, sich allein auf die Manuskripte
Weitere Kostenlose Bücher