Das verbotene Tal
wollte die Nase des Tieres streicheln. Aber mit plötzlicher, schneller
Bewegung, als habe Taffy darauf nur gewartet, warf das Pony den Kopf zurück und
bleckte die Zähne. Dann schnappte es blitzschnell böse nach seinem Arm. Alles
ging so rasch, daß Timmy überhaupt nicht daran dachte, der Gefahr auszuweichen.
Aber Lassie war neben Timmy und hatte
unbehaglich alles beobachtet. Als nun das Pferd zuschnappte, sprang der treue
Hund gegen seinen kleinen Herrn und stieß ihn beiseite. Ganz knapp verfehlten
Taffys kräftige Zähne Timmys Haut, schlossen sich aber laut klappend auf seinem
Hemdärmel und rissen ein tüchtiges Stück heraus. Unter Lassies Ansturm verlor
Timmy das Gleichgewicht, taumelte zur Seite und stürzte auf einen Heuballen.
Einen Augenblick lang schien er
ohnmächtig. Dann aber setzte er sich auf und blickte sich verstört um. Heu hing
ihm an Haaren und Kleidern.
Letty blickte ihn an, schlug dann die
Hände vors Gesicht, und ihre Schultern zuckten, als weine sie.
„Warum heulst du denn?“ herrschte er
sie an. „Dein blödes, niederträchtiges Pony hat doch nur mich beißen wollen!“
Letty ließ die Hände sinken und drehte
sich um. Und plötzlich erkannte Timmy, daß sie überhaupt nicht weinte. Sie
lachte! Und immer noch lachte sie — lachte ihn aus!
„Das... das hat aber komisch
ausgesehen, als du ins Heu fielst!“ keuchte sie.
Timmy blickte sie finster an. Endlich
stand er auf und klopfte sich das Heu ab.
„Komm, Lassie, wir gehen!“ Entschlossen
führte er seinen Hund zur Tür. „Manche Menschen haben eben keine Manieren.“
Sofort hörte Letty auf zu lachen.
„Ach, bitte, sei doch nicht böse!“ Sie
lief hinter ihm her. „Ich... ich wollte dich doch nicht auslachen, Timmy!
Aber... es war wirklich... putzig, wie du umgefallen bist!“
Immer tiefer gruben sich die Runzeln in
Timmys Stirn.
„Putzig“, das hatte ihm gerade noch
gefehlt! Aber dann beging er doch den Fehler, sich an der Tür umzudrehen. Und
da stand sie, sah ganz traurig aus, hatte den Finger im Mund, und zwei dicke
Tränen rollten ihr über die Wangen.
„Schon gut!“ lenkte Timmy ein. „Vielleicht
konntest du wirklich das Lachen nicht verbeißen. Ich muß schon komisch
ausgesehen haben!“
Eilig trocknete sich Letty die Tränen
und lief zu ihm.
„Komm, ich stelle dich Taffy richtig
vor! Er ist nämlich sehr lieb, wenn er einen kennt.“
Willig ließ sich Timmy zur Box
zurückführen, obwohl Lassie neben ihm warnend winselte.
„Taffy, das ist dein neuer Freund“,
erklärte Letty dem Pony ernsthaft. „Er hat Ponys gern, und du darfst ihn nie
wieder beißen!“
Gutmütig legte ihr Taffy den Kopf auf
die Schulter, wackelte mit den Ohren und ließ sich sogar von Timmy hinter den
Ohren kraulen.
„Timmy, wir wollen bald gehen!“ ertönte
von draußen Moms Stimme.
„Jawohl!“ rief Timmy zurück. Wieder
schaute er das Pferd an. „Meinst du, ich könnte es auch lernen, darauf zu
reiten?“
„Aber natürlich!“ nickte Letty. „Das
ist kinderleicht. Wenn du das nächste Mal kommst, zeige ich es dir.“ Das
Mädchen strahlte förmlich. „Wann besuchst du mich mit Lassie wieder?“
„Bald!“ versicherte ihr der Junge. Und
während Lassie ihn aufgeregt am Ärmel zur Tür zerrte, rief er: „Auf
Wiedersehen!“
Letty kletterte wieder auf den
Heuboden, um den inzwischen hörbar empörten kleinen Pudel herabzuholen.
„Du, Pom-Pom!“ flüsterte sie ihm ins
Ohr. „Paß nur auf, was wir im Sommer für Spaß bekommen — du, Taffy und ich...
und Timmy und Lassie!“
Liebevoll preßte sie das Hündchen an
sich, kletterte eilig die Leiter hinunter und lief Timmy nach.
Dave Brunson und Paul Martin hatten die
Farm besichtigt, während die beiden Frauen bei einer Tasse Kaffee allein
blieben. Paul verriet Dave unverhohlen, wie sehr er ihn um den hervorragenden
Boden beneidete.
„Sobald Sie wissen, wie man alles macht,
haben Sie hier eine ganz sichere Existenz!“ meinte er. „Im weiten Umkreis
finden Sie kein so gutes Stück Land!“
„Glauben Sie wirklich?“ fragte Dave
froh.
Paul zerbröckelte eine Handvoll feuchte
Erde zwischen den Fingern. „Ausgezeichnet! Das gibt prächtige Ernten!“
Dave verzog das Gesicht.
„Jeder, der etwas von Landwirtschaft
versteht, könnte das sicherlich sehen. Aber ich bin eben ein Anfänger. Mir
bleibt nicht einmal das Saatgut im Boden! Sehen Sie nur das Feld da! Es ist ein
einziger Schlammbrei!“
„Für das Wetter sind Sie doch nicht
verantwortlich!“
Weitere Kostenlose Bücher