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Das verbotene Tal

Das verbotene Tal

Titel: Das verbotene Tal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Schroeder
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beantragt haben.“
    „Ich kann mir nicht vorstellen, daß
jemand keinen Fernsprecher will — besonders jemand, der ein krankes Kind hat.“
    Onkel Petrie runzelte die Stirn, und
Paul schaute nachdenklich drein.
    „Vielleicht scheut er die Kosten. Eine
Leitung bis ins Tal hinaus würde nicht billig sein.“
    „Sie würde sich aber rentieren“, meinte
Onkel Petrie. „Dann könnte Brunson sich den Wetterbericht telefonisch
durchgeben lassen, bis er elektrischen Strom bekommt und ein Radiogerät
anschließen kann.“
    „Ich habe das Gefühl, daß Brunson nicht
gerade gut bei Kasse ist“, meinte Paul nachdenklich.
    „Wie kommst du darauf?“ Ruth war
ehrlich überrascht.
    „Sieh dir nur an, wie alt sein Auto ist“,
erklärte Paul. „Und dann, sagt man, benutzt er einen alten Pflug seines Vaters,
der zwanzig Jahre im Freien gestanden hat. Außerdem hat er sich ein Pferd
geliehen, das den Pflug ziehen soll.“
    „Was? Hat er keinen Traktor?“ rief Ruth
fassungslos.
    Onkel Petrie und Paul lachten
schallend.
    „Kind, Ruth, es gibt genug Gegenden in
der Welt, wo man von einem Traktor noch nie etwas gehört hat!“
    „Aber in Calverton benutzt jedermann
einen Traktor, und es wäre doch eine Schande, wenn sich niemand fände, der
Brunson einen liehe, falls er sich selbst keinen kaufen kann,“ Ruth fiel
buchstäblich über die Männer her, so daß den beiden das Lächeln verging.
    „Ruth, da hast du wieder einmal recht!“
nickte Paul. „Sobald der Regen aufhört, fahre ich auf den Brunson-Hof und
schaue mal nach dem Rechten.“
    „Wenn das Südfeld gesät ist, brauchen
wir den Traktor zunächst nicht mehr“, meinte Onkel Petrie bedächtig. „Willst du
ihn dann nicht ausleihen?“
    „Daran habe ich auch gerade gedacht.“
    Draußen ging ein so schwerer
Wolkenbruch hernieder, daß die drei Leute in der Küche sich fast nicht mehr
verstanden. Erschrocken blickten sie zum Fenster. Der Regenvorhang war so
dicht, daß sie kaum die gegenüberliegende Stallwand erkennen konnten.
    „Donnerwetter!“ meinte Onkel Petrie
bedrückt. „Da wird aber manches Saatkorn ausgespült!“
     
     
    Dave Brunson stand am Rande des Feldes,
das er erst gestern im Schweiße seines Angesichtes gesät hätte: Wohin er auch
sah — nichts als ein Meer von Schlamm. Die sorgsam um die Hybriden-Kornsaat
gehäufelte Erde war flachgetrommelt, die Furchen zugeschwemmt. Alle Arbeit war
umsonst, er mußte wieder ganz von vorn anfangen. So trübe diese Aussicht war —
viel schlimmer wog es bei Dave Brunson, daß er Meta die Katastrophe berichten
mußte. Der Ertrag dieses Feldes hatte ihnen etwas von dem Komfort sichern
sollen, den sie jetzt missen mußten: einen Ofen, der nicht zusammenfiel, und
eine neue Pumpe über dem Ausguß der Küche.
    Statt dessen aber würde er nun neuen
Samen kaufen, das Pferd noch einmal mieten und alle Schwerarbeit noch einmal
leisten müssen! Und das vielleicht nur, damit ein neues Unwetter wieder alle
Saat wegschwemmte!
    Er machte sich daran, den verschlammten
Weg zu seinem Hof entlangzuglitschen. In seinen tiefen Gedanken hörte er
überhaupt nicht, daß ein Wagen hinter ihm herangekommen war.
    „Brunson!“
    Beim Klang der Stimme fuhr der Bauer
herum.
    Am Steuer des Autos saß Paul Martin,
und hinten erkannte man seine Frau, Timmy und natürlich Lassie.
    „Hoffentlich haben. Sie nichts gegen
einen Besuch“, fuhr Paul fort. „Ich wollte mal mit Ihnen reden, und da ließen
es sich meine Leute nicht nehmen, mitzukommen.“
    „Ja...“ Dave zögerte einen Augenblick.
Er war keineswegs überzeugt davon, daß seine Frau den unerwarteten Besuch gut
aufnehmen würde; noch kannte sie ja die selbstverständliche, unbefangene
Gastlichkeit auf dem Lande nicht. „Ja, nein... natürlich habe ich nichts
dagegen, meine ich!“ rief er zurück. „Meine Frau wird froh sein, Sie
kennenzulernen. Ich habe ihr schon erzählt, wie nette Nachbarn wir haben.“
    Timmy beugte sich so weit wie möglich
vor.
    „Lassie tut Ihrem Pudelchen ganz
bestimmt nichts!“ rief er. „Ich habe ihr auf die Seele gebunden, ganz lieb zu
sein.“
    „Das glaube ich“, lachte David. „Und
bestimmt hat Pom-Pom kein bißchen Angst. Womöglich geht es heute einmal anders
herum; Pom-Poms Zähne werden von Tag zu Tag schärfer!“
    Er nahm neben Paul Platz und fuhr mit
zum Hof.
    Meta Brunson sah durchs Fenster den
Wagen kommen. Peinlich berührt fuhr sie zurück. Wie konnte sie in ihrem alten,
verwaschenen Kleid Besuch empfangen? Gewiß, die

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