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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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sah ihn scharf an. Dem Mann wurde unbehaglich.
    »Abfall? Um halb zwei?«
    »Das hat er gesagt.«
    Zwanzig Minuten später kam Kemal wegen der Rekonstruktion. Er sah nicht aus wie jemand, der damit rechnet, festgenommen zu werden. Schickes Jackett, grauer Schal. Auch am Sonntag ganz der Lehrer.
    »Sie ist gar nicht richtig reingekommen, sagen Sie?«, fragte Lund.
    »Sie hat geklingelt, und ich hab auf den Türöffner gedrückt …«
    »Und dann?«
    »Sie hatte ein schlechtes Gewissen wegen der Bücher, die ich ihr geliehen hatte.«
    »Sie sind nicht mit ihr reingegangen?«
    »Nein. Wir haben hier geredet. An der Tür.«
    »Warum sind dann ihre Abdrücke auf einem Foto im Wohnzimmer?«
    »Ich wollte den Boden abschleifen. Alle Sachen waren hier im Flur. Auch das Klassenfoto. Sie hat sich’s angesehen, bevor sie gegangen ist.«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht. Sie hat’s halt gemacht.«
    »Und dann?«
    »Dann ist sie wieder gegangen.«
    »Haben Sie sie hinausbegleitet?«
    »Nein, ich hab nur die Tür zugemacht. Hier ist es sicher. Kein Grund …« Er verstummte. »Ich dachte jedenfalls, dass ihr nichts passieren würde.«
    »Warum haben Sie den Bodenleger abbestellt?«, fragte Meyer.
    »Der war mir dann doch zu teuer. Ich dachte, ich mache es lieber selbst.«
    »Also haben Sie ihn angerufen? Um halb zwei Uhr morgens?«
    »Warum nicht? Er hat einen Anrufbeantworter.«
    Lund überprüfte die Haustür, ging hinein und wieder hinaus.
    »Kurz bevor Nanna kam, haben Sie einen Anruf entgegengenommen.«
    Die dunklen Augen des Mannes zuckten zwischen Lund und Meyer hin und her.
    »Da hatte sich jemand verwählt. Das war, als ich an der Tankstelle war.«
    »Was?«, fragte Meyer. »Sie sprechen anderthalb Minuten mit einem Anrufer, der sich verwählt hat?«
    »Ja …« Er schien mit sich zu ringen. »Er wollte mit dem reden, der vor mir die Nummer hatte.«
    »Der Anruf kam aus einem Waschsalon um die Ecke. Ein merkwürdiger Zufall, hm?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Sie haben Abfall runtergebracht«, sagte Lund.
    »Ja, am Samstag.«
    »Am Samstag um halb zwei Uhr morgens. Was war in dem schwarzen Plastiksack?«
    »Ein alter Teppich.«
    »Ein Teppich?«
    »Ich hab ihn unterwegs in einen Container geworfen, als ich wieder zum Schrebergarten gefahren bin.«
    Schweigen.
    »Wenn das alles ist …«
    Schweigen.
    »Meine Frau kommt bald nach Hause. Es wär schön, wenn Sie dann nicht mehr hier wären.«
    »Nicht weglaufen«, sagte Meyer.
    Im Präsidium hörte sich Buchard ihren Bericht an.
    »Ihr habt also rein gar nichts?«
    »Kemal lügt«, sagte Lund.
    »Ihr habt in der Wohnung nichts gefunden.«
    »Er hat saubergemacht. Er hat sie woanders hingebracht.«
    Der Chef lief im Büro umher wie ein wütender Hund.
    »Wohin? Ihr habt doch alles überprüft. Die Wohnung, das Auto, den Keller, das Gartenhaus, den Jugendclub …«
    »Wenn Sie sich durch Troels Hartmanns Kampagne unter Druck gesetzt fühlen, Chef«, unterbrach ihn Lund, »sagen Sie es uns bitte. Aber höflich.«
    Buchard sah aus, als könnte er jeden Moment explodieren.
    »Mir ist die Politik scheißegal. Ich sehe nur rein gar nichts, was diesen Mann zu einem Vergewaltiger und einem Mörder macht.«
    »Kemal lügt«, wiederholte Lund. »Er muss einen Ort haben, wo er …«
    »Dann findet ihn.«
    Kemals Frau ging in der Wohnung umher, betrachtete die mit rotem Fingerabdruckstaub bedeckten Wände. Überall waren Nummernkarten. Er blieb in der Diele stehen, während sie mit verärgerter, verwirrter Miene in jedem Raum Licht machte und dabei ihren großen Bauch umfasste.
    »Wonach haben die gesucht?«
    Keine Antwort.
    »Was meinen die, dass du ihr angetan hast?«
    »Die werden bald sehen, dass sie sich irren.«
    »Ich verstehe nicht, warum du ihnen das nicht schon früher gesagt hast.«
    Er lehnte sich an die Wand, wich ihrem Blick aus.
    »Ich wollte dich nicht beunruhigen.«
    Er nahm sie in die Arme und hielt sie fest, obwohl sie sich losmachen wollte.
    »Ich hab doch gesagt, dass es mir leid tut. Ich kann nun mal nichts ungeschehen machen. Wir …«
    Sie riss sich los, immer noch aufgebracht. Sein Handy klingelte.
    »Rama.«
    Er schlenderte ins Wohnzimmer mit den frisch abgeschliffenen, blanken Dielen und den überall verteilten Markierungen der Spurensicherung. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn er Arabisch sprach, weil sie dann kein Wort verstand. Und sie konnte es auch nicht ausstehen, wenn er wütend wurde. Was nur ganz selten vorkam. Er war ein anständiger, friedfertiger

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