Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
wir.«
»Ich schlage vor …«, begann Henrik Bigum.
Theis und Pernille Larsen fanden sich um kurz nach zwei im Präsidium ein. Lund zeigte ihnen Fotos von einigen der Gegenstände aus der Garage. Meyer stand hinter ihr und beobachtete die beiden genau.
»Sie müssen uns bitte sagen, ob Sie etwas davon wiedererkennen«, sagte Lund.
Ein grauer Rucksack.
Nichts.
Ein rotes Notizbuch mit einem auffälligen Laubmuster auf dem Umschlag und einem Filzschreiber.
»Nein«, sagte die Mutter.
Die Matratze mit dem Teddybären und dem blauen Schlafsack.
Theis Birk Larsen besah sich die Sachen genau.
Lund sah ihn an, schaute auf das Foto. Neben der Matratze ein halbvoller Becher Orangensaft. Ein Keks auf einem Teller. Eine Schüssel mit Essensresten, anscheinend von einem Currygericht. Ein Aschenbecher mit mehreren Zigarettenkippen.
»Nanna hat nicht geraucht«, sagte er. »Sie hat deswegen immer an mir rumgenörgelt.«
Lund schob ihnen eine Nahaufnahme von dem Teddybären und einem Schlüsselring hin. Zwei Schlüssel mit Plastikanhängern in Form von Kleeblättern und Blüten.
»Nannas Schlüssel haben Sie schon, nicht wahr?«, fragte Pernille.
»Wir dachten, es könnte vielleicht noch einen zweiten Satz geben.«
»Die Sachen da hab ich nie gesehen.«
Das Nächste war das gelbe Oberteil mit dem Blutfleck und einem Marken-Logo. Pernille Birk konnte den Blick nicht davon lösen.
»Ich glaube, so eins hat sie«, sagte sie und starrte weiter auf den gelben Stoff und den Blutfleck auf der linken Seite, dicht neben dem Reißverschluss an der Taille.
»Sind Sie sich sicher?«, fragte Lund rasch. »Sind Sie sich absolut sicher?«
»Ja, genau so eins.« Pernille nickte.
»Danke.«
Lund nahm die Fotos vom Tisch.
»Wo ist er jetzt?«, fragte Birk Larsen. »Der Lehrer?«
»Wir haben ihn hier«, sagte Lund. »Er bleibt in Gewahrsam, bis die Untersuchung abgeschlossen ist.«
Birk Larsen stand auf. Schwarze Jacke, rote Latzhose.
»Was wissen Sie?«, fragte Pernille weiter.
»Über die Einzelheiten können wir noch nichts …«, begann Meyer.
»Ich bin ihre Mutter«, rief Pernille. »Ich habe das Recht …«
»Über die Einzelheiten …«
Lund schaltete sich ein.
»Anscheinend ist sie nach der Fete in seine Wohnung gekommen. Vielleicht hatten sie eine Beziehung. Wir sind uns nicht sicher. Sie wurde irgendwohin gebracht. Vielleicht in diese Garage. Und dann in den Wald gefahren.«
Meyer brummelte hinter ihr lautlos vor sich hin.
»Danke«, sagte Birk Larsen.
»Danke«, sagte auch Pernille.
Mehr gab es nicht. Sie gingen. Meyer saß in der Ecke und rauchte. Nach einer Weile sagte er: »Lund?«
Sie sah sich noch einmal die Fotos an. Immerhin hatten sie jetzt ein Kleidungsstück, das möglicherweise Nanna gehört hatte. Bisher der einzige vielversprechende Beweis.
»Lund?«
Sie betrachtete ihn. Zweitagebart, große Ohren, glasige runde Augen.
»Das«, sagte Meyer und schüttelte unglücklich den Kopf, »war ein Fehler.«
Buchard hörte sich Lunds Bericht an und schüttelte den Kopf.
»Die Mutter hat die Jacke identifiziert«, sagte Lund.
»Das ist eine Kinderjacke«, sagte Buchard wegwerfend. »Davon gibt’s Millionen. Die KTU hat nichts gefunden, was beweist, dass sie Nanna gehört hat.«
»Das Blut …«
»Da sind die Ergebnisse noch nicht da.«
»Es gibt auch andere Beweise.«
Meyer stand schweigend dabei.
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel einen Zeugen, der gesehen hat, wie Kemal etwas in sein Auto getragen hat.«
»Nein«, widersprach Buchard. »Der einzige Beweis ist ein Telefonanruf, der aber auch nicht eindeutig ist.«
»Und Kemal hat gelogen!«
»Wenn wir jeden angeklagt hätten, der uns angelogen hat, dann würde halb Dänemark einsitzen. Jeder halbwegs vernünftige Richter zerreißt uns in der Luft, wenn wir ihm mit diesem Kram kommen. Findet Mustafa Akkad. Klärt die Sache irgendwie auf. Oder ich setze da jemand anderen ran.«
Theis Birk Larsen fuhr nach Hause, um einen Auftrag für die kommende Woche zu kalkulieren. Pernille schlenderte in den Arkaden des Polizeipräsidiums herum, bis er weg war, dann ging sie wieder hinein. Sie stellte Lund in ihrem Büro zur Rede.
»Warum haben Sie ihn nicht festgenommen?«
»Wir haben nicht genug Beweise.«
»Wie viele brauchen Sie denn noch?«, schrie sie. »Sie war doch in seiner Wohnung. Auf der Feier. In der Garage.«
»Wir ermitteln noch.«
»Und wenn Sie nichts mehr finden? Wenn alles …«
»Ich sage doch: Wir arbeiten noch an dem Fall.
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