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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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Mann. Doch als sie jetzt hörte, wie seine Stimme in dieser fremden Sprache immer zorniger wurde, fragte sie sich, wie gut sie ihn wirklich kannte. Wie viel von seinem Leben sie noch immer nicht wusste.
    Kemals Telefon wurde abgehört, und so wurde auch dieses laute, erregte Gespräch mitgeschnitten. Vierzig Minuten später saß eine Frau in einem cremefarbenen Tschador vor einem Computer und hörte sich die Aufzeichnung an. Die Übersetzerin vom Dienst machte sich Notizen in der Originalsprache und sah dann den Text durch.
    »Was haben sie gesagt?«, fragte Meyer.
    »›Du hältst dein Maul. Geh nicht zur Polizei, sonst wirst du es dein Leben lang bereuen.‹«
    »Wurde der Anruf zurückverfolgt?«, fragte Lund.
    »Festnetz. Irgendwo im Nordwesten.«
    Sie spielten die Aufzeichnung noch einmal ab. Im Hintergrund war ein Geräusch zu hören. Ein langgezogener Ruf. Meyer spielte die Aufnahme erneut ab, verlangsamt, aber in derselben Tonhöhe. In voller Lautstärke. Die Übersetzerin horchte und nickte dann.
    »Das ist Isha«, sagte sie, »das Nachtgebet.«
    Meyer machte sich am Computer zu schaffen.
    »Der Anschluss gehört Mustafa Akkad. Keine Vorstrafen. Er vermietet ein paar Garagen nicht weit vom Bahnhof Nørreport.«
    »Svendsen soll Akkad herbringen«, sagte Lund und holte ihre Jacke.
    Die Garagen befanden sich unter einer Überführung. In einer trostlosen, schmutzigen Gegend. Die Schiebetore voller Graffiti. Abfälle auf der Straße. Verstopfte Gullys. Jansen war im Freien, an den großen Füßen blaue Plastikschuhe, die roten Haare regennass. Drei Techniker arbeiteten an dem Tor.
    »Nur eine der Garagen ist vermietet«, sagte er. »Wir dachten, wir fangen mit der an.«
    Sie zogen sich Handschuhe und blaue Plastik-Überschuhe an. Dann entfernten die Techniker die Vorhängeschlösser und schoben das Tor auf.
    Meyer war als Erster drin, Lund folgte ihm, beide mit hochgehaltenen Taschenlampen. In den tastenden Lichtkegeln sah der Raum aus wie eine Abstellkammer. Tische, halb zerlegte Motoren, Büroregale, Zelte, Angelruten, Möbel … Lund ging nach hinten durch. Auf beiden Seiten standen reihenweise gerahmte Gemälde an den Wänden, außerdem ein paar Schiffsmodelle und Gipsfiguren. An der parallel zur Straße verlaufenden Hinterwand der Garage standen mehrere große Leinwände, billige Gemälde, wie sie in Restaurants hingen. Sie waren seltsam gestapelt, jeweils zwei gegeneinander, in zwei Reihen übereinander. In einem Winkel von etwa dreißig Grad zu der Ziegelmauer. Lund überlegte.
    Sie räumte alle Bilder beiseite. Dahinter war eine Tür. Sie drückte die Klinke herunter. Die Tür war nicht verschlossen, ging sofort auf. Lund blieb einen Moment auf der Schwelle stehen, musterte den Raum sorgfältig, suchte nach einer Gestalt, die sich im Dunkeln verstecken mochte. Dieser Raum war kleiner. Und aufgeräumter. Zwei Metallstühle standen nebeneinander, auf den Sitzen lag nichts, als wären sie vor kurzem noch benutzt worden. Daneben eine Stehlampe, angeschlossen an einer Steckdose in der Ecke. Sie suchte die Wände noch einmal mit der Taschenlampe ab, dann ging sie hinein und richtete den Strahl auf den Boden. Eine abgenutzte, fleckige Doppelbettmatratze lag da, darauf ein verknitterter blauen und orangefarbener Schlafsack neben einem Aschenbecher. Näher ran. Neben dem provisorischen Bett lag ein Teddybär. Sie ging in die Hocke, besah sich alles genauer.
    »Lund?«
    Meyer war hereingekommen; sie hatte es kaum gemerkt.
    »Lund?«
    Sie schaute auf. Er hatte eine gelbe Reißverschlussjacke gefunden. Mit einem Blutfleck vorn. Er war groß, eingetrocknet und dunkel. Gelb, dachte Lund. Ein Teil, wie eine Schülerin es tragen konnte. Fast ein bisschen kindlich.
    Ein Uhr. Die Ausschussmitglieder versammelten sich im Besprechungszimmer.
    »Die Geier kreisen über dir, Troels«, sagte Weber. »Nimm dich in Acht.«
    »Was Neues von der Polizei?«
    »Nein, nichts.«
    »Bringen wir’s also hinter uns.«
    Als er hereinkam, standen die anderen grüppchenweise herum. Intrigen und Cliquen. Die gab es in jeder Partei. Zwei Frauen, der Rest Männer, überwiegend mittleren Alters, in Straßenanzügen. Alle langgediente Parteifunktionäre.
    »Dieses Treffen wurde außerplanmäßig einberufen«, sagte Hartmann und nahm am Kopf des Tisches Platz. »Also machen wir’s kurz.«
    Knud Padde fuhr sich nervös durch seine Locken, schaute über den Tisch und sagte: »Stimmt, es ist außerplanmäßig, Troels. Andererseits: die Situation

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