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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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Zigarette, blies den Rauch zum Brunnen hin.
    »Er ist wie ein sterbender König«, fuhr Hartmann fort. »Lange macht er’s nicht mehr, das wissen wir alle. Aber niemand spricht es aus. Niemand sagt was, aus Angst, er könnte es hören.«
    »Dann sollten wir vielleicht seine Beerdigung abwarten. Und dann die Scherben kitten.«
    Hartmann sah sich in dem Hof um. Sie waren allein.
    »Hast du von seiner Reise nach Lettland gehört?«, fragte er.
    Holcks Kopf fuhr hoch. Er saß im Rechnungsprüfungsausschuss. Rie Skovgaard hatte auch dort ihre Netze ausgeworfen.
    »Was ist damit?«
    »Offiziell wurde dort ein Unternehmen besichtigt. Auslandsinvestitionen. Aber die Spesenabrechnung …«
    »Da hat wohl jemand ein bisschen rumgeschnüffelt, Troels, was? Ich dachte, du bist hier der Gute.«
    »Ich schmeiße keine öffentlichen Gelder aus dem Fenster.«
    »Wir haben die Quittungen gesehen. Da hat alles gestimmt.«
    »Was du gesehen hast, war frisiert. Tausende …«
    »Mein Gott, Troels, ist das deine neue Politik? Es ist mir schnurzegal, wenn Bremer da und dort ein bisschen was für sich selbst abzweigt. Er ist ein alter Mann, und er schuftet wie ein Pferd. Schon immer. Trotz der lausigen Bezahlung und der beschissenen Arbeitszeiten.«
    »Dann machen wir also einfach weiter wie bisher?«
    »Jemand muss nun mal Oberbürgermeister sein. Glaubst du ernsthaft, du bist anders?«
    »Gib mir die Chance, es zu beweisen.«
    »Außerdem hast du ein miserables Verhältnis zum Parlament. Und das ist der Kernpunkt. Die mögen dich nicht, Troels. Denen gefällt’s nicht, wie du dich für die Kameras rausputzt. Wie die Frauen dich umschwärmen. Deine scheinheilige Selbstgefälligkeit. Dass du dich für was Besseres hältst als alle anderen.«
    Hartmann lachte, kurz und hart.
    »Ich rede nicht von mir«, fuhr Holck fort. Ich hab damit kein Problem. Ich kenne dich lange genug, um hinter die Fassade schauen zu können. Sag mir eins: Kandidierst du, weil es dir um Kopenhagen geht? Oder weil es dir um Troels Hartmann geht? Was ist dir wichtiger?«
    »Hast du angerufen, um mir das zu sagen?«
    »Im Prinzip ja.« Holck warf seine Zigarette in den Brunnen und ging davon.
    Zehn Minuten später.
    »Mit Jens Holck verschwendest du nur deine Zeit«, sagte Morten Weber. »Der ist doch Bremers Schoßhund.«
    »Dann müssen wir ihm eben den richtigen Knochen hinwerfen. Die waren interessiert, Morten. Die waren unentschlossen. Wenn ich Holck kriege, dann ziehen die anderen nach. Und zwar in null Komma nichts. Haben wir was zu essen da?«
    Weber verbeugte sich, sagte: »Zu Diensten.«
    Ging etwas holen.
    »Also sind wir geliefert, wenn wir Jens Holck nicht für uns gewinnen?«, fragte Skovgaard.
    Sie saß auf seinem Schreibtisch, die Füße auf seinem Stuhl, das Kinn in die Hände gestützt. Sie schien nicht allzu unglücklich bei dem Gedanken.
    »Nein. Wir wissen, wer wir sind. Wir sind stark.«
    Skovgaard hob den Arm, spannte ihren Bizeps an.
    »Ich bin auch stark. Fühl mal.«
    Hartmann lachte, trat zu ihr, tat wie geheißen.
    »Nicht schlecht. Eins noch …«
    Er beugte sich hinab. Ihre Arme schlangen sich um seinen Hals. Sie küssten sich. Finger durch Haare. Grauer Business-Anzug an grauem Business-Kostüm. Sie verharrte in seiner Umarmung, sagte verträumt: »Wie lange ist das her …«
    »Wenn alles vorbei ist, fahren wir irgendwohin, wo es das größte, weichste, wärmste Bett …«
    »Erst wenn es vorbei ist?«
    »Oder schon vorher.«
    »Ist das ein Politikerversprechen?«
    Hartmann löste sich von ihr, lächelte.
    »Nein, meins. Ruf deinen Vater an und bring ihn dazu, mit dem Innenminister zu sprechen. Mir zu sagen, was ich tun muss. Nur ein Wort vom Parlament. Holck wird es hören.«
    Morten Weber kam mit einem großen Teller voll belegter Brote zurück.
    »In der Tiefgarage wimmelt es von Polizisten«, sagte er.
    »Wieso denn das?«, fragte Skovgaard.
    Weber runzelte die Stirn.
    »Keine Ahnung.«
    Lotte Holst war elf Jahre jünger als ihre Schwester Pernille und hübsch genug, um bereits seit fünf langen, ereignisreichen Jahren ihren Job hinter der Bar des Heartbreak Clubs zu halten. Geschäftsleute verkehrten dort, junge Führungskräfte, Leute, die anstandslos zweihundert Kronen für einen schwachen Cocktail hinlegten. Der Club lag in der Nähe von Nyhavn, wo Touristenhorden die Kanalboote und Restaurants stürmten. Sie hatte ihr Haar hochgesteckt und Lipgloss aufgelegt, trug ein an der Taille offenes Neckholderkleid und servierte bei

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