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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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ohrenbetäubender Musik mit konstant gelangweiltem Lächeln Champagner und Wodka. Die Bezahlung war gut. Die Trinkgelder waren noch besser. Und manchmal erlebte man Überraschungen. Gegen elf sagte ihr einer der Barkeeper, dass jemand sie sprechen wolle. Lotte ging an die Rezeption und sah dort Pernille stehen, in ihrem fleckigen hellbraunen Regenmantel, die Haare wild zerzaust. Lotte fasste sich an den Kopf, verlegen, wie schon als Kind immer.
    Pernille war hübsch. Aber die Schönheit war Lotte. Das sagten alle. Niemand verstand, dass Pernille geheiratet hatte – wenn auch einen groben Klotz wie Theis, der den Mund nicht aufbekam – und sie nicht. Ihre Schwester wiegte sich hin und her. Sie sah schrecklich aus. Neben der Garderobe war eine Abstellkammer. Sie gingen hinein, setzten sich auf die Bierkästen. Lotte hörte zu.
    »Entschuldige die Störung«, sagte Pernille.
    »Warum … nein, schon okay. Die Jungs sind bei Mama. Es ist alles in Ordnung.«
    »Ich weiß. Ich hab dort angerufen.«
    »Ich muss arbeiten, Pernille.«
    »Das weiß ich auch.«
    »Hast du was von Theis gehört? Wann er nach Hause kommt?«
    »Nein. Die Anwältin tut, was sie kann.«
    Pernille schlang die Arme um ihren Oberkörper, obwohl es in dem kleinen Raum stickig heiß war.
    »Hat Nanna dir irgendwas gesagt …«
    Die Worte versiegten.
    »Worüber?«
    »Ich weiß nicht. Sie hat sich doch so gut mit dir verstanden. Ihr wart wie Schwestern.« Ein Hauch von Vorwurf lag in ihren Augen. »Besser als mit mir.«
    »Du warst ihre Mutter.«
    Pernille fing an zu weinen.
    »Sie hat dir alles erzählt! Mir hat sie nichts erzählt.«
    Die Tür stand offen. Einer vom Sicherheitspersonal schaute herein.
    »Sie hat nicht …«
    »Nanna hatte noch ein anderes Leben, von dem ich nichts wusste! Ich bin mir ganz sicher.«
    »Ich weiß nicht, was du meinst, Pernille.«
    »Hat sie was gesagt? Dass sie zu Hause Probleme hat? Mit mir? Mit Theis?«
    »Nein …«
    »Manchmal haben wir uns gestritten. Sie kam nie zur Ruhe. Das war ein ständiges Kommen und Gehen bei ihr. Und sie hat sich Sachen genommen. Meine Kleider angezogen.«
    »Meine auch«, sagte Lotte. »Ohne zu fragen.«
    »Hat sie …?« Wieder Tränen, geschlossene Augen. Ein quälender Schmerz, den Lotte Holst nicht sehen wollte.
    »Hat sie uns gehasst?«
    Lotte legte ihrer Schwester die Hand auf den Arm.
    »Aber nein. Sie hat euch geliebt. Euch beide. Und die Jungs. Sie hat nie was in der Richtung gesagt.«
    »Nein?«
    »Nein.«
    »Dann bilde ich mir das nur ein?«
    Der Sicherheitsmann machte Lotte ein Zeichen. Sie durfte während der Arbeit keine Pausen machen. Nicht mehr als fünf Minuten pro Stunde.
    »Irgendwas ist letzten Sommer passiert«, sagte Pernille. »Zwischen ihr und Theis.«
    Sie nickte, als versuchte sie sich an einen bestimmten Vorfall zu erinnern.
    »Das seh ich jetzt, im Nachhinein. Sie war doch immer Papas Mädchen. Sie konnte Theis um den Finger wickeln. Und plötzlich haben sie nichts mehr zusammen unternommen. Aber erzählt hat sie nichts.«
    »Theis hat gemeint, es sei noch zu früh für sie, von zu Hause auszuziehen. Deswegen war sie ein bisschen sauer.« Lotte zuckte die Schultern. »Das ist alles. Sie war neunzehn. Sie war kein Kind mehr. Da war nichts.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Mach dir nicht so viele Gedanken. Theis war ein guter Vater. Ist es noch. Auch wenn er jetzt eine Dummheit gemacht hat.«
    Der Barkeeper stand an der Tür, winkte Lotte heraus.
    »Ich muss zurück. Ich will hier nicht rausfliegen.«
    Sie drückte Pernille die Hände.
    »Ich komm morgen vorbei und helf dir. Kopf hoch. Du schaffst das.«
    Sie zog Pernille hoch, umarmte sie, begleitete sie zum Ausgang. Ging zurück, mixte Drinks für reiche Geschäftsleute, lächelte, wenn sie ihr anzügliche Blicke zuwarfen. Wartete dann eine Stunde bis zur nächsten Pause, ging in die Toilette, holte das Kokain hervor, zog eine lange, teure Line, hielt die Tränen zurück.

DIENSTAG, 11. NOVEMBER
    Acht Uhr morgens. Lund sah sich die Überwachungsvideos aus der Tiefgarage an. Wieder einmal. Die Familie, die in den silbernen Volvo einstieg, die Kinder mit den Luftballons. Den Ford, der hinausfuhr. Meyer hatte Neuigkeiten. Es gebe keinerlei Hinweise auf eine Verbindung zwischen Nanna Birk Larsen und dem Rathaus. Sie habe nie als Praktikantin oder sonst etwas dort gearbeitet. Sei anscheinend nicht einmal von der Schule aus dort gewesen.
    »Ich hab mir ihre Sachen noch mal angesehen«, sagte er. »Die Schlüssel, die wir

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