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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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Kommt überhaupt nicht in Frage.«
    »Okay.« Skovgaard sah auf die Unterlagen hinab, die sie vor sich hatte.
    »Okay.« Weber nahm sich wieder seine Zeitung vor.
    Ein langes Schweigen.
    »Freut mich, dass ihr so gut zusammenarbeitet«, bemerkte Hartmann.
    »Tun wir doch meistens«, sagte Skovgaard.
    »Die Antwort ist trotzdem nein.«
    Wieder ein langes Schweigen. Dann holte Hartmann tief Luft und sah sich im Raum um. Die holzgetäfelten Wände, die Bleiglasfenster, die Wappen, das Gold. Schaute zu der extravaganten Artischockenlampe auf. All die Insignien des Amtes. Nicht der Macht.
    »Was würden wir dafür bekommen?«
    »Wir könnten ihn zu deinen Kundgebungen einladen«, sagte Skovgaard.
    »Das Wichtigste ist, dass wir Holck auf unsere Seite ziehen«, fügte Weber hinzu. »Ich finde das alles natürlich genauso beschissen wie du …«
    Er zuckte die Schultern.
    »Aber wenn wir so die Allianz kriegen …«
    »Finde raus, was genau wir dafür zu erwarten haben. Da dürfen keine Hintertürchen offenbleiben.«
    »Wenn wir die Frage stellen, haben wir schon ja gesagt«, sagte Weber. »Dann gibt’s kein Zurück mehr.«
    »Kein Zurück mehr«, wiederholte Skovgaard.
    »Handle den Deal aus und mach mir dann einen Termin. Beim Ministerpräsidenten. Wenn wir dadurch die Wahl gewinnen, ist es mir scheißegal, wer die Lorbeeren erntet.«
    Er stand auf und ging hinaus.
    Skovgaard und Weber blieben sitzen, zwei Verbündete wider Willen.
    »Weiß man inzwischen, was die Polizei in der Tiefgarage wollte?«, fragte Skovgaard.
    »Bitte?«
    »Du hast mich schon gehört, Morten. Du hörst alles, auch wenn du dich taub stellst.«
    »Nein, da gibt’s nichts Neues, soviel ich weiß. Ich ruf jetzt im Parlament an.«
    »Das kann ich machen. Das ist Politik. Überlass es mir.«
    Ein anderer Angestellter der Bank war gekommen. Jünger. Freundlicher. Pernille hatte im Gefängnis angerufen, hatte vergeblich versucht, mit Theis zu sprechen. Er musste noch mindestens einen Tag dortbleiben. Keine Anrufe, aber wenigstens würde sie ihn später besuchen können.
    »Es tut mir leid«, sagte sie zu dem Banker. »Ich darf nicht mit meinem Mann sprechen.«
    »Kein Problem.« Er breitete die Unterlagen vor ihr aus. »Gehen wir also davon aus, dass Sie das Haus zum Verkauf anbieten, aber mit der Renovierung weitermachen.«
    »Okay.«
    »Wir werden Ihren laufenden Kredit erhöhen und die Rate für das Darlehen aussetzen. Hoffen wir, dass das Haus schnell verkauft wird und wir mit plus minus null abschließen können.«
    »Gut.«
    »Dann wäre da noch das Konto, das Ihre Tochter eingerichtet hat.«
    Sie sah ihn verständnislos an.
    »Für Anton und Emil. Was sollen wir mit dem Geld machen?«
    Pernille strich sich das Haar zurück.
    »Was für ein Konto?«
    Er schob ihr einen Kontoauszug hin.
    »Da sind elftausend Kronen drauf. Sie hat fleißig gespart. Das ist eine Menge Geld …«
    »Was ist das für ein Konto?«
    »Ein Sparkonto für die Jungs.«
    »Kann ich mal sehen?«
    Ehe er antworten konnte, hatte sie schon nach dem Kontoauszug gegriffen. Sah sich die Zahlen an. Regelmäßige Einzahlungen. Immer gleich mehrere hundert Kronen. Keine einzige Abhebung.
    »Woher hatte sie das Geld?«
    »Hat sie gearbeitet?« Der Mann errötete.
    »Gearbeitet? Nein. Das heißt, manchmal schon, hier bei uns. Aber da hat sie sich nur ein Taschengeld verdient. Nicht diese …«
    Er zuckte die Schultern, antwortete nicht. Das Konto war im vergangenen Januar eröffnet worden. Alle zwei Wochen eine Einzahlung. Die letzte im Sommer.
    »Lassen Sie sich ruhig Zeit«, sagte er. »Sie müssen sich nicht sofort entscheiden. Also …«
    Ein knappes Lächeln. Er stand auf.
    »Wenn es sonst nichts mehr gibt …«
    Pernille starrte wie gebannt auf den Kontoauszug. Er lag auf dem Tisch, über den in der Platte gefangenen Familienfotos. Die sie verhöhnten. Lachten. Als der Banker gegangen war, rief sie noch einmal im Gefängnis an. Erwischte einen freundlichen Beamten.
    »Ich komme jetzt«, sagte sie.
    Der Wärter führte Pernille in den winzigen Besuchsraum und blieb an der Tür stehen. Theis saß in einem leuchtend blauen Häftlingsanzug gekrümmt und mit gesenktem Blick an einem verkratzten Holztisch. Pernille zögerte einen Moment, dann ging sie zu ihm, schlang die Arme um ihn, spürte, wie er sie umfing, fühlte Tränen aufsteigen. In enger Umarmung wiegten sie sich sanft hin und her, und seine riesige Hand strich durch ihr kastanienbraunes Haar, als suchte sie etwas. Dann

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