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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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setzten sie sich einander gegenüber, Pernille weinend, die Augen in Tränen schwimmend.
    Endlich fragte er: »Wie geht’s den Jungs?«
    »Gut.«
    »Die Anwältin war da.« Er schaute sie nicht an. »Sie tut, was sie kann. Wenn ich rauskomme, regle ich das mit der Bank und dem Haus.«
    Sie wandte sich ab, wischte die Tränen fort. Einen Moment lang regte sich Zorn in ihr, warum, wusste sie nicht.
    »Ich bring das alles in Ordnung«, sagte er. »Das wird schon wieder.«
    Sie sah aus dem Fenster in den grauen Tag hinaus und fragte: »Was ist letzten Sommer zwischen dir und Nanna passiert?«
    Er hob den Kopf. Seine Augen – der Teil von ihm, den sie am wenigsten mochte – hefteten sich auf sie. Unergründlich. Aggressiv manchmal.
    »Ihr wart doch immer …«
    Wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen, und sie konnte sie nicht zurückhalten, sosehr sie sich auch bemühte.
    »Hattet ihr Streit? Hast du irgendwas zu ihr gesagt?«
    Ihre Stimme brach. Ein Vorwurf hatte darin gelegen, ohne dass Pernille es wollte.
    »Was meinst du?«
    Seit zwei Jahrzehnten war sie mit diesem Mann zusammen. Menschen hatten immer Geheimnisse voreinander. Vielleicht musste das so sein.
    »Nanna hat für die Jungs ein Konto eingerichtet«, sagte sie. »Und regelmäßig etwas darauf eingezahlt. Sie hatte einen Job. Das Konto …« Sie sprach es ganz langsam aus. »Da waren elftausend Kronen drauf.«
    »Du weißt doch, dass sie einen Job hatte! Bei uns.«
    »So viel Geld hat sie da nicht verdient.«
    »Ich hab ihr vielleicht was extra gezahlt. Oder sie hat es sich zusammengespart.«
    »Warum hat sie es dann geheim gehalten?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Sie hatte keine Ahnung, ob sie ihm glauben konnte oder nicht.
    »Sie hat dir nichts gesagt?«
    »Nein.« Er rieb sich sein Stoppelkinn, schloss die Augen. »Ich weiß nur, dass sie sauer auf mich war, weil ich es noch zu früh für sie fand, zu Hause auszuziehen.«
    Er fasste über den Tisch und nahm ihre Hände.
    »Manchmal hab ich ihr was zugesteckt, um ihr eine Freude zu machen. Was sie damit gemacht hat …«
    »Ja.«
    »Sonst weiß ich auch nichts.«
    Sie sah, dass er zu lächeln versuchte. Zu sagen versuchte, was er immer sagte.
    Lass mich mal machen. Das wird schon wieder.
    Und so lächelte sie ebenfalls, drückte seine Hände, beugte sich über den alten Holztisch und küsste ihn.
    »Alles wird wieder gut«, sagte er.
    Lund fuhr zu dem Fernsehsender, um mit einer Journalistin zu sprechen, die eine Dokumentation über den Wahlkampf drehte. Die Frau begleitete Hartmann und Bremer über den gesamten Zeitraum hinweg.
    »Mich interessiert nur der Abend, an dem das Plakatfest stattfand«, sagte Lund.
    Sie saßen vor einem Bildschirm, und die Frau ließ ein unveröffentlichtes Video laufen.
    »Und was hab ich davon?«, fragte sie.
    »Nichts.«
    Die Frau blinzelte.
    »Es wäre doch nur recht und billig …«
    »Keineswegs. Ich kann mir innerhalb von fünf Minuten eine richterliche Anordnung besorgen, und dann ist Ihre Arbeit für heute beendet. Wir nehmen alles mit.« Lund lächelte sie an. »Wenn ich hier Beweismaterial finde, kann ich verhindern, dass der Film gezeigt wird.«
    »Wieso sollte ich ihn dann Ihnen zeigen?«
    »Weil Sie keine andere Wahl haben.«
    »Trotzdem will ich was dafür haben.«
    »Sie bekommen die Story als Erste. Wenn es eine Story gibt …«
    Lund saß auf der Schreibtischkante, wich nicht von der Stelle.
    »Ich brauche nur das Filmmaterial von neunzehn bis zwanzig Uhr.«
    »Das Plakatfest war am 31. Oktober?«
    »Genau.«
    »Okay. Ich erinnere mich. Das war in Hartmanns Büro.«
    Ihre Finger flogen über die Tastatur. Dann spulte sie vor. Poul Bremer erschien auf dem Bildschirm, lachend, scherzend, ein Glas in der Hand.
    »Herrlich, wie alle tun, als würden sie einander respektieren. Sie sollten mal hören, was die privat so sagen.«
    »Was denn?«
    »Sie lächeln und lächeln, dabei können sie sich auf den Tod nicht ausstehen. Und sie steigen mit jedem in die Kiste, wenn sie dafür ein paar Stimmen kriegen.«
    Lund hielt den Blick auf den Bildschirm gerichtet, hörte kaum zu.
    »Hartmann hatte alle zu einem Umtrunk in sein Büro eingeladen.«
    Skovgaard, die Führer der Minderheitsparteien, Morten Weber, Bremer, alle lachend, scherzend, Wein trinkend.
    »Passiert da irgendwas Interessantes?«, fragte Lund.
    »Hartmann hält eine kurze Ansprache. Nichts Besonderes. Wozu sich für diese Leute groß anstrengen? Entweder sie wählen ihn oder sie lassen’s

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