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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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bleiben.«
    Lund beugte sich vor, schaute genauer hin. Im Hintergrund ein Mann in Schwarz. Redete mit niemandem. Schien sich unbehaglich zu fühlen.
    »Wer ist das?«
    »Jens Holck. Chef der Gemäßigten. Unterstützt Bremer.«
    »War er den ganzen Abend da?«
    »Ja.«
    Hartmann ließ sein Glas gegen eine Flasche klirren. Poul Bremer blieb neben ihm stehen, strahlend, leutselig. Lund beachtete die beiden nicht. Ließ den Mann im Hintergrund nicht aus den Augen.
    »Warum zieht er dann seinen Mantel an?«
    Die Journalistin antwortete nicht.
    »Ist er später noch mal zu sehen?«
    »Warum fragen Sie?«
    »Reine Neugier.«
    Lund nickte zur Tastatur hin. Die Frau ließ das Video schneller laufen. Die Kamera erfasste den Raum. Die Frau spulte vor, zurück, sah sich in dem Gewühl um.
    »Ich seh ihn nicht mehr. Ich dachte, er ist noch da. Sorry.«
    »Was für ein Mensch ist er?«, fragte Lund.
    »Holck? Der ist seit vielen Jahren in der Politik. Ernster Typ. Hat was von einem Loser. Ist ohne Bremer gar nichts.«
    Sie lehnte sich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
    »Sprüht nicht gerade vor Charme, ehrlich gesagt. Es wurde mal darüber geklatscht, dass er eine Affäre hatte und man ihm draufkam. Es stand aber in keiner Zeitung. Seine Frau hat sich trotzdem scheiden lassen.«
    »Er hatte eine Affäre? Tatsächlich?«
    Die Frau lachte sie aus.
    »Sie haben keine Ahnung von Politik, was?«
    »Klären Sie mich auf.«
    »Die leben von Klatsch und Tratsch. Voneinander. Die leben in ihrer eigenen kleinen Welt, alles andere zählt nicht. Ich sag Ihnen mal was …«
    Lund wartete.
    »Die Frau, die eine Affäre mit Jens Holck hatte, muss ziemlich verzweifelt gewesen sein. Oder sie hatte eine hohe Toleranzschwelle für Langeweile.«
    Lund rief Meyer an, als sie den Sender verließ.
    »Der Wagen hat die Tiefgarage um 19 Uhr 55 verlassen. Eine Viertelstunde vorher hat sich Jens Holck von dem Plakatfest verdrückt und ist danach nicht mehr im Rathaus gesehen worden.«
    »Buchard hat nach dir gefragt«, sagte Meyer.
    »Stell fest, ob Holck in der Nähe der Grønningen wohnt. Vielleicht sogar in einem Hotel.«
    »Rutsch mir den Buckel runter, Lund.«
    »Im Rathaus heißt es, er hätte eine Affäre gehabt.«
    »Wir ermitteln nicht im Rathaus. Nicht bei den Politikern. Also vergiss es. Hab ich dir gesagt, dass Buchard nach dir gefragt hat?«
    »Ja, hast du.«
    »Du hast nicht zufällig zugehört?«
    Sie schaute auf das Handy. Versuchte sich Jan Meyers Gesicht in diesem Moment vorzustellen.
    »Lund?«, kam eine blecherne, undeutliche Stimme aus dem Hörer. »Lund?«
    Sie traf Hartmann in seinem Büro an, als er gerade gehen wollte.
    »Ich muss Sie einen Moment sprechen«, sagte sie.
    »Weiß Ihr Chef, dass Sie hier sind?«
    »Es dauert nicht lange. Ich wollte mich nur entschuldigen.«
    »Ich muss Sie bitten zu gehen«, sagte Rie Skovgaard. »Sie haben uns schon genug Ärger gemacht.«
    »Ich weiß, ich weiß. Tut mir leid. Das ist ein sehr schwieriger Fall. Nur zwei Minuten …«
    Hartmann winkte sie herein und schloss die Tür.
    »Ich brauche Ihre Hilfe«, sagte sie.
    »Ich habe jeden Montag Bürgersprechstunde. Sie können sich einen Termin geben lassen wie jeder andere auch.«
    »Was wäre, wenn ich Ihnen sagen würde, dass der Wagen gar nicht vor dem Gymnasium stand?«
    »Dann würde ich sagen, Sie haben’s mal wieder vermasselt.«
    »Und wenn ich sage, dass er hierher zurückgefahren wurde? In die Tiefgarage des Rathauses?«
    Er schwieg.
    »An dem Freitagabend. Als Sie hier Ihr Plakatfest hatten. Mit allen Fraktionsführern. Allen Ihren Wahlkampfmitarbeitern.«
    »Worauf zum Teufel wollen Sie hinaus, Lund?«
    »Ich muss wissen, ob jemand das Fest schon früh verlassen hat.«
    »Moment mal. Ich versteh nicht. Sie sagen, der Wagen wurde hierher zurückgebracht?«
    »Ist irgendjemand schon früh gegangen?«
    Skovgaard kam herein, das Telefon am Ohr. »Ich muss sofort Buchard sprechen«, sagte sie.
    »Ist Jens Holck früh gegangen?«, fragte Lund.
    »Holck?«
    Skovgaard hatte inzwischen Buchard an der Strippe und beschwerte sich bei ihm.
    »Haben Sie ihn später an dem Abend noch gesehen?«
    Hartmann schüttelte den Kopf.
    »Ihr Chef möchte Sie sprechen«, schaltete Skovgaard sich ein und reichte Lund das Telefon.
    Lund sah die Frau an. Attraktiv auf eine harte, unemotionale Art. Diese Leute schien es überhaupt nicht zu berühren, dass ein junges Mädchen gestorben war. Außer Hartmann, und das interessierte sie noch

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