Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
Berichten.
»Mit Skovgaards Kreditkarte.«
Meyer sah Hartmann nach, als er den Flur hinunter zur Wendeltreppe ging. Lund ebenfalls.
»Unser Poster-Boy ist also ein notorischer Schürzenjäger«, sagte er. »Und ich dachte, er ist der perfekte Gentleman.«
»Wer hat Hartmann dort gesehen? Außer Skovgaard. Das müssen wir rauskriegen.«
»Ich lasse es überprüfen. Durchsickern wird die Sache aber auf jeden Fall. Irgendwer wird es der Presse stecken. Du nicht. Ich auch nicht.« Er zeigte mit dem Daumen auf Brix’ Büro. »Irgendwer.«
Lunds Telefon klingelte. Vibeke.
»Hallo, Mama. Ich ruf dich zurück. Es wird übrigens spät heute. Sprich bitte nicht mit Mark über Bengt und Schweden. Das mach ich selbst.«
»Marks Vater ist hier«, sagte Vibeke.
Lund hatte Mühe, ihre Gedanken zu ordnen.
Hartmann.
Mark.
Theis Birk Larsen.
Carsten.
»Wenn du ihn noch sehen willst, musst du dich beeilen«, sagte ihre Mutter.
Theis Birk Larsen und Pernille saßen unter dem Murano-Leuchter nebeneinander am Tisch. Die Sozialarbeiterin, die man ihnen geschickt hatte, war um die vierzig, gut angezogen, professionell. Sie hätte auch Rechtsanwältin sein können.
»Sie haben noch keine Erfahrung mit so etwas?«, fragte sie.
»Nein«, antwortete Birk Larsen.
Pernille schaute aus dem Fenster, hörte kaum zu.
»Keiner von Ihnen war schon mal in Therapie oder bei einer Beratungsstelle?«
Er schüttelte den Kopf.
»Ein gemeinsames Kind schafft eine sehr starke Bindung. Der Verlust dieses Kindes hat Auswirkungen auf die Paarbeziehung.«
Es klang, als läse sie aus einem Lehrbuch vor. Pernille stand auf, lehnte sich an die gekachelte Wand der Küche, verschränkte die Arme.
»Es ist nicht unsere Beziehung, die mir Sorgen macht«, sagte sie.
»Was macht Ihnen denn Sorgen?«
Die Frau hatte durchdringende blaue Augen und eine zu jugendliche Frisur.
»Haben Sie Kinder?«, fragte Pernille.
»Das tut nichts zur Sache. Was die Aufklärung des Falles betrifft – dazu können Sie nichts beitragen. Aber Sie haben einander. Sie haben Ihre Kinder.«
»Ich brauche keine Ratschläge, was meine Kinder angeht!«, sagte Pernille gereizt.
Die Sozialarbeiterin nahm einige Flyer aus ihrer Tasche.
»Diese Broschüren geben Ihnen einen Überblick über die Beratungsmöglichkeiten.«
Sie legte sie auf den Tisch. Stand auf, zog ihren Mantel an.
»Ich kann Ihnen unsere Trauergruppen empfehlen. Manchmal hilft es, mit anderen zu reden.«
»Danke für das Angebot, aber wir haben Besseres zu tun«, sagte Pernille.
Die blauen Augen fixierten sie.
»Das ist kein Angebot. Es ist eine Bedingung dafür, dass Ihr Mann auf freiem Fuß bleiben kann. Wenn Sie nicht hingehen, muss er wieder ins Gefängnis. Nach der Sache mit dem Lehrer kann er von Glück reden, dass er überhaupt frei herumlaufen darf.«
Er begleitete sie hinaus, bedankte sich. Wieder oben in der Küche. Pernille stützte sich auf die Spüle, sah aus dem Fenster.
»Sie sagt, die Trauergruppe trifft sich morgen.«
Kurz bevor die Frau gekommen war, hatte jemand von der Zeitung angerufen. Theis war am Apparat gewesen, hatte Pernille nichts davon gesagt. Wusste, dass er es ihr nicht länger verschweigen konnte.
»Die Presse wird wieder was über diesen Politiker bringen«, sagte er.
»Und was?«
»Ich weiß es nicht.«
Sie griff nach dem Telefon.
»Die Polizei wird dir nichts sagen, Pernille. Verstehst du nicht? Das geht uns nichts an. So sehen die das.«
Lund auf dem Anrufbeantworter.
Pernille schaltete den Fernseher ein, suchte eine Nachrichtensendung. Fand eine. Hartmann war festgenommen worden. Man hatte ihn verhört und wieder freigelassen. Pernille stellte den Fernseher lauter, hörte mit glänzenden Augen wie gebannt zu.
»Mama?« Ein verschlafenes Stimmchen. »Ich kann nicht schlafen.«
Emil im Schlafanzug an der Tür. Theis Birk Larsen stand sofort auf, nahm ihn in die Arme. Küsste ihn, flüsterte irgendetwas in sein warmes Ohr.
»Nanna wurde tot in einem der Wagen von Hartmanns Wahlkampfteam aufgefunden«, sagte der Sprecher. »Sie war mehrfach vergewaltigt worden. Berichten zufolge …«
Er brachte Emil schnell ins Kinderzimmer zurück, drückte das zitternde Kind fest an sich.
Weber schaute Nachrichten, als sie ins Rathaus zurückkamen.
»Darf man fragen, wie’s lief?«
Hartmann setzte sich.
»Die Sache ist ernst. Wir müssen wissen, wer die Wohnung benutzt hat.«
Weber saß entspannt in einem Sessel. Ohne Krawatte. Eine Tasse Kaffee in der Hand. Bereit
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