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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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Es gibt da einen Beamten …«
    »Die würde ich gern mal sehen.«
    »Ich hab oben eine Kopie. Ich hol sie.«
    Auf der Treppe blieb Hartmann stehen.
    »Nehmen Sie sich doch von der Pizza, wenn Sie möchten. Für mich allein ist das zu viel.«
    »Nein, danke. Nur die Liste.«
    Sie sah ihm nach.
    Es war ein altes Haus. Sie hörte die Dielen knarren, als er oben herumging.
    Sie ging nach nebenan. Ein Arbeitszimmer mit Blick auf den Garten. Sie trat ans Bücherregal. Fast nur politische Schriften. Bill Clintons Autobiografie. Einiges über John F. Kennedy. Ein Foto des todgeweihten Präsidenten zusammen mit Jackie. Die Ähnlichkeit war verblüffend. Rie Skovgaard besaß die gleiche kalte Schönheit. Bei Hartmann dagegen keinerlei Ähnlichkeit mit Jack. Aber er sah gut aus, blickte mit dem gleichen arroganten Selbstbewusstsein in die Kamera. Auch Kennedy war, um mit Meyer zu sprechen, ein notorischer Schürzenjäger. Eine Schwäche, die er nicht hatte ablegen können. Ebenso Clinton … Sie überflog die Titel. Nahm das einzige Nicht-Sachbuch heraus, das sie fand. Goethes »Faust« auf Dänisch.
    Alles hier war geordnet, ruhig, persönlich. So ganz anders als in dem Büro im Rathaus, wo Hartmann permanent bombardiert wurde, von seinen Leuten, von Bremers Intrigen. Von ihr. Ein Tagebuch lag auf dem Schreibtisch. Sie begann darin zu lesen. Knappe Einträge, nur eine Zeile. Nichts von Interesse. Sie wollte gerade zu dem bewussten Freitag blättern, da klingelte ihr Handy. Schnell klappte sie das Buch zu.
    »Lund.«
    »Hier Meyer.«
    Sie hörte Hartmann die Treppe herunterkommen.
    »Ich kann jetzt nicht sprechen. Ich ruf zurück.«
    »Er hat kein Alibi.«
    Sie ging in die Küche zurück. Er stand da, zerteilte die Pizza. Öffnete eine Flasche Wein. Troels Hartmann lächelte sie an. Politiker und Frauen. Sie passten zueinander. Ihr war klar, weshalb. Er war ein bemerkenswerter, interessanter, intelligenter Mann. Sie konnte sich beinahe vorstellen …
    »Ich hab Rie Skovgaard zum Reden gebracht. Sie hat keine Ahnung, wo er das ganze Wochenende war. Keinen blassen Schimmer. Sie hat die Sponsoren angelogen. Dass er krank war, hat sie sich ausgedacht.«
    Hartmann wickelte eine Serviette um den Hals der Weinflasche, schenkte sich ein Glas ein.
    »Was ist los, Lund? Wo zum Teufel bist du?«
    »Alles klar«, sagte sie heiter und legte auf.
    »Ist irgendwas?«, fragte Hartmann.
    »Nein. Haben Sie die Liste?«
    »Hier, bitte. Christensen. Der ganz oben. Den sollten Sie sich als Ersten vornehmen.«
    »Danke.«
    Hartmann setzte sich, schaute auf die Uhr, begann zu essen.
    »Vielleicht nehm ich doch ein Stück«, sagte Lund.
    Hartmann kam in Fahrt, redete über alles Mögliche, über Politik, über Taktik, nur nicht über sich selbst. Lund trank den teuren Rotwein und fragte sich, ob ihr Verhalten klug war. Sie blieb, um ihn zu ködern, ihn in die Falle zu locken. Doch er machte dasselbe mit ihr. Hatte es schon mit vielen Frauen gemacht, dachte sie. Sein Charakter, sein Aussehen, seine Energie und seine scheinbare Aufrichtigkeit … er besaß eine magnetische Anziehungskraft, wie sie ihr bei der Polizei noch nie begegnet war. Bengt Rosling war ein netter, herzensguter, intelligenter Mann. Troels Hartmann aber, jetzt, allein an seinem Esstisch, ohne die Polizei und die Insignien des Rathauses, war ganz anders. Charismatisch und erkennbar beseelt von einer Leidenschaft, wie sie die meisten Männer, die sie in Kopenhagen kannte, nur höchst ungern einem Fremden offenbart hätten.
    »Bremer … ein Skandal, dass ein Mann wie er an der Macht ist. Seit zwölf Jahren! Der hält uns für sein Eigentum.«
    »Aber in der Politik geht’s doch darum, an der Macht zu bleiben, oder nicht? Nicht nur darum, an die Macht zu kommen.«
    Hartmann schenkte ihr nach.
    »Natürlich muss man erstmal ans Ziel kommen. Sicher. Aber Macht ist nur dadurch zu rechtfertigen, dass man sie weitergibt.«
    Er sah sie an.
    »Auf Ihr Wohl. Wir bringen alle dazu, wie besessen zu arbeiten und ihren Teil zu dem beizutragen, was wir gemeinsam erschaffen. Kopenhagen gehört nicht Poul Bremer. Oder den Politikern. Es gehört allen. Das ist der Sinn von Politik.«
    Er nickte, lächelte. Vielleicht weil er merkte, dass er, ohne es zu wollen, eine Rede gehalten hatte.
    »Jedenfalls in meinen Augen. Mein Gott, das klingt ja, als wollte ich um Ihre Stimme werben.«
    »Und, wollen Sie sie nicht?«
    »Doch, natürlich.« Er hob sein Glas. »Ich brauche jede, die ich kriegen kann. Warum

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