Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
sein.«
»Warum zum Teufel hast du das gemacht? Ohne mit mir zu reden? Die Polizei hat gesagt, ich soll mich aus dem Fall raushalten.«
Sie lachte auf.
»Die Polizei? Machst du jetzt nur noch, was die sagen?«
»Pernille …«
»Wir brauchen Hilfe. Wir müssen dafür sorgen, dass Bewegung in die Sache kommt. Irgendjemand muss doch was gesehen haben. Die Zeitung setzt eine Belohnung aus.«
Er schloss die Augen, wandte das Gesicht zur Decke.
»Wenn es nicht Troels Hartmann war, dann eben jemand anderer.«
Er begann wieder in der Soße zu rühren.
»Ich finde das nicht gut.«
»Mag ja sein, aber so ist es nun mal.«
»Pernille …«
»Ich hab zugestimmt und fertig!«, schrie sie. »Du kannst das Essen machen, wenn du willst. Ich rede jedenfalls mit dem Journalisten.«
Meyer ging mit Skovgaard wieder und wieder dieselben Punkte durch.
»Also hat keiner der Sponsoren Hartmann vor Sonntag gesehen?«
»Ich hab’s Ihnen doch schon hundertmal gesagt: Er war krank.«
Meyer zuckte die Schultern.
»Zu mir hat er aber gesagt, seine Rede sei gut gelaufen. Das versteh ich nicht. Warum decken Sie ihn? Ihr Vater ist Abgeordneter. Was wird er wohl sagen, wenn wir Sie wegen Beihilfe vor Gericht bringen?«
Sie sah aus, als hätte sie sich für die Vernehmung eigens zurechtgemacht. Schicke gestreifte Bluse. Glänzend gebürstetes Haar. Eine hübsche Frau. Schön sogar, wenn sie einmal lächelte.
»Ist Ihnen ein Mann wie Hartmann wichtiger als Ihre Karriere?«
»Sie kennen Troels Hartmann nicht. Und ich decke ihn nicht.«
»Kennen Sie ihn, Rie? Er hat Ihnen nicht gesagt, dass er sich Faust nannte. Er hat ihnen nicht gesagt, dass er über diese Dating-Seite herumgevögelt hat.«
Sie lächelte.
»Das ist Schnee von gestern. Jeder macht mal Sachen, die er hinterher bereut. Sie nicht?«
»Ich sag’s meiner Frau immer. Das ist das Sicherste. Und das Richtige.«
»Seit wir zusammen sind, war da nichts mehr.«
Er stand auf, setzte sich neben sie auf den Schreibtisch. Las aus einer E-Mail vor.
»›Ich hab Lust auf dich. Ich halte es kaum noch aus. Ich muss dich berühren. Dich spüren.‹«
Noch ein Blatt.
»›Ich komme jetzt in die Wohnung. Warte auf mich. Zieh nichts an.‹«
Er legte die Mails vor sie hin.
»Alle unterschrieben mit F für Faust. Woher wollen Sie wissen, dass er nicht auch an Nanna Birk Larsen geschrieben hat?«
Sie seufzte, hörte nicht auf zu lächeln.
»Woher, Rie? Sagen Sie’s mir.«
Keine Antwort. Er kam noch einmal auf die Konferenz zurück.
»Was war los mit Hartmann? Warum musste er auf dem Zimmer bleiben?«
Er zündete sich eine Zigarette an.
»Grippe. Immer noch dieselbe.«
»Männergrippe? Also nichts Ernstes, was? Richtige Grippe heißt im Bett liegen, schwitzen wie ein Schwein, husten, niesen. War’s das?«
»Ja.«
»Ein einziges Gerotze, nehm ich an.«
»So ähnlich.«
»Scheußlich, was?«
»Scheußlich.«
»Aber das war’s nicht.« Er schaute auf seinen Notizblock. »Ich hab mit dem Zimmermädchen gesprochen. Sie sagt, das Zimmer hat ausgesehen, als ob nur eine Person dort übernachtet hätte, nicht zwei. Keine verrotzten Papiertücher. Nichts.«
»Dann muss sie ein anderes Zimmer gemeint haben.«
»Nein. Hat sie nicht. Sie decken einen Verdächtigen in einem Mordfall. Damit werden Sie zur Mittäterin.«
Er zog gierig an seiner Zigarette.
»Ob Daddy Sie dann im Gefängnis besucht? Meinen Sie, er bekommt eine Sondererlaubnis?«
Keine Antwort.
»Läuft das so? Ein Gesetz für Sie, ein anderes für das Gesindel, das Ihre Gehälter bezahlt?«
»Sie sind ein Mensch voller Komplexe.«
Meyer wedelte den Rauch weg.
»Woher die wohl kommen?«
»Wenn es sonst nichts mehr gibt, würde ich jetzt gern gehen.«
Ein Beamter der Nachtschicht stand mit einem Zettel in der Hand an der Tür.
»Moment noch«, sagte Meyer.
Eine Nachricht von seiner Frau. Eine Einkaufsliste. Gurke, Milch, Brot, Zucker, Oliven, Feta. Und Bananen.
Sie nahm ihre Tasche, ihren Mantel.
»Sie waren also das ganze Wochenende mit Hartmann zusammen?«
»Zum hunderttausendsten Mal …«
Meyer fixierte sie.
»Warum haben Sie ihn dann am Samstag auf dem Handy anzurufen versucht? Es war ausgeschaltet.«
Sie blieb stehen.
»Sie waren mit ihm zusammen, Rie. Das kann Ihnen doch nicht entgangen sein. Hat man Telefonsex, wenn man im selben Bett liegt?«
»Ich erinnere mich nicht …«
»Nein, nein. Glauben Sie nur nicht, Sie könnten sich da rauswinden.«
Er schwenkte die Einkaufsliste in ihre
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