Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
Fernsehleute. Und in der Nachbarschaft haben sie gesammelt.«
Birk Larsen gab den Jungs noch einen Nachschlag.
»Anton und Emil wollen morgen in den Wald.«
»Ich weiß. Ich hab gesagt, ich komme mit.«
Er musste immer wieder die Fotos auf der Tischplatte anschauen. Nanna … wie alt, sechzehn? Die Jungs noch Kleinkinder. Ein Stück ihres Lebens, in der Zeit gefangen.
Es war ein Tisch. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätten sie ihn für immer behalten.
»In der Beratung«, sagte Birk Larsen, »haben sie gesagt, wir sollen uns auf das konzentrieren, was wir haben.«
Sie sah ihn unwillig an.
»Ich weiß, was ich tue, vielen Dank.«
Seine Miene war verschlossen, seine Stimmung finster.
»Warum bleibst du dann nicht hier bei uns? Statt unten mit diesem Typ zu reden?«
Ein langes Schweigen. Pernille lächelte Anton und Emil zu.
»Kommt, ab ins Bett.«
Sie hatten ihr Eis noch nicht aufgegessen, aber sie beklagten sich nicht. Birk Larsen warf seinen Löffel auf den Teller und sah ihr nach, als sie mit den beiden hinausging.
Schmutziges Besteck und schmutziges Geschirr. Rechnungen und Termine. Sorgen und Lasten. Das alles schwappte ständig um ihn herum, eine endlose trübe Flut. Er nahm sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank, setzte sich auf einen Stuhl und begann zu trinken.
Im Vernehmungsraum des Präsidiums machte die Anwältin ein Gesicht, als sei nichts Besonderes passiert.
»Mein Mandant gibt zu, dass sein Alibi erfunden war«, sagte sie selbstbewusst. »Er war nicht bei Rie Skovgaard.«
Hartmann saß neben ihr. Lund und Meyer saßen ihnen gegenüber. Lennart Brix, am Kopfende des Tisches, hörte zu.
»Hatte er einen bestimmten Grund, uns anzulügen?«, wollte Meyer wissen.
»Jedermann hat ein Recht auf Privatsphäre. Ganz besonders ein Politiker im Wahlkampf.«
»Geschenkt«, sagte Meyer. »Was haben Sie an dem Freitag gemacht, Hartmann?«
Hartmann ließ die Anwältin antworten.
»Wie wir von Anfang an betont haben, bleibt mein Mandant dabei, dass er unschuldig ist. Er hat Nanna Birk Larsen weder gekannt, noch irgendetwas mit ihr zu tun gehabt. Er ist an einen anderen Ort gefahren, weil er Ruhe brauchte. Er hat Skovgaard gebeten, ihm das falsche Alibi zu geben.«
»Das reicht uns nicht …«
»Er übernimmt die volle Verantwortung für das falsche Alibi. Es war notwendig, weil er in der Öffentlichkeit steht.«
Meyer wurde allmählich wütend.
»Verstehe ich das richtig? Sie behaupten, Sie waren das ganze Wochenende sinnlos betrunken, aus Trauer um Ihre tote Frau?«
»Mein Mandant …«
»Ich bin noch nicht fertig. Wo waren Sie, Hartmann?«
»Mein Mandant wird sich dazu nicht äußern. Sein Privatleben ist seine Sache.«
»Sie erzählen uns im Fernsehen, was in dieser Stadt alles falsch läuft. Aber Sie verweigern uns eine Auskunft, die uns in einem Mordfall weiterhelfen könnte?«
»Herr Hartmann«, schaltete sich Lennart Brix ein. »Vor 48 Stunden haben Sie mir gesagt, Sie hätten ein Alibi. Jetzt haben Sie keins mehr. Wenn Sie sich nicht äußern, bleibt mir nur eine Möglichkeit.«
Hartmann schwieg beharrlich.
»Dann muss ich Beschuldigung erheben und Sie festnehmen.«
»Das entbehrt jeder Grundlage«, widersprach die Anwältin. »Sie haben keinerlei Beweise dafür, dass mein Mandant irgendetwas mit diesem Mädchen zu tun hatte. Er hat versucht, so gut wie möglich mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«
Sie wurde lauter. Sah Lund an.
»Ständig haben ihn Ihre Leute bei ihrer dilettantischen Ermittlungsarbeit belästigt und schikaniert. Jetzt wurde sogar sein Haus durchsucht, ohne Beschluss. Unter dem Vorwand, ein persönliches Gespräch führen zu wollen.«
Sie wandte sich an Brix.
»Drohen Sie uns nicht. Hausfriedensbruch. Illegale Hausdurchsuchung. Ich könnte Sie jederzeit den Wölfen zum Fraß vorwerfen. Finden Sie den Mann, der Hartmanns E-Mail-Konto missbräuchlich genutzt hat. Das Auto, die Wohnung …«
Meyer fuhr mit dem Finger seine Notizen entlang.
»Olav Christensen hat ein Alibi. Ein wasserdichtes. Haben wir überprüft. Wenn Hartmann die Güte hätte, uns zu sagen, wo er war, könnten wir das auch überprüfen.«
Hartmann brach sein Schweigen. »Christensen ist in den Fall verwickelt«, sagte er. »Schauen Sie ihn doch an …«
»Warum sagen Sie uns nicht, wo Sie waren?«, fragte Lund und sah ihn über den Tisch hinweg an. Auf dieselbe Art wie bei ihm zu Hause, als sie allein waren, Wein tranken und Pizza aßen. Hartmann wandte den Blick ab.
»Christensen
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