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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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Dank. Bis gleich.«
    Dann ging sie.
    Hartmann blickte auf die Welt vor dem Fenster hinaus. Dachte über Möglichkeit und Richtungen nach. Über fällige Entscheidungen.
    »Troels?«
    Er hatte kaum bemerkt, dass Weber hereingekommen war.
    »Wir müssen gleich zu der Anhörung. Wir brauchen einen Plan.«
    Keine Antwort.
    »Hallo?«, rief Weber. »Jemand zu Hause?«
    »Ja«, sagte Hartmann. »Und hier ist der Plan: Sag Bremer, wir arbeiten ein Dementi aus. Nach der Anhörung.«
    Weber sah ihn blinzelnd an.
    »Du ziehst die Anschuldigung zurück?«
    »Nach der Anhörung.«
    »Okay …«, sagte Weber.
    Sie durchquerte die Garage, ohne die glotzenden Männer in der roten Arbeitskleidung zu beachten, stieg die Treppe hinauf, klingelte.
    »Hallo, Pernille.«
    Lund lächelte, versuchte freundlich zu erscheinen.
    »Störe ich?«
    »Wir ziehen um. Ich will gerade los und mir das Haus ansehen.«
    »Wir müssen das Beweismaterial nummerieren. Eine reine Formsache.«
    »Was?«
    Eine Lücke. Eine Gelegenheit. Lund trat ein, blieb in der Küche stehen. So viele Dinge. Kleine Vasen und Pflanzen, Tierfiguren im Fenster, Geschirr an der Seite. Ein solches Zuhause hatte sie nie zustande bekommen.
    »Ich müsste noch mal Nannas Sachen durchsehen. Zum letzten Mal. Versprochen.«
    »Aber Meyer sagt, Sie haben nichts mehr mit dem Fall zu tun.«
    »Ab morgen. Heute ist mein letzter Tag. Hat er das nicht gesagt?«
    Sie wusste nicht, ob Pernille ihr glaubte.
    »Es ist nur eine Kleinigkeit. Passt es jetzt schlecht? Sie brauchen nicht dabei zu sein. Wenn Sie losmüssen …«
    »Ja, allerdings. Die meisten Sachen sind in Kartons. Machen Sie dann bitte die Tür richtig zu?«
    »Natürlich.«
    Lund sah sich in der schönen Küche um.
    »Ihre neue Wohnung ist größer?«
    »Es ist ein ganzes Haus.«
    »Das wird bestimmt schön.«
    Pernille starrte sie an.
    »Die Tür – denken Sie dran.« Sie ging.
    Lund horchte auf ihre Schritte. Als sie weg war, zog Lund ihre Jacke aus und öffnete den ersten Karton. Leerte Schmuckkästchen, Bücher und Hausaufgabenhefte auf den abgewetzten Teppich. Sah alles durch. Sechs Kartons insgesamt. Anderthalb Stunden später saß sie entmutigt in Nannas Zimmer. Alles lag durcheinander, als hätte ein Kind einen Wutausbruch gehabt.
    Nichts. Kein Hinweis auf ein heimliches Date. Auf eine Reise. Lund vergrub den Kopf in den Händen, hätte am liebsten laut geschrien. Dann blickte sie auf, sah sich mit ihren großen Augen noch einmal um. Denk nach. Denk wie Nanna. Schau genau hin. Gebrauch deine Phantasie. In der Ecke stand ein blauer Plastikglobus. Sie hatte ihn vorher schon gesehen. Die Kreuzchen auf berühmten Städten. Die Nanna wohl gern besucht hätte. Er diente auch als Lampe. Ein Kabel hinten. Lund nahm ihn, stellte ihn auf den Schreibtisch, fand eine Steckdose, schaltete ihn ein. Länder und Kontinente leuchteten bunt auf. Lund drehte ihn langsam. Amerika, Australien, Asien, Afrika … Ganz unten, zwischen den beiden Kaps im Südatlantik, verdunkelte etwas das Blau des Meeres.
    Papiere. Briefe. Dokumente. Das Geheimversteck eines jungen Mädchens, das irgendwohin wollte. Lund schüttelte den Globus. Zog den Stecker heraus, suchte die Oberfläche ab. Nanna musste gewusst haben, wie man den Globus unbemerkt auseinandernahm und wieder zusammensetzte. Aber Nanna war neunzehn gewesen, hatte geschicktere Finger gehabt. Lund gab verärgert auf, nahm das Ding, knallte es auf den Tisch, sodass der Sockel und die Glühbirnenfassung absprangen, schlug mit der Faust darauf. Der Kunststoff gab nach. Die Welt teilte sich am Äquator. Zwei gleiche Hälften, in der Südhalbkugel versteckte Schriftstücke. Briefe und Postkarten. Ein Valentinsherz. Eine Blume. Ein Foto. Uralt.
    Ein blondes Mädchen, kaum älter als vier oder fünf. Neben ihr ein dunkelhaariger Junge, der sie scheu an der Hand hielt. Im Hintergrund ein Spielplatz. Sand und eine Rutsche. Die beiden zusammen im Kasten eines Christiania-Rades.
    Lund schaute. Hörte nicht die Schritte hinter ihr. Merkte nicht gleich, dass Pernille ihr über die Schulter schaute.
    Dann fragte sie: »Wer ist das auf dem Bild?«
    Sie stand auf, zeigte Pernille das Foto.
    »Das ist Nanna, nicht wahr?«
    Die Unordnung, die ausgekippten Kartons. Das Chaos war zurück.
    »Wer ist der Junge, Pernille?«
    »Sie haben doch gesagt, der Fall ist abgeschlossen.«
    »Wer ist das?«
    Pernille nahm das Bild, betrachtete es.
    »Amir. Ein kleiner Inder, ein Nachbarskind. Eine Zeitlang Nannas Schatz. Die

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