Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
ihn.«
»Theis …«
»Die haben ihn zur Vernehmung abgeholt. Sollte das noch einmal passieren, würde ich Sie um Ihre Hilfe bitten.«
Die Anwältin machte sich Notizen.
»Dazu bin ich natürlich bereit. Aber die Polizei würde ihn nicht ohne Grund vernehmen.«
Er tippte auf die Tischplatte.
»Ich möchte, dass Sie ihm helfen.«
»Natürlich.«
Lis Gamborg holte eine Visitenkarte hervor und gab sie ihm.
»Geben Sie ihm meine Nummer. Sagen Sie ihm, er kann mich jederzeit anrufen.«
Vagn Skærbæk hatte sich bei jedem beklagt, der ihm zuhörte. Die meisten waren jetzt unterwegs. Nur er war noch da, zusammen mit Leon Frevert. Zu zweit luden sie einen Stapel Haushaltsgegenstände in einen der kleineren roten Transporter um.
»Wie ein Verbrecher verhört zu werden, das nimmt dich ganz schön mit. Als ob ich was getan hätte. Als ob einen jemand angeschwärzt hätte.«
Frevert hatte die schwarze Wollmütze gegen eine Baseballmütze getauscht. Der Schild war nach hinten gedreht. Er sah lächerlich aus.
»Und ob du’s glaubst oder nicht, die stellen dir immer wieder dieselben Fragen, stundenlang.«
Frevert trug einen Teppich zu dem Transporter hinaus. Anton und Emil kickten einen Fußball über den Hof. Frevert kam zurück und hob einen Karton mit Geschirr auf. Skærbæk trat dicht vor ihn hin und sah ihm ins Gesicht.
»Irgendwer hat denen einen Tipp gegeben. Warst du’s?«
Frevert war größer als er, aber magerer und älter.
»Was meinst du denn damit, Vagn? Was sollte ich denen denn gesagt haben?«
»Irgendein Schweinehund muss es gewesen sein …«
Frevert lachte.
»Kriegst du jetzt Verfolgungswahn? Die knöpfen sich bloß jeden vor, der irgendwie in Frage kommt.«
Eine junge Stimme rief: »Vagn. Vagn.«
»Spielt ihr etwa mit meinem Fußball?«, rief Skærbæk. »Ich hab euch doch gesagt, das ist meiner. Wie könnt ihr es wagen …?«
Er zog den Kopf ein wie ein Gorilla, machte ein wütendes Gesicht und kam im Affengang nach draußen. Die Jungs rannten kreischend davon. Skærbæk fing sie ein und klemmte sich Anton unter den rechten, Emil unter den linken Arm. So schleppte er sie herum und genoss ihr fröhliches Geschrei, als Birk Larsen mit Pernille und einer Frau im Business-Kostüm herunterkam. Skærbæk setzte die Jungen ab.
»Mein Ball«, wiederholte er. »Denkt dran.«
Sie liefen kichernd davon und spielten weiter mit dem Fußball. Die Frau ging zu ihrem Auto. Birk Larsen gab Skærbæk die Visitenkarte und sagte, falls die Polizei noch mal auftauche, solle er diese Nummer anrufen. Skærbæk bedankte sich und steckte die Karte ein.
»Wir kriegen gleich einen Satz Regenrinnen, Theis. Leon kann mitkommen. Ich mach das.«
»Ja. Zum Anbauen von Regenrinnen ist ein Knirps wie du genau der Richtige. Leon kann hierbleiben. Ich zeig dir, wie’s geht.«
Die Jungs zupften schon wieder an Vagns Latzhose.
»Es wird Zeit, dass ich mit den beiden Bengeln mal wieder in den Spielzeugladen fahre, Pernille. Ich komm nachher wieder und hol sie ab, okay?«
Sie musterte ihn.
Es dauerte lange, aber schließlich sagte sie: »Ja, okay.«
Hartmann stand in dem Mahagoni-Büro im Halbdunkel am Fenster und berichtete von der Unterredung mit Lund.
»Na super«, sagte Weber. »Wenn’s Holck nicht war, wer war’s dann?«
»Keine Ahnung.«
»Heißt das, wir sind wieder im Rennen?«, fragte Skovgaard. »Und sie nehmen die Wohnung unter die Lupe? Uns?«
Hartmann zuckte die Schultern. Weber lehnte sich zurück, schloss die Augen und sagte: »Wenn’s nach dir ginge, müsste sich die Polizei doch längst mit Bremer befassen. Was ist mit deiner Anzeige?«
»Er ist schuldig. Sie befassen sich damit, wenn sie dazu kommen.«
»Wann wird das sein, Troels? Ein, zwei Monate nachdem wir die Wahl verloren haben? Ich hab dich davor gewarnt, den alten Mistkerl mit seinen eigenen Waffen zu schlagen.«
»Die Polizei wird Stokke vernehmen. Die kann er nicht anlügen. Bremer läuft die Zeit davon.«
»Uns aber auch«, sagte Skovgaard. »Bis jetzt bleibt’s dabei, dass Bremer an der Debatte heute Abend teilnimmt.«
»Warum auch nicht?«
Sie sah ihn an, als hätte er eine idiotische Frage gestellt.
»Wenn wir in der Situation wären, würde ich dich nicht an die Öffentlichkeit lassen. Wozu soll das gut sein? Ich kapier nicht …«
»Dilettanten!«, lästerte Morten Weber. »Wieso arbeite ich mit solchen Dilettanten?«
Hartmann wartete auf die Erklärung.
»Gert Stokke ist verschwunden«, sagte Weber. »Ich hab
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