Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
Polizei hat ihren Pass nicht gefunden. Sie haben uns immer wieder danach gefragt.«
Er starrte sie an. Der andere Theis. Der kalte, der nur sagte: Frag nicht. Bleib mir vom Leib.
»Aber ich finde wirklich, du solltest nicht mit ihm drüber reden«, sagte Skærbæk. »Ich hab ihm versprochen …«
»Natürlich reden wir mit dem Jungen«, fuhr Pernille ihn an. »Morgen fahren wir rüber und sehen nach. Ich will wissen …«
»Der ist da nicht!«, brüllte Birk Larsen.
Sie schloss für einen Moment die Augen, versuchte, sich zu beherrschen.
»Er ist nicht da«, wiederholte er leiser. »Und morgen hat Anton Geburtstag.«
»Theis …«
Er ließ seine großen Hände über dem Tisch durch die Luft sausen.
»Und jetzt ist Schluss«, sagte er.
Draußen im großen Fernsehstudio in Amager, wenige Minuten vor der letzten Live-Diskussion vor der Wahl, besprach Poul Bremer Einzelheiten mit dem Produktionsteam.
»Ich vertrete die größte Partei. Ich spreche als Letzter«, sagte Bremer.
Der Produzent hatte sichtlich keine Lust auf einen Streit. »Ausgemacht war«, sagte Rie Skovgaard, »dass wir losen.«
»Ich hab mich da nicht festgelegt. Wir machen es so wie immer. Das letzte Wort hat die führende Partei. So werden wir …«
Sein Handy klingelte. Er ging beiseite und nahm das Gespräch an.
»Vielleicht sollten wir das mit der Auslosung fallenlassen«, sagte der Produzent. »Wenn es deswegen Ärger gibt.«
»Wir hatten eine Vereinbarung.«
Bremer hörte dem Anrufer aufmerksam zu und sah dabei Skovgaard direkt an.
»Wir gehen in zehn Minuten auf Sendung«, sagte der Produzent.
Poul Bremer kam zurück, strahlend, die Liebenswürdigkeit in Person.
»Also, losen wir’s meinetwegen aus. Ich bin optimistisch.«
Die grauen Augen ruhten auf Skovgaard.
»Wenn wir hier fertig sind, gibt es sowieso nichts mehr, worum man noch spielen könnte.«
Hartmann war noch in der Garderobe und telefonierte mit Morten im Rathaus.
»Warum ist Bressau rausgeflogen, Morten? Ich will die Wahrheit.«
»Vermutlich weil er grandiosen Mist gebaut hat. Bist du nicht gleich im Fernsehen?«
»Warum ist er entlassen worden?«
Weber zögerte.
»Hier kursieren wie immer alle möglichen Gerüchte. Wenn man die alle glauben wollte …«
»Sag mir die Wahrheit, verdammt nochmal! Ich hab gerade wieder einen Anruf von diesem Mistkerl Salin gekriegt. Jetzt kann er mich festnageln, hat er aufgetrumpft. Womit, will er nicht sagen. Bremer hat angeblich den Beweis und will ihn nach der Debatte übergeben. Ich muss das wissen. Was ist es?«
»Der will dich doch nur verunsichern. Und das gelingt ihm ja scheint’s auch.«
»An wen hat Rie das Päckchen geschickt? An Lund?«
»Ich weiß es nicht, und ich hab ehrlich gesagt auch nicht vor, es rauszukriegen. Ich hab Wichtigeres zu tun.«
»Könnte es sein, dass Rie niemanden in die Wohnung gelassen hat?«
»Theoretisch natürlich schon. Aber jeder andere aus dem Büro kommt genauso in Frage.«
»Hast du überprüft, was sie an dem Freitagabend gemacht hat?«
»Ich bin nicht dazu da, andere zu bespitzeln.«
»Ich hab gefragt …«
»Nein, Troels. Ich mach da nicht mit. Basta.«
Die Verbindung brach ab. Als er sich umdrehte, stand Skovgaard in der Tür.
»Alles in Ordnung?«, fragte sie. »Es wird Zeit.«
Er antwortete nicht.
»Das ist die letzte Debatte vor der Wahl.« Sie gab sich wieder ganz professionell, sah ihm in die Augen. »Die Leute nehmen den Eindruck, den sie nachher bekommen, mit in die Wahlkabine.«
Noch ein Produkt, das verkauft werden musste. Eine Marionette, die ihr Vater vom Parlament aus dirigieren konnte.
»Alle Umfragen besagen, dass du und Bremer es unter euch ausmacht. Die Minderheitsparteien überzeugen niemanden. Nur ihr zwei spielt eine Rolle.«
Er nickte.
»Wenn sie den Mordfall zur Sprache bringen, halt dich an das, was wir besprochen haben. Du musst betonen, dass du alles tust, um den Ermittlern zu helfen. Du bist der neue Besen. Du stehst für Klarheit und Aufrichtigkeit. Bremer ist der mit den Leichen im Keller. Verdammt, Troels, hörst du mir überhaupt zu?«
Er schaute ins Studio. Bremer saß da. Selbstbewusst. Strahlend.
»Troels. Das ist wichtig.«
Sie verstummte, wirkte nervös. Ein Assistent kam an die Tür und bat ihn, seinen Platz einzunehmen. Hartmann ging auf das helle Licht zu, drehte sich noch einmal um und sah sie im Halbdunkel an.
»Ich weiß, was du getan hast.«
»Was …?«
»Ich weiß alles darüber. Bremer weiß es auch.«
Keine
Weitere Kostenlose Bücher