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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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Wangen ab. Sie drückte ihn an sich. Er hielt sie fest.
    »Ich wollte, ich hätte alles besser machen können, Süße.«
    »Ich weiß. Ich weiß.«
    Zwanzig Minuten später holte sie Anton von der Feier ab. Er schien nicht müde. Aber auch nicht glücklich.
    »Hast du auch nicht zu viel gegessen? Papa kocht.«
    »Hab nicht viel gegessen.«
    »Hast du die Einladungen zu unserer Housewarming-Party nächste Woche verteilt?«
    »Ja.«
    Sie sah ihn im Rückspiegel an. Lächelte.
    »Auch an die Mädchen?«
    »Auch an die Mädchen«, seufzte er.
    Er wollte nicht reden. Sie schon.
    »Die machen den Keller als Letztes fertig«, sagte Pernille. »Das Haus wird richtig schön.«
    Er drehte den Kopf hin und her. Schaute auf die Vesterbrogade im Regen hinaus.
    »Bist du Onkel Vagn noch böse, weil er’s uns gesagt hat?«
    Sie drehte sich kurz um und sah ihn an.
    »Jetzt, wo wir wissen, dass da kein Pass war, ist alles besser, stimmt’s?«
    »Irgendjemand hat ihn vorher weggenommen«, sagte er mit einer scharfen, jungen Stimme, die ihr den Atem raubte. »Irgendjemand.«
    »Nein! Bestimmt nicht! Mein Gott … Anton. Warum denkst du dir andauernd solche Sachen aus?«
    Er steckte die Arme in seine Jacke, sagte nichts.
    »Niemand hat ihn weggenommen. Manchmal …« Sie schaute wieder in den Spiegel. Wenigstens hörte er zu. »Manchmal sieht man Sachen, die in Wirklichkeit gar nicht da sind.«
    Er schaute in den Spiegel, suchte ihren Blick.
    »Das stimmt doch, oder, Anton?«
    Der Junge saß in seinem Kindersitz, die Arme fest verschränkt. Den Blick auf den Rückspiegel gerichtet. Mit leiser, angstvoller Stimme fragte sie: »Warum sollte ihn denn jemand wegnehmen?«
    »Damit ihr euch nicht aufregt, du und Papa.«
    Er sah sie immer noch unverwandt im Spiegel an.
    »Wer, glaubst du, hat ihn weggenommen?«
    Schweigen.
    »Wer?«
    »Ich verpetze niemanden. Nie.«
    Er sah wieder zum Fenster hinaus. Als sie zu Hause ankamen, rannte er sofort die Treppe hinauf. Pernille ging ins Büro. Holte die Arbeits- und Terminpläne hervor. Fand die Arbeitsliste für das bewusste Wochenende. Der Name der Bürobedarfsfirma stand da. Und eine Telefonnummer. Sie rief an, bekam den Anrufbeantworter.
    »Mein Name ist Pernille Birk Larsen. Wir sollten einen Umzug für Sie machen. Einer unserer Mitarbeiter hat Ihnen abgesagt. Könnten Sie mich bitte zurückrufen. Damit wir eventuelle Missverständnisse aufklären können? Danke.«
    Lund ließ den Leihwagen zwei Straßen vor dem Haus in Humleby stehen, am Ende einer Sackgasse, ein gutes Stück von der Straße entfernt. Dann ging sie mit der Kapuze auf dem Kopf durch den Regen bis zu der schmalen Straße. Birk Larsens Haus an der Ecke war eingerüstet und mit Folien verhängt. Drinnen brannte Licht. Die Tür war offen. Sie ging hinein, ohne anzuklopfen. Unten war niemand. Nur Topfpflanzen, Leitern, Folien, Pinsel. Ein Geräusch.
    Jemand kam aus dem Keller herauf. Lund blieb stehen und wartete. Es war Vagn Skærbæk. Er blieb oben auf der dunklen Treppe stehen. Sie erkannte nur seine schwarze Mütze, ein mit Farbe bekleckstes Sweatshirt und einen Werkzeugkasten, den er in der Hand trug.
    »Tut mir leid, dass ich Sie stören muss, Vagn …«
    »Mann, nicht schon wieder Sie.«
    Er ging an ihr vorbei bis ans andere Ende des Raums, ohne sich umzudrehen.
    »Es ist wegen Leon Frevert. Nur ein paar Fragen.«
    »Machen Sie’s kurz. Ich muss zu einem Kindergeburtstag.«
    »Die Nachricht, die Leon auf den Anrufbeantworter gesprochen hat. Haben Sie die noch?«
    Skærbæk kam ins Licht, schüttelte den Kopf.
    »Der andere hat mich das auch schon gefragt. Redet ihr eigentlich nie miteinander?«
    »Sagen Sie’s mir trotzdem.«
    »Nein, ich hab sie gelöscht. Ich wusste nicht, dass das wichtig war. Ging ja nur darum, dass irgendwer abgesagt hatte.«
    Er säuberte die Werkzeuge und legte jedes in seine Vertiefung in dem Kasten.
    »Was genau hat er gesagt?«
    »Das ist drei Wochen her. Können Sie sich jede Zehn-Sekunden-Ansage so lange …«
    »Haben Sie Nachsicht mit mir.«
    Skærbæk schaute an die Decke.
    »Ich glaub, er war irgendwie krank. Konnte an dem Wochenende nicht arbeiten.«
    »Sonst noch was?«
    »Nein. Und ich hab ihn nicht zurückgerufen. Es kotzt mich an, wenn sich Leute vor der Arbeit drücken. Aber zum Glück ist ja aus dem Umzug nichts geworden.«
    Lund ging hin und her, von der einen halb gestrichenen Wand zur anderen.
    »Wie hat er sich angehört? Hatte er Angst? Hat er irgendwie seltsam geklungen? Hat er

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