Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
Sofa.
»Wenn die Medien glauben, ich lüge …«
»Das hier ist ein Mordfall. Die Details sind vertraulich. Sie können hier nicht unsere Chancen gefährden …«
»Was ist mit meinen Chancen?«
Er war ein ungewöhnlicher Mann. Gesegnet mit dem Charisma des Politikers. Einer freundlichen, offenen Ausstrahlung. Er hatte es ganz ungeniert gesagt. Lunds Handy klingelte. Sie holte es aus ihrer Tasche, seufzte, als sie die Nummer sah, ging trotzdem ran.
»Bengt. Kann ich dich zurückrufen?«
Gehämmer im Hintergrund. Weit weg.
»Ich bin gerade beim Haus. Die Zimmerleute sind da. Sie fragen, welche Holzsorte wir für die Sauna wollen.«
Lund schloss die Augen. Hartmann blieb bei ihr stehen. Immerhin.
»Welches Holz nimmt man denn normalerweise für eine Sauna?«
»Kiefer.«
»Kiefer klingt gut.«
»Aber es kommt drauf an, was man …«
»Nicht jetzt. Ich ruf dich später an.«
Telefonat beendet.
Hartmann wollte zu der Frau zurück, die auf dem Sofa geduldig wartete.
Lund fasste ihn am Arm, sah ihm in die Augen. Es war etwas darin …
»Wir stehen kurz davor, ihn zu fassen. Kommen Sie uns nicht in die Quere.«
»Wie kurz? Heute noch?«
»Das hoffe ich.«
Hartmann zögerte.
»Okay«, sagte er. »Dann warte ich das ab. Vorausgesetzt, es passiert wirklich heute noch.«
»Danke«, sagte sie und ging zur Tür.
»Polarkiefer.«
Lund blieb stehen.
»Polarkiefer. Ist besser für eine Sauna als normales Kiefernholz. Hat nicht so viel Harz.«
»Ah.«
Meyer stand in der Tür, zurück von einem Streifzug durch die Flure. Zeit zu gehen.
Kirsten Eller lächelte, als Hartmann sich wieder zu ihr setzte.
»Schlechte Nachrichten, Troels?«
»Nein, nein. Kein Problem.«
Sie sah ihn aufmerksam an.
»Wirklich? Du wirkst besorgt.«
»Ich sag doch, es ist nichts.«
»Wenn ich mich von Bremer trennen soll, dann muss das hier eine Heirat werden. Nicht nur ein Flirt.«
»Natürlich.« Er nickte heftig.
»Das bedeutet absolute Ehrlichkeit in jeder Hinsicht.«
Hartmann lächelte sie an.
»Es gibt keine schlechten Nachrichten, Kirsten. Können wir jetzt weitermachen?«
Um kurz nach zwei standen Pernille und Theis Birk Larsen auf dem grauen Beton am Brunnen. Die Kinder kamen über den Schulhof gerannt, warm eingepackt in Jacken, Mützen und Handschuhe, Rucksäcke auf dem Rücken, leuchtend bunte Drachen schwenkend. Dienstag. Da wurde immer gebastelt. Emil, sieben, kurzes blondes Haar, Anton, sechs, rothaarig wie sein Vater früher. Kamen angestolpert, versuchten mit ihren Drachen den kalten Winterwind einzufangen. Emils Drachen war rot, Antons gelb.
»Warum ist Papa hier?«, wollte Emil sofort wissen.
Sie traten auf die graue Straße hinaus, achteten auf den Verkehr. Gingen vorsichtig hinüber. Kleine Hände in ihren. Anton fragte, ob sie im Park die Drachen steigen lassen könnten. Schmollte, als seine Mutter nein sagte. Dunkle Wolken hingen tief am Himmel. Sie packten die Sachen der Jungen in den Kofferraum. Ein Anruf. Vagn Skærbæks besorgte Stimme in Birk Larsens Ohr.
»Ihr kommt jetzt besser nicht nach Hause«, sagte er.
»Warum nicht?«
»Die Polizei ist hier. Sie durchsuchen gerade Nannas Zimmer. Ein paar Fotografen sind auch da.«
Birk Larsen blinzelte, sah, wie Pernille die Jungen in ihren Kindersitzen anschnallte, die Gurte kontrollierte. Ein Kuss auf die Stirn. Nicht wütend werden, dachte er. Nicht jetzt.
»Wie lange brauchen die?«
»Keine Ahnung. Soll ich sie rausschmeißen?«
Birk Larsen wusste nichts zu sagen.
»Es ist wegen der Jungs, Theis. Die sollten das nicht sehen.«
»Nein. Ruf mich an, wenn sie weg sind.«
Sie stiegen ein, und er sagte: »Gut. Wir lassen die Drachen steigen.«
Zwei kleine Jubelschreie ertönten auf dem Rücksitz, zwei kleine Fäuste wurden in die Luft gestoßen. Pernille sah ihn an. Worte waren überflüssig. Sie wusste Bescheid.
Meyer fuhr auf seine übliche Art.
»Und, hat Poster-Boy deine Stimme?«
»Soll heißen?«
»Du hast ihn angelächelt, Lund.«
»Ich lächle viele Leute an.«
»Er hat immer wieder auf deinen Pulli geschaut.«
Sie trug noch immer den schwarz-weißen Pullover von den Färöern. Er war warm und bequem. Sie hatte ihn während des Urlaubs direkt nach der Scheidung gekauft, als sie versuchte, den Schock für Mark abzumildern. Später hatte sie noch mehr von diesen Pullovern gekauft, so gut gefielen sie ihr. Verschiedene Farben, verschiedene Muster. Es gab da einen Versand.
»Als ich meine Großmutter das letzte Mal gesehen habe,
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