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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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schließlich. »Nanna ist tot.«
    Pernille wartete.
    »Sie kommt nicht wieder.«
    Sechs und sieben, helle Augen, glitzernd unter der Lampe, in deren Schein sie immer gemeinsam zu Abend aßen. Statische Gesichter sahen sie von der Tischplatte an.
    »Warum nicht, Papa?«, fragte Emil.
    Überlegte. Rang um Worte.
    »Im Wildpark, da haben wir doch mal den großen Baum gesehen. Wisst ihr noch?«
    Anton sah Emil an. Dann nickten beide.
    »In den hatte der Blitz eingeschlagen. Und einen dicken Ast weggerissen …«
    War das Realität, fragte er sich. Oder Phantasie? Oder eine Lüge, damit Kinder einschlafen konnten, wenn es dunkel wurde?
    »Einen dicken Ast weggerissen. Ja …«
    Es spielte keine Rolle, dachte Birk Larsen. Lügen konnten auch ihre Wirkung tun. Genauso wie die Wahrheit. Besser manchmal. Schöne Lügen konnten Schlaf bringen. Hässliche Wahrheiten nie.
    »Bei uns hat auch der Blitz eingeschlagen, könnte man sagen. Und uns Nanna weggerissen.«
    Stumm hörten sie zu.
    »Aber so wie der Baum im Wildpark weiterwächst, werden wir auch weiterwachsen.«
    Eine gute Lüge. Sie machte ihm ein wenig Mut. Er drückte unter dem Tisch Pernilles Hand und sagte: »Das müssen wir auch.«
    »Wo ist Nanna jetzt?«, fragte Anton, der Jüngere, Flinkere.
    »Es passt jemand auf sie auf«, antwortete Pernille. »In ein paar Tagen gehen wir alle zusammen in die Kirche und sagen ihr auf Wiedersehen.«
    Die glatte Stirn des Jungen legte sich in Falten.
    »Kommt sie nie wieder zurück?«
    Mutter und Vater, ein rascher Blick. Es waren Kinder. Kostbar, noch ganz in ihrer eigenen Welt. Man durfte sie nicht daraus vertreiben.
    »Nein«, antwortete Pernille. »Ein Engel ist gekommen und hat sie in den Himmel geholt.«
    Noch eine gute Lüge. Sechs und sieben, glitzernde helle Augen. Nicht Teil des Albtraums. Nicht …
    »Wie ist sie gestorben?«
    Anton. Natürlich.
    Die Worte wollten nicht kommen. Pernille trat an die Pinnwand, betrachtete die Fotos, die Stundenpläne, die Pläne, die sie gemacht hatten.
    »Wie ist sie gestorben, Papa?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Papa.«
    »Das … passiert manchmal einfach so.«
    Die Jungen verstummten. Er hielt ihre Hände. Fragte sich: Haben sie mich schon jemals weinen sehen? Wie lange wird es dauern, bis sie es wieder sehen?
    »Es passiert einfach so.«
    Lund und Meyer stiegen die Treppe hinauf, klingelten, warteten. Der Flur lag im Dunkeln. Kaputte Glühbirnen. Es stank nach Katzenpisse.
    »Dann bist du jetzt mit deiner Mutter zusammengezogen statt mit diesem Norweger?«
    »Bengt ist Schwede.«
    »Merkst du da einen Unterschied?«
    Unter der Adresse, die sie bekommen hatten, machte niemand auf. Reklame stapelte sich vor der Tür. Lund ging zur Wohnung nebenan. Hinter der Milchglasscheibe brannte Licht. Villadsen stand auf dem Namensschild. Meyers Funkgerät krächzte. Viel zu laut. Sie warf ihm einen wütenden Blick zu und klopfte an die Tür. Nichts.
    Sie klopfte noch einmal. Meyer stand neben ihr, die Fäuste auf den Hüften, schweigend. Sie musste fast lachen. Wie die meisten Männer der Mordkommission trug er seine Neun-Millimeter-Glock in einem Halfter am Hosenbund. Er sah aus wie ein Comic-Cowboy.
    »Was ist?«
    »Nichts.« Sie unterdrückte ein Lächeln. »Gar nichts.«
    »Wenigstens hab ich eine Pistole. Wo ist …?«
    Ein Rasseln. Die Tür öffnete sich um die wenigen Zentimeter der Kette. Eine alte Frau, das Gesicht im Dunkeln nicht deutlich zu erkennen.
    »Guten Abend. Wir sind von der Kriminalpolizei. Sarah Lund.« Sie zeigte ihren Ausweis vor. »Wir müssen Frau Geertsen sprechen, Ihre Nachbarin.«
    »Die ist verreist.«
    Alte Leute und Fremde. Angst und Misstrauen.
    »Wissen Sie, wohin?«
    »Ins Ausland.«
    Die Frau machte Anstalten, die Tür wieder zu schließen. Lund streckte die Hand aus, um sie daran zu hindern.
    »Ist Ihnen heute im Treppenhaus irgendwas Besonderes aufgefallen?«
    »Nein.«
    Ein Geräusch aus der Wohnung. Die Frau ließ Lund nicht aus den Augen.
    »Haben Sie Besuch?«, fragte Meyer.
    »Das ist nur meine Katze«, sagte sie und schlug schnell die Tür zu.
    Gleich darauf, wieder im Streifenwagen, Lund am Funkgerät, Meyer neben ihr. Er wurde immer unruhiger.
    »Wir brauchen Verstärkung. Der Verdächtige könnte sich in dem Haus aufhalten.«
    »Wir schicken einen Wagen«, kam die Antwort.
    Sie sahen zu den Fenstern der Wohnung hinauf.
    »Das Licht ist aus«, sagte Meyer. »Er weiß, dass wir hier sind.«
    »Die Kollegen sind unterwegs.«
    Er zog die Glock aus dem

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