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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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ließ er den Mann in dem grünen Jägermantel aus den Augen, sah sie.
    »Es ist vorbei.«
    »Gar nichts ist vorbei«, knurrte Skærbæk. »Noch nicht. Das weiß sogar so ein großer blöder Tölpel wie du. Hab ich nicht recht? Mach schon. Du kommst nach höchstens zwei Jahren wieder raus. Was hast du zu verlieren?«
    Ein kurzes, hartes Lachen.
    »Du wirst ein Held sein, Theis Birk Larsen. Der Rächer. Das wird dir doch gefallen, nein?«
    Vom Rand der Lichtung flehte Pernille mit ihrer weichen, angstvollen Stimme: »Komm, lass uns heimfahren, Theis. Lass uns heimfahren zu den Jungs.«
    Die Flinte sank herab.
    »Zu den Jungs. Schau mich an. Schau mich an. Geh weg von ihm.«
    Birk Larsen machte einen Schritt rückwärts, ließ den Blick über die kleine kreisförmige Lichtung im Pfingstwald schweifen. Männer mit Lampen umringten sie jetzt auf allen Seiten, wie eine Schar neugieriger Zuschauer bei einer Schaustellung. Wie das Publikum in einer Arena. Rückten unaufhaltsam näher.
    Lunds harte, verängstigte Stimme rief: »Werfen Sie die Waffe weg, Theis. Werfen Sie die …«
    »Ich hab mir die Ohren zugehalten«, sagte Skærbæk plötzlich. »Weil ich es nicht ausgehalten hab, wie sie geschrien hat. Kannst du dir das vorstellen?«
    Birk Larsen sah wie gebannt auf ihn, sah und hörte nichts anderes. Skærbæks Gesicht hatte sich verändert. Es war nur noch Furcht und Verzweiflung. Doch immer noch entschlossen.
    »Als ich sie ins Wasser gestoßen hatte, ist es noch ewig weitergegangen … Mein Gott. Sie hat gebettelt und geschrien und …«
    Skærbæks hohe, schwache Stimme brach. Sein Kopf drehte sich hin und her, in Angst, in furchtbarer Qual.
    »Bis zum Schluss hat sie gebettelt, ich soll sie da rauslassen.«
    Die Flinte hob sich, Skærbæks angstvolle Augen waren auf den großen Mann mit den grauen Bartstoppeln gerichtet.
    »Sie hat nach dir und Pernille gerufen. Grauenhaft. Ich hör’s immer noch.«
    Ein Schulterzucken unter dem grünen Jägermantel.
    »Aber mein Gott. Da war’s ja schon zu spät, verstehst du? Sie konnte schreien, so viel sie wollte, ich konnte verdammt nochmal gar nichts mehr tun … Na, was ist, keinen Mumm mehr in den Knochen, du jämmerlicher Schlappschwanz?«
    Die Flinte hob sich, gelbes Feuer in der Nacht, Rauch und ein gellender Schrei. Der Mann in dem langen Mantel wurde nach hinten gerissen. Griff sich an die Brust. Fiel in eine Hängematte aus dürrem Schilf. Das Gesicht zum Nachthimmel emporgewandt. Empor zu Theis Birk Larsen, der nicht auf die Rufe ringsum achtete. Lund. Pernille. Und auch nicht auf die schwarzen Gestalten, die auf sie zugerannt kamen.
    Er sah nichts anderes als den Mann auf dem Boden. Flinte an die Schulter. Das Gesicht entschlossen. Den Blick auf Skærbæks entsetzten Augen. Jemand schreit etwas, aber was soll’s. Blut auf dem grünen Mantel. Blut auf Vagn Skærbæks offenem, keuchendem Mund. Noch atmend. Noch lebendig.
    »Jetzt bist du mir was schuldig«, sagt Skærbæk, und mit den Worten kommen rote Blasen aus seinem Mund. »Du bist mir jetzt was schuldig, du Riesenidiot …«
    Ein zweiter Schuss kracht. Dann tritt Theis Birk Larsen zurück. Wirft die Jagdflinte weg. Schaut wie gebannt auf die zerrissene, verzerrte Gestalt zu seinen Füßen. Weicht zurück.
    Wortlos. Worte sind überflüssig.
    Um ihn herum kreisen dunkle Gestalten.
    Blaffen Befehle. Zielen mit Waffen.
    Er dreht seinen schmerzenden, benommenen Kopf, wie ein in die Enge getriebenes Tier, schaut um sich und sieht. Da steht eine Frau in einem schwarz-weißen Pullover, und sie weint. Eine Frau in einem beigen Mantel. Sie weint nicht.

Dreizehntes Kapitel
FREITAG, 21. NOVEMBER
    Fünf Uhr morgens. Brix war in seinem Büro. Lund wartete an einem Fenster in dem umlaufenden Korridor und schaute in den Hof vor den Arrestzellen hinab, in denen jetzt Theis Birk Larsen wegen Totschlags einsaß. In ein paar Stunden würde es hell werden, und dann waren Erklärungen gefragt. Es würde Pressekonferenzen geben. Der Fall Nanna Birk Larsen würde endgültig ad acta gelegt werden.
    Brix betrachtete die in Gedanken versunkene Frau durch die Glasscheibe. Sarah Lund, die sich in allem verlor, nur nicht in sich selbst. Gegen seinen Instinkt wünschte er, er würde öfter mit ihr arbeiten können. Nicht, um sie besser kennenzulernen. Das würde er nie schaffen. Aber da war er weiß Gott nicht der Einzige.
    »Lund!«, rief er und winkte sie herein.
    Sie trug noch ihren blauen Anorak und den Wollpullover, alles verdreckt

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