Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
Vom Netzwerk:
war, und ging den langen, geraden Weg Richtung Wald. Pernille an ihrer Seite. Ein Stück hinter ihnen waren Scheinwerfer und Blinklichter zu sehen. Die Geräusche von Männern und Funkgeräten. Ein Helikopter stand über ihnen in der Luft, sein greller Suchscheinwerfer tastete den Pfingstwald ab. Sie hatten nur eine einzige schwache Taschenlampe und das bisschen Mondlicht, das durch die dünne Bewölkung drang. Das Telefon klingelte.
    »Ich habe ein paar Streifenwagen und eine Hundestaffel vom Flughafen rausgeschickt«, sagte Brix. »Die haben den Transporter gefunden. Es ist niemand drin.«
    Sie erinnerte sich von damals an den Wald. Ein Labyrinth von Pfaden und Fahrwegen, kreuz und quer durchzogen von Gräben, Sümpfen und Kanälen. Manche Waldwege waren durch Holzstapel blockiert. Andere mussten nach dem Regen der letzten Tage der reine Morast sein.
    »Die Hunde …«, setzte Lund an.
    »Die Hunde haben Witterung aufgenommen. Sie verfolgen die Spur.«
    »Wie viele Leute haben Sie?«
    »Momentan fünf Patrouillen. Wo sind Sie?«
    »Im Wald. Vor ihnen, glaube ich. Wir müssen uns beeilen.«
    Sie hörte das Hundegebell. Sah tanzende Taschenlampen. Wartete. Sah eine mögliche Richtung. Sie zog die Karte heraus, die sie aus einem der Kästen hatte, die von der Naturschutzstiftung überall aufgestellt wurden. Erinnerte sich, wie Meyer gegrinst hatte, unter dem Arm einen toten Fuchs mit einer Drahtschlinge und einem Pfadfindertuch um den Hals. Lund ging weiter. Pernille folgte ihr.
    Theis Birk Larsen stolperte. Vagn Skærbæk war dicht hinter ihm, die Flinte in der Hand.
    »Los«, blaffte er und sah zu, wie der große Mann gegen einen Baumstamm taumelte. »Beweg dich.«
    Die Bäume waren hier dünner, standen dichter. Sie stapften durch Farnkraut und verfaultes Laub. Hundegebell. Männerstimmen. Birk Larsen überstieg einen kleinen Tümpel, rutschte aus, fiel auf die nasse Erde, strampelte in dem Schlamm.
    »Vagn …«
    Skærbæk schaute dem Mann auf der Erde ins ratlose, verdreckte Gesicht.
    »Was soll das denn, Vagn? Was zum Teufel …«
    Skærbæk feuerte eine Ladung Schrot in einen pilzbewachsenen Baumstamm einen Schritt von der sich im Matsch wälzenden Gestalt vor ihm, sah das gelbe Feuer und den umherspritzenden Schlamm.
    Hundegebell. Stimmen, die lauter wurden, näher kamen.
    »Steh auf. Geh weiter«, sagte er. »Bleib jetzt nicht stehen. Es ist nicht mehr weit. Dauert nicht mehr lange.«
    Lund hörte den Flintenschuss. Pernille stieß einen schrillen Schrei aus. Keine weiteren Schüsse.
    »Wo sind sie?«, keuchte Pernille. »Theis …«
    Eine Stimme in Lunds Ohr.
    Brix. »Was geht da vor?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wie nahe sind Sie dran?«
    »Ich weiß nicht. Ich …«
    Ihre Stimme ging im Lärm von Düsentriebwerken unter. Ihre Gedanken ebenso.
    Ein Graben voller grüner Algen. Birk Larsen strauchelte, fiel mit dem Gesicht voran hinein. Skærbæk reichte ihm die Hand. Durch Morast und dürre Zweige kämpfte er sich die Böschung auf der anderen Seite hinauf, keuchend, blutend. Die Baumstämme wurden dicker, standen weiter auseinander. In der Nähe Lichter. Das Stakkato-Gebell von Hunden, die eine Witterung verfolgen. Rufe ihrer Führer, Schreie im Dunkeln. Weiter vorn eine kleine Lichtung. Hohes Gras. Abgebrochene Äste. Ein Kreis inmitten der silbernen Bäume. Skærbæk in seinem grünen Jägermantel sah sich um, sagte: »Bleib hier stehen.«
    Im Wald fernes, sich langsam näherndes Flackern von Taschenlampen. Er drehte sich zu dem schwer angeschlagenen Mann um, dem das Blut von der linken Schläfe, ums Auge herum und über die Nase und die unrasierte Wange lief wie eine unheimliche Maske.
    »Theis. Gleich werden sie dir alle möglichen Sachen erzählen.«
    Birk Larsen stand gebückt da und begriff nichts.
    »Ich will aber, dass du’s von mir hörst.«
    Die Taschenlampe in der linken Hand, die Flinte in der herabhängenden rechten, horchte Vagn Skærbæk wieder, schüttelte den Kopf, lachte kurz.
    »Manchmal passiert was. Man weiß es nicht. Man sieht es nicht kommen. Dann ist es auf einmal da, und man kann nichts tun, um es aufzuhalten. Nichts …«
    Der große Mann mit dem blutigen Gesicht starrte ihn an.
    »Leon hat angerufen, um dir zu sagen, dass er Nanna in seinem Taxi mitgenommen und sie nahe der Wohnung in der Store Kongensgade abgesetzt hatte. Da war mir sofort klar, dass sie was vorhatte. Ich hatte sie schon mal am Bahnhof gesehen. Sie wollte mit diesem Kanaken durchbrennen. Dem blöden kleinen

Weitere Kostenlose Bücher