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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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Halfter und überprüfte sie.
    »Bis die kommen, können wir nicht warten. Ein Mann wie der. Eine alte Frau. Wir gehen rein.«
    Lund schüttelte den Kopf.
    »Und was dann?«
    »Müssen wir sehen. Du hast doch gehört, was die Schwester gesagt hat. Das ist ein Irrer. Ich warte nicht, bis die Alte tot ist.«
    Lund beugte sich zu ihm hinüber und sah ihm in die Augen. »Wir bleiben hier«, sagte sie.
    »Nein.«
    »Meyer! Wir sind nur zu zweit. Es gibt viel zu viele Fluchtwege …«
    »Nimm deine Pistole.«
    Allmählich reichte es ihr.
    »Ich benutze keine Pistole.«
    Derselbe Blick wie tags zuvor, als sie über Schweden gesprochen hatten. Perplex.
    »Was?«, fragte Meyer.
    »Wir gehen nirgendwohin. Wir warten.«
    Eine lange Pause. Dann nickte Meyer.
    »Du kannst ja warten, wenn du willst«, sagte er und sprang aus dem Wagen.
    In einem Wagen des Wahlkampfteams, der in hohem Tempo durch die Stadt fuhr, nahm Troels Hartmann den letzten Anruf entgegen. Eine Nachrichtenagentur. Offiziell diesmal. Ein Journalist, an dessen Namen er sich erinnerte.
    »Wir wissen von dem Wagen, Hartmann«, sagte der Reporter. »Nanna Birk Larsen wurde in einem Ihrer Fahrzeuge gefunden. Und Sie schweigen dazu. Warum eigentlich?«
    In der Wohnung über dem Lager weinte Pernille leise. Theis Birk Larsen hielt auf jedem seiner mächtigen Knie ein Kind, erzählte Anton und Emil noch mehr von Engeln und Wäldern, beobachtete ihre Gesichter, schämte sich für seine Lügen.
    Sarah Lund biss auf ein Nicotinell, dachte an Jan Meyer, dachte an das tote Mädchen, das aus dem Wasser kam.
    Dann öffnete sie das Handschuhfach, kramte zwischen den Kaugummipackungen, einem leeren Feuerzeug, Kleenextüchern und den Tampons und nahm ihre Pistole heraus.
    Auf halbem Weg die dunkle, muffige Treppe hinauf hörte sie Glas splittern. Sie rannte die restlichen Stufen hinauf und packte Meyer am Arm, als er gerade mit dem Pistolengriff die Scheibe in der Wohnungstür einschlug.
    »Verdammt noch einmal, was machst du denn da?«
    »Wonach sieht’s denn aus?«
    »Ich hab doch gesagt, du sollst warten!«
    Er schlug noch einmal gegen die Scheibe, verbreiterte das Loch mit dem Ellbogen, schaute Lund an und machte eine Kopfbewegung.
    »Du gehst nach links«, sagte er. »Ich nach rechts.«
    Er steckte die Hand durch, tastete. Ein alter Schlüssel drehte sich in einem alten Schloss. Die Tür ging auf. Drinnen war es finster wie die Nacht, aus der sie eben gekommen waren. Meyer schlüpfte hinein und war im nächsten Moment schon verschwunden. Sie ging langsam weiter, dicht an der Wand entlang. Die Glock in ihrer Hand fühlte sich ungewohnt an.
    In der Wohnung stank es nach Mottenkugeln und Salbe, Katze und feuchter Wäsche. Drei Schritte, und sie stieß gegen ein Sideboard, warf etwas mit dem Arm um, konnte es gerade noch festhalten, bevor es herunterfiel. Sie schaute hin: eine Porzellanfigur, ein bäuerliches Milchmädchen, lächelnd unter der Last ihrer Kannen. Lund stellte sie lautlos zurück. Ging weiter, trat auf etwas, und eine blecherne mechanische Stimme sagte: »Sie wiegen 57,2 Kilogramm.«
    Sie stieg von der Waage herab und fragte sich, was Meyer jetzt wohl dachte.
    »Sie wiegen 57,2 Kilogramm«, wiederholte die Waage.
    Irgendwo vorn ein Stöhnen. Dann Schritte. Eine Silhouette. Meyer, der vor ihr her tappte, die Pistole im Anschlag. Sonst kein Laut. Noch drei Schritte. Rechts eine Tür, offen. Mühsames, stockendes Atmen. Sie steckte die Waffe weg, ging hinein, tastete an der Wand, fand den Schalter. Im trüben Licht einer Wandlampe wand sich die alte Frau auf dem Boden. Sie war an Händen und Füßen gefesselt und mit einem Lappen geknebelt. Lund bückte sich, legte ihr eine Hand auf die Schulter und zog den Knebel heraus.
    Die alte Frau stieß einen langgezogenen qualvollen Schrei aus. Meyer stand fluchend daneben.
    »Wo ist er?«, fragte Lund. »Frau Villadsen?«
    »Was hat sie gesagt?«, schnauzte Meyer.
    Die Frau stöhnte, rang nach Luft. In Panik.
    »Was hat sie gesagt?«
    Lund sah ihn an. Horchte. Er begriff. Ging zurück in die dunkle Wohnung, tappte über die Bodenfliesen. Sie wartete.
    Du gehst nach links. Ich nach rechts.
    Galt das immer noch? Ja, vermutete sie. Meyer war ihr in mancher Hinsicht ähnlich. Man hatte einen Plan – und nur den einen. Man blieb dabei, bis sich etwas änderte. Er arbeitete auch nicht gern zu zweit. Sie nahm der Frau die Fesseln ab, sagte ihr, sie solle sich ruhig verhalten. Zwei dürre Hände packten sie.
    »Nicht

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