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Das verdrehte Leben der Amélie

Das verdrehte Leben der Amélie

Titel: Das verdrehte Leben der Amélie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Desjardins
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vor, als hätte ich dich schon mal irgendwo gesehen.« Dann ziehe ich sie überrascht nach oben und sage schließlich ein nicht allzu überraschtes, lässiges »Hi«.
    13:45
    Um diese Zeit bin ich mit Kat im Jugendzentrum verabredet. Ich soll reingehen, nach ihr Ausschau halten, als wäre sie das achte Weltwunder und sie fragen, ob sie mit mir shoppen kommt, damit sie mich in Sachen Mode und Styling berät. (Es soll so wirken, als wäre sie die absolute Expertin in diesen Dingen. Kat träumt schon davon, dass Ham so was sagt wie: »Cool, alle deine Freundinnen bitten dich um Styling-Tipps!«, was dann so viel heißen würde wie »Du siehst echt klasse aus!«)
    Ich komme ins Jugendzentrum und bin gleich voll in meiner Rolle. Ich tue so, als wäre ich außer Atem, weil ich die ganze Stadt nach Kat abgesucht habe. Dann sehe ich sie. Sie unterhält sich mit einem Typen.
    Ich: »Aaaah! Kat (keuch, keuch)! Ich habe dich überall gesuuuuuucht (keuch, keuch)! Du musst unbedingt mit mir shoppen gehen!«
    Kat: »O.k.«
    14:00
    Der Typ, mit dem sich Kat unterhalten hat, ist nicht Ham. Ham spielt gerade Star Wars und scheint sich nicht weiter um Kat zu kümmern. Wir brauchen also einen neuen Plan.
    14:15
    Der Automat, an dem Ham spielt, steht in einer Ecke. Man kann also nicht mal eben dran vorbeigehen, das wäre ziemlich auffällig. Ich habe Kat gesagt, sie soll einfach hingehen und »Hallo« sagen. Sie entgegnete, das würde viel zu konstruiert wirken, einfach hinzugehen und »Hallo« zu sagen. (Was mich darin bestätigte, dass »Hi« die richtige Wahl wäre, sollte ich jemals wieder Pseudo-Ryan über den Weg laufen.)
    15:00
    Wir hatten keine Zeit, uns einen neuen Plan zu überlegen. Ham ist einfach zu Kat rübergekommen, und seitdem redet sie mit ihm. Sie macht mir Zeichen, um zu signalisieren, dass ich jetzt zu Plan A zurückkehren soll: Sie anzuflehen, mit mir shoppen zu gehen, um raushängen zu lassen, was für ein cooles und beliebtes Mädchen sie ist. Wenn ich das jetzt mache wie besprochen, hätte ich wenigstens fürs Erste meine Ruhe und könnte gleich hier verschwinden. Dass ich trotz Kats eindeutigen Blicken (Ham muss denken, sie habe einen nervösen Tick oder so) noch zögere, liegt daran, dass Pseudo-Ryan ja noch vorbeikommen und ich dann meinen eigenen Plan in die Tat umsetzen könnte. Aber ich bin bereits eine ganze Weile hier und er ist immer noch nicht da. Wahrscheinlich kommt er auch gar nicht mehr. Ich geselle mich also zu Kat und Ham.
    Ich: »He Kat, ist doch echt nichts los hier. Kommst du mit mir shoppen?«
    Kat (mit einer seltsamen Stimme): »Ooooch, shoppen, das ist doch so was von oberflächlich!«
    Ham: »Ach was, geht doch! Wir sehen uns morgen, falls du dann wieder hier bist.«
    15:02
    Kat war völlig außer sich! Sie meinte, ich hätte alles vermasselt! Sie meinte, ich hätte total genervt gewirkt, und Ham – der außergewöhnlich sensibel sei – habe sich nicht zwischen uns drängen wollen. Während sie mich wütend beschuldigte, ihren großartigen Plan verdorben zu haben, sah ich Pseudo-Ryan. Als er zur Tür hereinkam, wusste ich sofort, dass er es war, obwohl er im Gegenlicht stand. Er hatte ein Skateboard unterm Arm und seine Haare schauten verstrubbelt unter seiner Mütze hervor. Ich hatte das Gefühl, ich würde gleich in Ohnmacht fallen! Es kam mir vor, als bewege er sich in Zeitlupe (was wirklich merkwürdig ist, technisch jedenfalls unmöglich). Er kam auf mich zu, sah mich aber offenbar nicht. Ich versuchte »Hi« zu sagen, doch ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke und statt »Hi« kam »A-i« heraus, in der Stimme Marge Simpsons, gefolgt von ersticktem Husten.
    Kat: »Alles klar, Am?«
    Ich: »Hust, hust, hust.« (Zehn Minuten lang, mit herausquellenden Augen und lilafarbenem Gesicht.)
    Pseudo-Ryan hat mich gesehen, mir zugelächelt und dann grüßend die Hand gehoben. Jedenfalls hat Kat das gesagt. Ich selbst habe mich nicht mehr getraut, aufzuschauen. Das war hoffentlich das allerletzte Mal, dass ich ihm begegnet bin!!! Irgendwann ist es echt genug! Ich habe beschlossen, dass dieser Horror-Hustenanfall meine letzte Peinlichkeit vor Pseudo-Ryan war. Ich habe Kat klargemacht, dass sie nicht weiter auf mich zählen kann, um einen Typen aufzureißen , weil ich nie wieder einen Fuß in dieses, noch in irgendein anderes Jugendzentrum setzen werde, noch in einen Skatepark, noch an irgendeinen anderen Ort – abgesehen von meinem Zimmer und der Schule, weil ich dazu leider

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