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Das verdrehte Leben der Amélie

Das verdrehte Leben der Amélie

Titel: Das verdrehte Leben der Amélie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Desjardins
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Dass sie mehr von mir erwartete. Eine Schülerin im Begabtenkurs müsse mindestens eine Zwei haben. Darauf antwortete ich:
    »Madame Claude, können Sie sich noch an die Note erinnern, die Sie in der Neunten für Ihr Referat bekommen haben?«
    »Ähm ... nein. Warum?«
    »Sehen Sie, ich hatte auch vor, sie zu vergessen.«
    Ich dachte schon, sie würde mich zum Direktor schicken (normalerweise passiert das, wenn ich so offenherzig bin), aber sie hat es nicht getan. Stattdessen hat sie gefragt, ob ich mich im Begabtenkurs am rechten Platz fühlte oder ob ich lieber in eine andere Gruppe wechselnmöchte, die besser zu mir passen würde. Das hat meinen Stolz getroffen und ich habe das natürlich verneint. Aber gefühlt habe ich mich wie eine Ausgestoßene.
    Danach bin ich zur Toilette gegangen, wo ich Kat mit Nadine und Marilou getroffen habe. Die drei redeten über ihren ersten Kuss. Kat stürzte sich auf mich und fragte, wie meine Note für mein Referat ausgefallen sei, und ich antwortete: »Ganz o.k.« Sie erwiderte: »War ja klar, dass du dir ganz umsonst Sorgen machst!« Nadine erzählte, dass sie eine Eins bekommen hatte (was ich bereits wusste) und dann fragte sie mich, wie denn mein erster Kuss gewesen sei. Ich weiß, Nadine hat das nur gesagt, um mich ins Gespräch miteinzubeziehen, und ich sollte ihr dafür dankbar sein. Trotzdem wurde ich den Eindruck nicht los, sie habe mir diese Frage nur gestellt, um mich spüren zu lassen, dass ich das einzige Mädchen auf der Toilette war, das noch nie einen Freund hatte und noch nie geküsst hat. Also habe ich blitzschnell überlegt und mich daran erinnert, wie ich Daniel Radcliffe in 2D auf dem Poster zu Harry Potter und der Feuerkelch einen Kuss gegeben hatte, und erwiderte: »Der letzte Typ, den ich geküsst habe, war ... ziemlich distanziert. Kein besonders guter Küsser.«
    Als wir die Toilette verließen, hat Kat mich gefragt, wer denn mein Ex-Freund sei, und ich habe ihr gestanden: »Das Daniel-Radcliffe-Poster!« Ich dachte, sie würde ersticken, so sehr hat sie gelacht. Ich habe mich bei ihr bedankt, dass sie vor den anderen nichts gesagt hat. Das hätte alles verdorben, wenn Kat ausgerufen hätte: »Was, du hattest doch noch nie einen Freund???????!!!!!!!« Kat erwiderte, ich zitiere: »Das würde ich meiner besten Freundin niemals antun!«
    Erkenntnis: Auf der Toilette mit jemandem übers Knutschen zu reden, macht aus diesem Jemand noch keine Freundin, sondern nur eine Person, mit der man eine Erfahrung teilt.
    Erkenntnis Nr. 2: Trotzdem halte ich daran fest, dass die Liebe das Gehirn aufweicht, und als Person mit akuten Schulproblemen kann ich auf ein reibungslos funktionierendes Gehirn gerade absolut nicht verzichten!
    Erkenntnis Nr. 3: Wenn du in einem Begabtenkurs bist, betrachten dich die Mädchen der anderen Kurse mit einer gewissen Verachtung. Sie bezeichnen dich als Nerd, Streberin und Ähnliches. Aber eigentlich sind diese offensichtlichen Beleidigungen getarnte Komplimente, denn wenn man sie übersetzt, bedeuten sie: »Person mit überdurchschnittlicher Intelligenz«. Aber wenn man in einem Begabtenkurs die Dümmste ist, betrachten dich diese »Personen mit überdurchschnittlicher Intelligenz« als nicht würdig, Teil ihrer Gruppe zu sein. Ergebnis? Du gehörst nirgendwo dazu.
    Erkenntnis Nr. 4: Da ich am heutigen Tag zu mehreren Erkenntnissen gekommen bin, trifft auf mich der Satz zu: »Ich gehe schlauer zu Bett, als ich aufgestanden bin«. Das heißt, ich habe meinen I.Q. verbessert, was vielleicht dazu führt, dass sich auch meine Noten verbessern. Yes!
    Unbedingt erledigen: Zu mehr Erkenntnissen am Tag gelangen, um meinen I.Q. zu steigern.

Donnerstag, 24. November

    N ach der Schule habe ich die Hamsterbabys besucht. Sie sind megasüß! Julianne hat ihnen Namen gegeben. Ich habe Kats Schwester gefragt, wie sie ihr Geschlecht herausgefunden hat. Sie erklärte, sie hätte sie nicht umgedreht und nachgeschaut, sondern sie nach ihrem Gesicht beurteilt. Als Julianne das sagte, hat Kat die Augen verdreht.
    Der Hässlichste, der offenbar ganz nach seinem Vater kommt, heißt Bacon Junior. Derjenige, der Caprice am ähnlichsten sieht, heißt Buffy, und der Hamster, der wie eine Mischung aus beiden aussieht, heißt Bono. Diesen Namen hat ihr Vater ausgesucht, weil er auf die BandU2 steht und weil dann alle drei Namen mit »B« anfangen.
    Ich: »Hey!!! Ich kenne auch einen Bono!«
    Kat: »Ach ja? Wen?«
    Ich: »Einen Papagei. Er sagt: › Blöder Arsch.

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