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Das verdrehte Leben der Amélie

Das verdrehte Leben der Amélie

Titel: Das verdrehte Leben der Amélie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Desjardins
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Punkte zu machen.
    Er hat eine Theorie aufgestellt, dass es »Hundemenschen« und »Katzenmenschen« gebe und dass man nichtbeides zugleich sein könne. Ich habe eingeworfen: »Und warum gibt es dann Leute, die einen Hund und eine Katze haben?« Das hat ihm die Sprache verschlagen.
    Julianne hat ihn dann gefragt, ob er finde, dass Kat ein »Hamstermensch« sei, da sie einen Hamster als Haustier habe. Ich hatte Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken und Kat wurde rot und versuchte, schleunigst das Thema zu wechseln.
    Und dann hat Ham geredet und geredet und geredet. Es kam eine Theorie nach der anderen. Als er uns erklärte, warum japanische Filme besser als alle anderen Filme aus irgendeinem anderen Land sind, war ich kurz davor einzunicken (seine Stimme ist echt monoton und er spricht totaal langsaaam und seine Pseudo-Theorien sind für meinen Geschmack mehr als langweilig). Ich wurde allerdings blitzschnell wieder wach, als Julianne ihm ohne Vorwarnung einen Kräcker in den Mund steckte! Kat, die das nicht hatte kommen sehen, weil sie der Rede ihres Freundes so gebannt gelauscht hatte, rief empört: »Das sage ich Mama! Er hätte daran ersticken können.« Julianne erwiderte ungerührt: »Und ich sage Mama, dass du deinen Freund eingeladen hast, während du auf mich aufpassen solltest.«
    Der Krieg zwischen Kat und ihrer Schwester ist erklärt!
    P.S.: Ich habe darauf verzichtet, Kat zu sagen, dass ich die gleiche Idee hatte wie Julianne – nur etwa eine Stunde früher.

Montag, 28. November

    D ieser November ist echt deprimierend. Der Schnee, der neulich gefallen ist, ist wieder verschwunden, und es ist nur noch grau. Im Winter gibt es immerhin Schnee, also ist es, selbst wenn es trüb ist, wenigstens ein bisschen fröhlich. Aber jetzt ...
    Die Lehrer sind gestresst wegen der Prüfungen im Dezember und ziehen ihren Stoff megaschnell durch. Als hätten wir seit Anfang des Schuljahrs nur rumgetrödelt und müssten jetzt endlich anfangen zu arbeiten.
    9:45
    Alle Schülerinnen der Schule sind in die Aula bestellt worden. (Kat und ich freuen uns, dass Mathe ausfällt!) Monsieur Beaulieu hat eine Infostunde organisiert, in der sich eine gemeinnützige Organisation vorstellt, die ein Sorgentelefon für Jugendliche eingerichtet hat. Die Leute von Wir hören zu teilen Flyer aus und erklären, dass man sie kostenlos anrufen könne, wenn man einmal das Bedürfnis habe, sich jemandem mitzuteilen.
    Ich sehe mir den Flyer an. Es sind viele fröhliche Bilder darauf und kleine Sprüche nach dem Motto:
    »Du fühlst dich immer wie der Sündenbock? Ruf uns an, wir hören zu !« Daneben sieht man den Kopf einesJungen auf dem Körper eines Ziegenbocks. Ziemlich gruselig.
    »Du fühlst dich wie das fünfte Rad am Wagen? Ruf uns an, wir hören zu !« Das Bild zeigt ein zusammengerolltes Mädchen als Wagenrad.
    »Du fühlst dich nicht wie ein Fisch im Wasser? Ruf uns an, wir hören zu !« Und man sieht den Kopf eines Jungen auf dem Körper eines Goldfischs, der aus seinem Glas springt.
    Kat, die sich ebenfalls den Flyer anschaut, macht mich darauf aufmerksam, dass das Bild sie an Plutschi erinnert. Wir fangen leise an zu kichern, aber Monsieur Beaulieu hört uns sofort. Am liebsten würde ich mich melden und fragen: »Darf man auch anrufen, wenn man eine Mutter hat, die mit dem Schuldirektor zusammen ist?«, aber ich halte mich zurück.
    Als ich den Flyer umdrehe, sehe ich:
    »Du fühlst dich wie ein Außerirdischer? Ruf uns an, wir hören zu !«
    Ich höre mit einem Schlag auf zu lachen und mache mich auf dem unbequemen Stuhl in der Aula ganz klein.
    20:00
    Ich habe die Nummer von Wir hören zu schon sechsmal gewählt und jedes Mal wieder aufgelegt.
    Das siebte Mal schaffe ich es.
    Ehrenamtliche Mitarbeiterin bei Wir hören zu (mit einer freundlichen Stimme): » Wir hören zu, guten Tag!«
    Ich: »Äh ... ja, hallo, ich heiße Am...«
    Mitarbeiterin: »Du kannst ruhig anonym bleiben.«
    Ich: »Ah, o.k. ... also, ich heiße Ame ... l. Amel.«
    Mitarbeiterin: »Wir hören zu!«
    Ich: »Ich bin eine Außerirdische!«
    Mitarbeiterin: »Du meinst, dass du dich anders fühlst als die anderen ...?«
    Ich: »Also, das auch, aber ich glaube, dass ich wirklich eine Außerirdische bin.«
    Mitarbeiterin: »Warum?«
    Ich: »Hier die Beweise: 1) Ich habe kein Idol. Ich mag Daniel Radcliffe, aber nur, weil ich ihn süß finde und da ich noch nie jemanden geküsst habe, übe ich manchmal mit ihm ... ach ja, da wären wir schon bei Nummer 2): Ich

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