Das verflixte 4. Schuljahr
den schriftlichen Arbeiten nicht erklären kann.
Die Tatsache, dass sich Caroline in einer Stresssituation befindet, ist offensichtlich und vom Ansatz her durchaus normal und sogar bedeutsam. Ein Schauspieler oder Musiker, der ohne Lampenfieber auf die Bühne tritt, wird keine Meisterleistung ablegen können. Dasselbe gilt auch für schulische Prüfungen. Nimmt die Angst allerdings zu große Ausmaße an, müssen Sie unbedingt einschreiten. Kurzfristiger Stress kann das Leistungsvermögen zwar steigern, wird dieser Stress jedoch chronisch und wandelt sich gar zu einer ausgeprägten Prüfungsangst, kann dies Ihr Kind krank machen (vgl. auch das Kapitel zur Schulangst).
Um konkret auf Carolines Reaktion eingehen und ihr Unterstützung anbieten zu können, ist die Kenntnis der Ursache ihrer schlechten Noten von großer Bedeutung. So kann es beispielsweise sein, dass Caroline Angst hat, weil sie sich in Mathematik überfordert sieht. Dies zeigt sich etwa, wenn sie in Prüfungen anderer Fächer entspannter geht und dort konzentrierter mitarbeiten kann. Ein weiterer Hintergrund kann die Angst vor den Reaktionen im Elternhaus oder in der Klassengemeinschaft sein.
Machen Sie Ihrem Kind in diesem Fall in einem Gespräch klar, dass Sie keinesfalls wütend auf es sind, wenn es mit einer schlechten Note nach Hause kommt – vorausgesetzt natürlich, sie liegt nicht an mangelnder Vorbereitung! Ist der Grund für eine schlechte Note also nicht Faulheit, sollten Sie dafür Verständnis zeigen und Ihre Tochter oder Ihren Sohn trösten anstatt zu beschimpfen. Dies würde nämlich darin enden, dass Ihr Kind eine weiter gehende Angst entwickelt, weil es Sie nicht enttäuschen möchte, aber keinen Weg sieht, dies zu erreichen. Zeigen Sie Ihrem Kind also, dass Sie nicht die Note selbst begutachten, sondern seine Leistung bei der Vorbereitung auf die Arbeit.
Hat Ihr Kind Angst vor der Reaktion im Klassenzimmer (seine Freunde könnten über es lachen), ermutigen Sie es, indem Sie ihm aufzeigen, dass gerade diejenigen, die andere wegen vermeintlich schlechter Leistungen auslachen, die eigentlich Schwachen sind, die durch dieses Verhalten nur von ihrer eigenen Schwäche ablenken wollen.
Wichtig ist in jedem der geschilderten Fälle, dass Sie Kontakt mit der Schule aufnehmen und die Lehrerinnen und Lehrer Ihres Kindes über dessen Prüfungsangst unterrichten. Dort kann nur auf dieses Problem eingegangen werden, wenn es bekannt ist. Vertrauen Sie also den Expertinnen und Experten, die Ihnen und Ihrem Kind durchaus helfen können. So können die Lehrerinnen und Lehrer Ihrem Kind beispielsweise vor oder während der Klassenarbeiten Mut machen, indem sie ihm ein motivierendes Wort auf den Weg geben und es für bereits erbrachte oder gelöste Aufgaben loben. Außerdem können sie ihm und den anderen Schülerinnen und Schülern in der Klasse gestatten, einen Glücksbringer (etwa ein Stofftier) zur Arbeit mitzubringen und auf den Tisch zu stellen, der eine durchaus ernst zu nehmende psychologische Unterstützung bieten kann.
Eine schlechte Note zeugt also nicht zwangsläufig von Unverständnis oder Faulheit eines Kindes. Sie kann auch psychologische Gründe haben, die nichts mit Überforderung zu tun haben, sondern eher den Charakter Ihres Kindes widerspiegeln.
Es gibt beispielsweise Kinder, die während einer Klassenarbeit mit der Zeit hinten und vorne nicht klarkommen. Sie sind schlicht und ergreifend unkonzentriert, weil ihre Gedanken immer woanders sind. Dies erkennen Sie beispielsweise daran, dass Ihr Kind viele Flüchtigkeitsfehler (etwa unsinnige Rechtschreibfehler beim Diktat oder Zahlendreher in der Mathematikarbeit) macht oder ganze Aufgaben falsch vom Arbeitsblatt abschreibt.
Ihr Kind könnte auch unmotiviert und lustlos sein. Macht es seine Hausaufgaben beispielsweise fehlerhaft und unordentlich, wenn Sie es nicht ermahnen? Verliert Ihr Kind sofort die Lust am Lernen, wenn es etwas nicht auf Anhieb versteht? Auch wenn die Antworten in den Klassenarbeiten Ihres Kindes häufig nicht so recht zu den Fragen passen, kann dies ein Anzeichen dafür sein, dass es ihm an der richtigen Motivation fehlt.
Abhilfe bei schlechten Noten
Wichtig ist, dass Ihr Kind einen Grund dafür erkennt, wozu es lernen soll und worin sein Zugewinn darin besteht, und zwar unabhängig von den Noten. Eine Motivation einzig und allein auf Noten oder einer materiellen Belohnung aufzubauen, wird keinen langfristigen Erfolg versprechen können. Sagen Sie Ihrem
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